XXXXX   Allgemeine Betrachtungen
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TEXT 25

       

d. 10ten April 1809

       


1.   Abschied vom Winter   Sein Augenmerk, seine Beschwerden

2.   Vergleichung des Frühlings mit der Jugend

3.   Der Jugend mit dem Alter

           
dem männlichen
dem greisen
          von der günstigen und
ungünstigen Seite.
       
4.   Nihil est ab omni parte beatum
         
Ist es wahr, durch iedes Alter und durch alle Stände nach der Erfahrung?
Körperlich  -  Geistig  -  Äußerlich

Ist es begründet in der Natur außer uns, in uns selbst, und in unserer Bestimmung.

       
5.   Hat es wohlthätige Zwecke
           
Streben nach Höherem durch Kraft

Höheren Genuß des Selbsterrungenen nach Entbehrung und Kampf

Näheres und freundlicheres Zusammenrücken der Menschen durch
Bedürfniß
      Beysp. der Arme und Reiche, der Starke, der Weise.

       
6.   Über das Urtheil alter Leute, es sey nicht noch die alte Zeit, alles gehe
      ins Schlimmere.
          a,   die Behauptung selbst wird dargestellt, in Ansehen der Religion,
      der Sitten, der ganzen Natur.

b,   geprüft, was wahres daran seyn mag.

           
1,   allerdings nicht mehr die alte Zeit - täglich etwas anderes,
      bisweilen auch

2.   im einzelnen, und vorübergehend etwas Schlimmeres. Hang
      nach Früher, übertriebenen Luxus, Theurung etc.

         
c    die Behauptung in ihrer Allgemeinheit geläugnet und widerlegt.
           
1,   Die Klage ist schon mehrere 1000 Jahre alt
      Horat. Ætas parentum. Die Zeitalter. Die Welt müßte schon
      lange zerstört seyn, wenn sie sich seither verschlimmert hätte.

2.   Vieles ist besser geworden.

3.   Es läßt sich der Irrthum als solcher aus der Natur des Alters
      erklären.

             
α    manches ist im Großen geblieben, was es war, aber das
     Alter hat die Empfänglichkeit verlohren das Angenehme
     zu genießen, die Kraft oder den Leichtsinn des
     Unangenehmen zu ertragen.
      * durch Stumpfheit  
der Sinne  
   
Kalte Sommer
Freuden der Natur * des geselligen Umgangs
 
              β    Selbst das Bessergewordene mißfällt, blos weil es etwas
      anderes und neues ist.
           
Im Sternenschimmer hält die Wage von ieher eine feste Schere.**
       

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Nihil est ab omni parte beatum (lat.) = Nichts ist von jeder Seite schön.

Ætas parentum (lat.) = Unsere Eltern

** = Möglicherweise bezieht sich Hebel darauf: Die Waage gehört zu den klassischen 48 Sternbildern der Antike, bereits bei den Sumerern hieß das Sternbild "Waage", vielleicht weil die Sonne vor 4000 Jahren zur Zeit der Tagundnachtgleichen dort stand, vielleicht aber auch, weil zu dieser Zeit des Jahres die Steuern eingetrieben wurden. Die Steuereintreiber wogen die fälligen Getreidemengen mit Balkenwaagen ab.
Bei den Babyloniern und antiken Griechen dagegen wurden die Sterne dem Skorpion zugerechnet und stellten dessen Scheren dar.
Der Zusammenhang mit den vorhergehenden Gedanken wird nicht ausgeführt.

 

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  Transkription nach dem Autograph (Digitalisat der BLB Karlsruhe S. 80 - 83).