zurück Nr. 126
   

 

Gebrauche nie ein hartes Wort, wo ein glimpfliches seine Dienste tut. Dieser Rat gründet sich schon auf eine allgemeine Regel, daß wir, was wir auch tun mögen, nicht mehr Kraft anwenden, als zur Erreichung des Zweckes nötig ist, und keine andere, als die nötig ist, damit wir nicht in dem einen Falle etwas Überflüssiges, in dem andern etwas Verkehrtes, beidemal etwas Törichtes tun. Verachte meinen Rat, und du bereust es einst. Du wirst mit Gewalt nie erzwingen, was das Wohlwollen um ein gutes Wort, um einen freundlichen Blick, wohlfeil genug, zu gewähren bereit ist. Soll ich dir eine altbekannte Fabel in Erinnerung bringen? Der Sturmwind und die Sonne gingen damit um, einem Wandersmann den Mantel auszuziehen. Der Sturmwind schnaubte; tiefer hüllte er sich in seinen Mantel ein. Die Sonne schien. Da wird ihm wohl und warm, und er legt freiwillig den Mantel ab.

 

 

- glimpflich: i. S. v. anständig, nachsichtig; heute nur noch selten gebraucht
  (glimpflich davongekommen, verunglimpfen)