zurück 28. November.
   

 

 

28. November. Man hat doch im Schlaf ganz andere Einfälle als im Wachen, wenn schon keine klügeren.

Ich begegnete dem Zureden eines Freundes, die Clarissa usw. zu lesen, mit der Antwort: Man müsse doch etwas für einen ändern Planeten aufsparen, und daraus entstand folgende abenteuerliche Komposition. Die Buchstaben eines Buches verhalten sich zu dem Buche, worin sie stehen, wie Seele zu Körper. Wenn das Buch verbrannt wird, vermodert usw., so ist's nur das Papier, die Buchstaben sind unsterblich und kommen an einen andern Ort. Dort werden sie wie unsre Seele mit einem neuen Körper vereinigt, der dem Wert dessen angemessen ist, was sie aussprechen. Klassische Werke, hier auf Löschpapier gedruckt, bekommen dort einen verklärten Körper (Prachtausgaben und so herab nach Verdienst). Nun ist unter den zahllosen Planetensystemen im Universum eines zur Bibliothek für die Unsterblichen bestimmt. Die Sonne in der Mitte stellt die gigantische Lampe oder den Kronleuchter vor, der die ganze Bibliothek erhellt. Die Planeten aber, in welchen die Bücher aufgestellt sind, drehen sich um die Sonne, aber nicht um die eigene Achse, so daß immer die nämliche Hemisphäre erhellt und die andere abgekehrt bleibt. Die klassischen Schriften genießen die Seligkeit der Sonnenseiten, je geringer sie an Gehalt werden, desto weiter hinaus rücken sie an den Rand, und die schlechten stehen auf der finstern Kehrseite in der Region des ewigen Heulens und Zähnklapperns. —
Ich dachte mir dabei mitunter die Bücher als lebendig, verwechselte auch wohl mit ihnen ihre Verfasser und rangierte sie klassenweise in die verschiedenen Planeten, erinnere mich aber dieser Verteilung nicht mehr. Wenn sie nach unserm Planetensystem zu verteilen wären, so könnten die Dichter in der Venus, die ökonomischen Schriften, Pferdebücher, Anleitung zum Bleichen, Kochbücher usw. usw. auf der Erde, und die philosophischen und neutheologischen, besonders die neuen Liturgien usw. usw., im Saturn oder Uranus ihren Platz finden.