zurück | Predigt am zweiten Christtage 1804 | |
Wir danken dir, Vater unsers Herrn Jesu Christi, für die Sendung deines Sohnes und für allen Segen, womit er seine Brüder auf Erden besucht hat, für seine Lehre, für seine Thaten, für seine Verheißungen, für den milden Trost der Unsterblichkeit, mit welchem er uns die Schrecken des Todes umhüllt hat. Ach daß wir so leben könnten wie er, so jede Stunde des kurzen Lebens für den großen Zweck des Lebens benutzen, und mit solchem Glauben an dich unserm Schicksal hier und unserer Bestimmung dort entgegen gehen! Vater wir beten zu dir um seinen Geist, — er leite uns in der Wahrheit, er stärke uns zu guten Gesinnungen und Thaten, und heilige uns zu den Freuden deines Reichs, zu welchem wir berufen sind. Auch die Andacht dieser Stunde erleuchte, bessere, beruhige uns. V. U. Text: Lukas 2, 15 — 29 15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten
untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte
sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
Die Freude, mit welcher die Hirten in unserm Evangelium das Kind zu Bethlehem begrüßten, und die Verwunderung und Hoffnungen, die sie durch die Nachricht dessen, was sie gesehen hatten, verbreiteten, sind ein Beitrag mehr zu einer allgemeinen Erfahrung, welche uns die evangelischen Nachrichten übereinstimmend mittheilen. Der Säugling an dürftiger Stätte fand überall, wo seine Geburt bekannt wurde, Glaube, und die Verheißungen in deren Geleite sich die Kunde von ihm ausbreitete, fanden Zutrauen. Die in der Finsterniß waren, erblickten ein helles Licht, und die da saßen im Ort und Schatten des Todes, denen giengen die Sterne eines schönen Morgens auf. — Selbst Fremdlinge aus unbekannter Ferne wechselten bald mit den Hirten an der Wiege dieses Wunderkindes, und theilten die Freuden eines Volkes, das sein Gott heimgesucht hat. Selbst Herodes glaubte und zitterte auf seinem schwankenden Throne, und waffnete eine ohnmächtige Hand gegen Gott und gegen einen Säugling. Merkwürdige Erscheinung! Es war noch ein schwaches ruhig schlummerndes Menschenkind auf der Mutterschooß, dessen Name solche Hoffnungen und solche Schrecken verbreitete. Die erste Frage konnte seyn: Wird er leben? — die zweite: Wird er, wenn er lebt, alle diese Erwartungen erfüllen, und alle offenen und geheimen Wunden unsers Herzens finden und heilen können? — Welche schwere Leiden und Prüfungen können noch über uns gehen, bis er an Geist und Körper zum kraftvollen Manne gereift, die Hand anlegen kann an sein großes Werk? war die dritte, — Und: Werden wir es erleben, die wir jetzt hoffen und uns freuen? war die vierte und wohl für Manchen die bedenklichste. Allen diesen großen und zum Theil wohlverzeihlichen Bedenklichkeiten waren damals die Gemüther verschlossen, und man glaubte. Aber als er nach dreißig Jahren in einer stillen Hütte zu Nazareth an Geist und Körper gereift hervortrat, ein Mann, und mit einem Herzen voll Liebe, mit einem Geiste voll Kraft, jetzt mit gegenwärtiger Hülfe unter den Seinen stand, und retten und selig machen, und die Hoffnungen erfüllen wollte, da glaubte man ihm nicht mehr. Er kam in sein Eigenthum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Selbst in seiner Vaterstadt unter seinen Bekannten und Gefreundten mußte er die oft wiederholte und bestätigte Erfahrung machen, daß ein Prophet in seinem Vaterlande keinen Glauben finde. Bei seiner Taufe am Jordan, bei seinen Wundern am Meere, bei seiner Predigt auf dem Berge, besuchten ihn keine Weisen aus Morgenland mehr. Und als ihn Herodes zum letzten Male sah —(es war, als ob er dem Sohn in seiner Knechtsgestalt und Demuth noch einmal an den Augen vorbei gehen sollte, um ihn zu überzeugen, wie töricht die Furcht seines Vaters gewesen sey) — da spottete sein der Vierfürst und Freigeist. Und so starb er wieder eines Todes, den man ihm bei seiner Geburt nicht geweissagt hatte; nicht einmal von allen seines Volks gekannt, von wenigen geschätzt, von den wenigsten mit einem Herzen voll Ergebenheit und Treue geliebt und beweint. Laßt uns den Gründen dieser merkwürdigen Erscheinung nachdenken! Sie wird uns Gelegenheit geben, nicht unbedeutende Blicke in das menschliche Herz zu thun. Möge die Betrachtung fremder Fehler uns zur Weisheit führen, und ein kindliches Vertrauen zu Gott, und weise Benutzung seiner Führungen und Wohlthaten die Frucht unserer Andacht seyn. Warum fand des Menschen Sohn während seines ganzen Lebens gerade damals die freudigste Aufnahme, als die Zeit seines Wirkens und Segens