zurück Den 5. Januar 1805.
   

 

  Sehr oft gibt mir der Traum meine Mutter wieder, und ich bekomme sie immer nur unter einer von zwei Gestalten. Entweder ist sie erzürnt und will nichts von mir wissen, oder sie erscheint in der Verklärung der höchsten mütterlichen Milde und hat Vergnügen an meinen Liebkosungen. Immer habe ich das Bewußtsein dabei, daß ich sie lange entbehrt habe, und das Gefühl, daß ich sie nicht lange haben werde, aber nie frage ich mich, wo sie bisher war, oder wie sie mir wieder worden ist.
Es ist mir dunkel zu Sinne, als ob ich bisher nicht gewußt hätte, daß sie noch lebe.

Es scheint mir, die erste Entstehung der Träume sei ein unwillkürliches Spiel der Sinnennerven, besonders der Retina. Dort entstehen die ersten Bilder, Schwingungen und Eindrücke mechanisch und leiten sich alsdann zum Sitz der Seele fort, wo sie die nämlichen Wirkungen tun, als ob sie von wirklicher Wahrnehmung außer uns herrührten. Erst hinterher schafft sich die Seele Gedanken dazu, veranlaßt dadurch neue Bilder und bindet sie, so gut sie kann, in Einheit. Wenigstens mache ich bisweilen die Erfahrungen, daß ich mir wirkliche äußere Eindrücke, z. B. Schmerz eines Gliedes oder Töne, in dem Traum, den ich gerade alsdann habe, verwebe. Gewöhnlich wenn an dem Ort, wo ich lebe, die Sturmglocke geläutet wird, träume ich eine Feuersbrunst ein paar Minuten vorher, eh' ich zum wirklichen Erwachen komme.

Träumen wohl auch Blindgeborene? Träumen sie auch in einigem Zusammenhang?