XXXXX   Allgemeine Betrachtungen
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TEXT 16

       

 

Plutarch als Biograph               

Über Ciceros Charakter nach Plutarch.             

Gleichförmigkeit desselben durch sein ganzes Leben in den mannigfaltigsten Lagen desselben.

       


Entschuldigung seiner fehlerhaften Seiten

         


a   der ungebändigten Ehr und Ruhmsucht

b   des Kleinmuthes und der schwerkranken Unschlüssigkeit in mißlichen Lagen.

c   des ungezügelten Witzes

       


1,   Er war Mensch

2,   Seine Fehler fallen theils der Natur, theils den Umständen auf Rechnung in Schuld.

         


a,  die Muthlosigkeit   pp   Kein Mensch gibt sich selber Herz   x*

b,  die Tugendsucht und Eitelkeit   er war aus geringem Stande empor gestiegen
     zu den höchsten Würden und Ehren, durch sich selbst zum Ritter Roms durch
     das Schicksals unter vielen gefahren und nachfolgenden Leiden. Wenn man
     theuer xxx, verkauft man theuer -
     Schon durch frühe und später durch allgemeine Bewunderung und Auszeichnung
     zu einer hohen Einbildung von sich selbst gereicht dabey nun seiner ursächlichen
     Schwächen sich bewußt.

c.  die Sucht durch Witz zu glänzen, ist nun ein Zweig der Begirde, bewundert zu
     werden.

       


3.   Er hat seine Fehler durch große Eigenschaften und Tugenden überwogen

         


Gelehrsamkeit, Beredsamkeit, Thätigkeit, Patriotismus, Gerechtigkeit, Humanität
vergütet

zu x*   Er war Gelehrter, - stand mehr als andre allein ohne mächtige
          FamilienVerbindung - fiel in die Periode großer Staatserschütterungen.

       
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                                    Der ewige Friede

       


a   wollte Gott er käme

b   er kommt nicht, so lange

         


1,   Irrthum
2,   Eigensinn
3,   Leidenschaft

           

α   Habsucht
β   Rachsucht
γ   Ruhm und Herrschsucht

       


Unter den Sterblichen noch solange dem unruhigen Geist ein stilles Wirken zu einförmig
und seine Umgränzungen zu rege sind.

Beweis   ex minori ad major
               xxx   - Kriege

       


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      male parta, male dilabuntur                    
       
1,   Beispiele

           Alexander, Agathokles der Spieler, der Betrüger ieder Art

2.   Grund

         
a,   Schlecht erworbenes Eigenthum ist seiner Natur nach unsicher. 1000 Ansprüche gelten darauf. Auf das recht erworbene - Keine.

b    Der Eigenthümer selbst legt keinen Werth darauf.

c,   Ihm fehlen zum Verwerten die gute Behauptung des Wohlstandes
      unentbehrlicher Eigenschaften. Arbeitsliebe, Weisheit Ordnungsliebe
      Häuslichkeit.

d    Leidenschaften beherrschen ihn die ienen Tugenden gerade entgegenstehen.

e    Er entbehrt das zum Wohlstand nöthige Zutrauen, die Liebe und Theilnehmung
      seiner Mitbürger

       

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pp (lat.) = perge, perge = usw.

ex minori ad major (lat.) = von dem Kleinen auf das Größere

xxx = unbek., nicht zu entziff. Wort

male parta, male dilabuntur (lat.) = übel erworbenes geht übel zugrunde

Agathokles * 361 oder 360 v. Chr. in Thermai auf Sizilien; † 289 v. Chr. in Syrakus)
 war ab 316 v. Chr. Tyrann von Syrakus und von 305/304 v. Chr. bis zu seinem Tod
König eines von ihm geschaffenen sizilischen Reichs.

 

 

 
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      Transkription nach dem Autograph (Digitalisat der BLB Karlsruhe S. 48 - 51).

 

Das Jahr ist unbekannt, der Schrift des Originals und des Inhalts nach
dürfte der Text um 1809 entstanden sein