noch am entferntesten war? Wir wollen nicht davon reden, daß die Gemüther der Menschen im Ganzen wie im Einzelnen unter dem Einfluß nicht zu berechnender äußerer Umstände für das Gute und seine Bedingungen, unter denen es zu erhalten ist, für Trost und Freude zu einer Zeit empfänglicher seyn können, als zu einer andern, und daß die Menschen, die Jesum in Bethlehem besuchten, und die ihn nach dreißig Jahren in Jerusalem wieder fanden, nicht mehr die nämlichen waren. Die Erscheinung, mit welcher wir uns beschäftigen, hat inwendig in dem Herzen des Menschen selbst noch andere Gründe. Unser Geist lebt mit seinen Wünschen, Hoffnungen und Vorsätzen gern, und oft lieber, in der Zukunft als in der Gegenwart. Der Unglücklichste hofft von den kommenden Tagen noch etwas, um was ihn alle vorigen täuschten, und der Glücklichste hat doch auch noch etwas zu wünschen und zu hoffen übrig. Der Thätigste verspart noch ein Geschäft auf den andern Morgen und auf eine bessere Zeit, und der versunkenste Träge will auch noch thätig werden. Der Gewerbsamste sieht einem günstigern Zusammentreffen der Umstände in der Zukunft entgegen, unter welchen er den Wohlstand seines Hauses noch fester zu gründen gedenkt, und der sinnloseste Verschwender will auch noch erwerben. Der Tugendhafteste will noch reiner und edler an Gesinnungen, und reicher an guten Thaten werden, und freut sich seiner künftigen Vollendung entgegen, und der Sünder will sich auch noch bessern. Rechnet dieses Hinblicken in die Ferne, dieses Sehnen nach dem Unbekannten und Ungewissen, dieses Aufwallen des Herzens im Glauben an eine schönere Zukunft, rechnet es nicht zu den Verkehrtheiten unsers Geschlechts. Es ist einer der wohlthätigsten und berechnetsten Triebe, den uns die Vorsehung zu diesem Drang und Druck der Umstände, zu dieser vielfachen Mühe, zu diesen zahllosen Verbindungen des Lebens und zu dieser Nahe des Grabes in unser Wesen und in unsere Gefühle verflocht, und er kann mit der frommen Benutzung der Gegenwart weise gepaart, der wirksamste Antrieb zum Guten und hocherhebend zu dem Gefühl einer edeln Bestimmung und Würde des Menschen seyn. Was ist dieses Sehnen und Hoffen und Ahnden in dem unruhigen Herzen? An ihm hält die Vorsehung den Sterblichen und seinen Muth aufrecht am Tage der bösen Zeit; es ist der Ersatz zu den mancherlei Entbehrungen, der Trost zu den unvermeidlichen Leiden des Lebens, bis wir würdig sind zu besitzen, und fähig zu genießen, was alle guten Wünsche erfüllt. Es kann besser werden, sagt sich auch der Leichtsinnigste Es muß anders werden, sagt sich auch der Weiseste, der mit forschendem Auge den Gang der menschlichen Schicksale begleitet, und auch er ergreift gern den Halm der Hoffnung. Der Gott, der hinter den Wolken der Erde die Lichter des Himmels führt, und aus dem Schoß der Nacht zu rechter Zeit die Morgenröthe ruft, und in der verschlossenen Erde die Keime des nahen Frühlings bewahrt und vorbereitet, der wird auch, wenn die Stunde kommt, die ängstliche Verwicklung dieser Schicksale lösen, und mir Ruhe und Freude wieder gewahren, nach dem Kampf und selbst aus meinen Leiden Wohlthat bereiten: so denkt, wer an eine leitende Vorsehung glaubt, und gerne durch einen religiösen Sinn seine Hoffnungen befestigt und veredelt. So blickte jetzt der niedergedrückte Israelite an der Wiege des Sohnes Maria über die Ruinen seines eingesunkenen Throns, und über seine Altäre voll Blut und ohne Trost, hinweg in die Tage seiner nahen Erlösung. — Unser Erstes und unser Letztes auf dieser Erde hängt an einem unsichtbaren Faden zusammen. Keine Stunde des Lebens ist ein geschlossenes Ganzes. Die Folge der vorigen reichen in sie hinüber, und sie bereitet wieder das Loos der kommenden vor. Alles berühret und umschlingt und setzt sich fort. Jeder Tag ist ein Tag der Erndte und der Aussaat, und überall begleitet unser Schicksal mehr oder minder merklich unsre Thaten. Was ist dieses Sehnen und Ahnden und Hoffen der Zukunft im unruhigen Herzen? Es ist die große immer gespannte Triebfeder zu einer besonnenen Thätigkeit, die im Unglück nicht erlahmen, und im Glück nicht erschlaffen soll. Nur der Gedanke an die Vergangenheit gibt Weisheit, und nur der Glaube an die Zukunft Entschluß und Muth zur Thätigkeit und zum Eingreifen an unserm Qrt in das große Streben und Wirken aller Kräfte des Weltalls. Wir freuen uns so oft, bis an die Nähe des Grabes, (und nie sind wir ferne davon), auf eine beßere Zukunft, und fragen uns nicht, ob wir sie auch erreichen werden. Wir hoffen und arbeiten im