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1. Das Schreiben und Rechnen
könnte dem Lehrer der 3. Klasse ganz überlassen werden.
2. Das Lateinische, so sehr es für Studierende eine Hauptaktion
(Hauptfach) ist und so langsam es auch mit Erlernung
desselben bisher zuging, könnte
in weniger Zeit mit besserm Erfolg betrieben werden, wenn nur die
Hindernisse, die
es bisher erschwerten, weggeräumt würden, d. h.
a. Wenn man die Jugend, eh das Lateinische angefangen wird, zu einem etwas
reiferen Alter gelangen ließe.
Da bey einem
Jüngling, der als Student in dem Gymnasium will angenommen werden, ein
Alter von 16 völligen
Jahren erfordert wird, so sollte billig ein verhältnismäßiges
Alter bey der Annahme und den Promotionen an dem
Pädagogium beobachtet werden. Rechnet man auch nach der
bisherigen Einrichtung für den Kursus in der ersten
Klasse drei, und in der andern zwey Jahre, so wäre es nicht
nöthig, daß ein Knab früher als nach dem eilften Jahr
die zweite Klasse besuchte.
b. wenn auch für dieses Alter nicht zuviel gefordert würde.
Mehrere
Lektionen der ersten Klasse, z. B. Horaz philosophische und gerichtliche
Schriften und mehr anderes
sollten eigentlich dem Gymnasium überlassen bleiben. Geschähe
dieses, so könte gleichförmig der Lehrer der zweiten
Klasse und der in der dritten etwas herabstimmen, und es wäre
genug, wenn die Tertianer, die nach Sekunda
promoviert werden sollen fertig und mit Verstand deklinieren,
komparieren, konjugieren, und etwas ganz leichtes
übersetzen könten.
c. wenn dagegen die Schüler in den zur Erlernung der Lateinischen Sprache
nöthigen und dienlichen Vorkenntnissen
länger und zweckmäßig unterrichtet würden und wie viele Zeit
bliebe hiezu übrig bis ins 11te Jahr? Ich rechne dahin
a. jede Kenntnis überhaupt, welche Namen sie haben mag, in
wiefern sie den Verstand übt, aufhellt und bereichert;
insbesondere aber
b. allgemeine Gramatik, für das Alter kurz und faßlich
eingerichtet, und Bekandtschaft mit der Büchersprache, beides
durch mehrere Übung und Kultur der
Muttersprache erreichbar. Nicht in der lateinischen Sprache als
lateinischen
ligen die Hindernisse ihrer leichten
und geschwinden Erlernung, vielmehr sollte sie wegen ihrer großen
Regelmäßigkeit eine der leichtesten
seyn, sondern darin, daß die Jugend in einem Alter, wo man ihr alles so
einfach als möglich machen sollte,
die Gramatik, die im Grund in allen unsern gebildeten Sprachen die
nemliche
ist, und den eigenen Bau der
Büchersprache insbesondere an einer noch ganz unbekandten Sprache lernen
und
üben soll. Der verschlungene Gang
eines Perioden, die Berbettung und Einschaltung der Sätze, die Stellung
der
Wörter, eine Wendung, oft eine
einzige Partikel und andere Eigenheiten der Büchersprache, die sind es,
welche
es oft allein schwer machen, Stellen
eines Buches zu verstehen, nicht weil es ein lateinisches Buch ist, das
der
Schüler lesen soll, sondern weil er
überall noch zu wenig gelesen hat. Und wie oft, wenn er iedes lateinische
Wort, mit einem teutschen, das er in
seinem Wörterbuch fand, treulich und gewissenhaft vertauscht hat,
versteht er erst den Sinn der
letztern nicht einmal, wenn es nicht glücklicherweise Ausdrücke des
gemeinen
Lebens sind, fühlt es nicht einmal,
wenn er von mehreren Ausdrücken gerade den unschicklichsten oder gar
von mehreren gerade die falsche
getroffen hat?
c. Allgemeine Begriffe und Bekandtschaft mit der
Materie die in dem Autor abgehandelt wird. Nichts kan der Jugend
verdrießlicher seyn, und die
Erlernung der Sprache mehr hindern, als wenn sie Sachen lesen und
übersetzen soll,
wovon sie keinen Begriff hat,
die also weder ihren Verstand beschäftigen noch ihre Aufmerksamkeit
binden, und
nichts zweckwidriger und
hinderlicher, als wenn man erst bei jedem Wort stehen bleiben und
begreiflich machen
muß, was praetorium, castra
metari, vineae et testudines, was consul, aedilis, tyrannus etc. sey.
