XXXXX   Allgemeine Betrachtungen
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TEXT 75

       


 

   












Memento
Mori

2 a

Bald durch Geschäfte und Sorgen, bald durch Lockungen zum Genuß und unaufhörlich durch wechselnde Erscheinungen in der Sinnenwelt hin- und hergezogen und in sich selbst getheilt, bedarf das menschliche Gemüth öfterer Erinnerungen, ich möchte sagen Anschauung dessen, was in allen Zerstreuungen ihm nie verloren gehen und allen seinen Gesinnungen und Handlungen Einheit, Würde und Adel ertheilen, was den Geist über sich selbst und ü. die Erde erheben soll. Man erzählt, daß ein Erzbischof von Mainz — es war eines armen Wagners Sohn — um in seiner höhern geistlichen Würde die Demuth nicht zu verlieren, hin und wieder in seinem Pallast Wagenräder habe mahlen lassen, die ihn an seine Herkunft unaufhörlich erinnerten.
Und wir wissen daß gewisse Leute, um die Sterblichkeit nie zu vergessen, statt des Blumentopfes den Totenkopf in ihr Arbeitszimmer aufstellen und selbst an den Wänden der einsamen Klostermauern schien das M. M. nicht überflüssig.

       

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Dieser Text wurde als Teil der Betrachtung
 "Der Ackerbau, eine vorzügliche Schule der Religiosität"
 in "J. P. Hebels sämmtliche Werke, Achter Band" 1834 veröffentlicht.
Der Text wurde von allen späteren Herausgebern in dieser gedruckten Form übernommen - der. o. a. Text ist die Transkription des Autographen.

Der Autograph besitzt keinen Titel und unterscheidet sich in der Rechtschreibung erheblich vom Original - so z. B. bei der Verwendung von 'i' statt 'j', 'aker-' statt 'acker', 'seyn' statt 'sein' und vielfach 'th' statt 't'. Wie üblich hat der Satzbau durch den "hebeltypischen" sparsamen Einsatz von Kommas eine andere Rhythmik (die alle späteren Herausgebern wohl ihren Lesern nicht zuzumuten glauben konnten.

Die Teile '1.' + '2 b' + '3.' entsprechen Text 72; die Teile '4.' + '5.' entsprechen
Text 75; der Teil '7' entspricht Text 73; Teil '6' und mögliche weitere sind nicht vorhanden.
Die gesamte Ausarbeitung/Betrachtung enthält mehrere leere und/oder begonnene Seiten, dazu lange gestrichene Passagen, was darauf schließen lässt, dass der Text in mehreren Etappen verfasst und ev. deshalb im Karlsruher Konvolut bei der Restauration 1949 auch nicht in der 'richtigen' Reihenfolge gebunden wurde.
Nichts desto trotz bildet das "BLB-Buch" die Vorgabe dieser Website.

 

 

 
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      Transkription nach dem Autograph (Digitalisat der BLB Karlsruhe S. 274 - 276).

 

Das Jahr ist unbekannt, der Schrift des Originals nach
dürfte der Text um 1820 entstanden sein.