Hierzu wäre
zugleich sehr dienlich und
erforderlich
d. wenn in Absicht der Autoren selbst eine
vortheilhafte Wahl getroffen würde. Ich rechne dahin
a. weniger Autoren zu gleicher
Zeit. Der Zusammenhang eines ieden wird durch das beständige Abwechseln in
einer
Woche nur zerstückelt, der Verstand verwirrt, die Aufmerksamkeit
zerstreut, und erwarten kann man
ohnehin
nicht, daß ein Knabe schon die eigenthümliche Verschiedenheit ieder
Schreibart und iedes Autors
bemerken soll, eh' er e i n e n ganz versteht. Und was
wäre sonst für ein Zweck erreichbar.
b. stetere Übergänge vom
leichtern zum schwerern.
c. die Wahl solcher Autoren,
die einen für die Jugend faßlichen und angenehmen Gegenstand bearbeiten.
Diese zwey Erfordernisse b. u. c. können schwerlich anderst, als durch
Einführung solcher Lesebücher
erreicht werden, die von Gelehrten unsrer Zeit absichtlich für die Jugend
entweder aufgesetzt oder
gesammelt sind. Denn darf es Erweisens, daß die römischen Schriftsteller
nicht für sie geschrieben haben?
Oder
darf man erwarten, daß 12jährige Knaben in Teutschland ein Buch
verstehen,, und mit Vergnügen lesen
sollen,
bey dessen Verfassung sich der Schriftsteller vor 1800 Jahren
römische Männer, Zeitgenossen und
oft
Augenzeugen der Begebenheiten dachte. Ich kenne eine einzige
Bedenklichkeit, daß da Ohr des Schülers
in
neuern Schriften nicht früh genug an reine latinität gewöhnt werde. Diese
Einwendung kann aber an einer
Schule
gerade am wenigsten gelten, wo man doch auch 5 Jahre lang das N. T.* übersezt, eh' man zu einem
ächt
griechischen Schriftsteller übergeht. Auch wäre es wohl ein demüthigender
Vorwurf für unser
pädagogisches Zeitalter, wenn wir keine Lesebücher auftreiben könten, die
wenigstens so rein von Schlaken
des
ehrenen Zeitalters als Justin, so frey von Archaismen als Phädrus, so
verwahrt von Spuren der
Eilfertigkeit als selbst manche Briefe des Cicero an seine Vertrauten,
endlich so unentstellt von unrömischen
Lesearten, als unsre gewöhnlichen Schulausgaben der lat. Autoren sind.
d. gänzliche Verbannung
der poetischen Schriften aus der Sekunda.
Nach diesen Voraussetzungen schiene es genug zu seyn,
wenn wöchentlich
a. nur eine Stunde der lateinischen Gramatik
insbesondere
b. 8 Stunden dem Lesen u. Uebersetzen der Autoren u.
c. etwa eine den sogenannten exeroitiis extempor.
gewidmet würde.
Würden nun als denn die Schüler der 3. Klasse wohl
vorbereitet geliefert, so müßte alles gefehlt seyn, wenn der
Lehrer der zweiten sie in zwey Jahren nicht so weit
fördern könte, daß der der ersten in weiteren drei Jahren dem
Gymnasium tüchtige Jünglinge liefern könte.
3. Für die d e u t s c h e Sprache hingegen
wären sowohl um der Realschüler willen als wegen der Studierenden,
weil die lateinische Lektion auf die teutsche gebaut
würde, vier Stunden wöchentlich nicht zuviel.
4. Für die griechische Sprache sind 5 Jahre (2 in Sec.
u. 3 in Prima)** nach dem was bey Annahme an das
Gymnasium scheint gefordert zu werden, offensichtlich
zu viel, da schon Sekundaner den Johannes ganz und
einen Theil eines andern Evangelisten ohne Mühe
durchgebracht haben; vielleicht könte also diese Sprache
ganz für die erste Klasse verspart oder oder wenigstens
nur im letzten halben Jahr getrieben werden.
5. Die Repetitionsstunde könte ganz weg bleiben.
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