stillen Vertrauen, der eine als Vater und Freund, der andere als Bürger, der dritte als Gottes Verehrer, der vierte als Mensch für eine Nachwelt, die uns nicht mehr kennt und vielleicht nicht danken wird. Solche Gefühle wallten in der Brust des redlichen Israeliten, als Christus geboren ward. Keiner freute sich für sich. Jeder freute sich für alle, und der Greis an dem einen Rande des Lebens für den Säugling an dem andern. So betete ein betagter Priester: Gelobet sey der Herr, der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöst sein Volk, daß wir befreit aus der Hand unsrer Feinde ihm dieneten ohne Furcht unser Leben lang; — und noch näher an seinem Grabe ein Prophet: Herr nun lassest du deinen Diener im Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast, ein Licht zu erleuchten die Heiden, und zur Verherrlichung deines Volkes Israel. Was ist dieses Hoffen auf die Zukunft in der erweiterten offenen Brust? — Es ist, mögen wir ihn verstehen und rechtfertigen, der Ausdruck einer edlen Natur. Der Mensch gieng, nicht ein engherziges, selbstsüchtiges Geschöpf, aus der Hand seines Schöpfers. Er gab uns ein Herz, das des Schönen und Guten sich freuen, und dazu mitwirken kann, auch wenn es selbst keinen näheren Gewinn davon hat, — ein Herz, das im fremden Wohl den Schmerz der eigenen Wunden vergessen, und eine Welt und eine Menschheit mit Liebe und Wohlwollen umfassen kann. Je mehr sich unsere Kräfte entwickeln, desto weiter in das Unbegränzte geht unser Streben. Je mehr wir an gemeinen Gütern des Lebens und an edlen des Herzens gewonnen haben, desto ärmer und unvollkommener fühlen wir uns. Je rascher wir unser Ziel verfolgen, desto höher entfernt es sich. Die Gegenwart genügt uns nie. An schönen und großen Bildern hängt das Auge des Jünglings, wenn er in das höhere Leben aufsteigt. Andere Aussichten öffnen sich dem Mann, wenn jene Bilder endlich ergriffen, oder längst verschwunden sind; und der Greis der auf der Erde nichts mehr zu suchen und zu erwarten hat, blickt zu den Sternen auf. Was ist dieses Hinblicken und Sehnen nach der Zukunft in dem unruhigen Herzen? Es ist der Ausdruck unserer hohen Bestimmung, das Vordeuten unserer Unsterblichkeit. Die Erde hat unsere Befriedigung nicht. Ein anderer Ort und eine bessere Heimath bewahrt uns den Frieden und die Freuden und die Vollendung auf, die wir hier ein mühereiches Leben hinaus vergeblich suchen. Wohl leben wir gerne mit unseren Wünschen. Hoffnungen und Vorsätzen in einer schönern Zukunft. Aber leicht, wenn sie da ist, benutzen wir sie nicht. Warum fand des Menschen Sohn, als er noch in der Wiege schlummerte, bei seinem Volk eine so freudige, und als er nach dreißig Jahren auftrat, bei den Meisten nur eine kalte und wirkunglose, und bei Vielen gar keine Aufnahme mehr? Jeder fand in dem Säugling seinen Messias, wie er ihn dachte und wünschte. Nach dreißig Jahren mußte man ihn nehmen, wie er war. Mancher sah in ihm nur den künftigen siegreichen Helden, der das heilige Land von dem Joch und den Waffen der Römer befreien würde, und am Ende der glänzendsten Eroberungen den Sohn Davids in purpurnem Königsgewand, auf dem Throne seines Anherrn. — War es Wunder, wenn nach dreißig Jahren ihre Lobgesänge verhallten, und die Klage eines alten Propheten wieder laut wurde: Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt die uns gefallen hatte? Selbst manche, die von ihm mehr die Wiederherstellung und Veredlung des väterlichen Gottesdienstes und Gesetzes erwarteten, dachten doch nicht, daß er gekommen sey, um diesen Tempel abzubrechen und einen andern zu bauen; und mancher vielleicht, der von ihm Ruhe und Frieden des Herzens in einem Tempel erwartete, der nicht mit Menschenhänden gebaut ist, dachte nicht daran, von diesen lächelnden Lippen je den ernsten Zuruf zu hören: Will mir Jemand nachfolgen, der verläugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir! So irrt der Mensch, und täuscht sich selbst, und lähmt seine Kräfte für jetzt und künftig, wenn er eine Zukunft erwartet, zu der er nicht berechtigt ist, die ihm die Gegenwart unwerth macht, und selber nie kommt, — wenn er vermessen der Vorsehung vorgreift, nicht ihrer Leitung und ihren ewigen Gesetzen sich in Demuth unterwirft, und nicht das für das Beste haltet und benutzt, was sie gibt, — wenn er nach dreißig Jahren lieber ein reicher, als ein weiser und tugendhafter Mensch seyn möchte, — wenn er von der Zukunft Wohlstand ohne Fleiß, Achtung ohne Verdienst, Verdienst ohne Anstrengung, Tugend ohne Selbstverläugnung, oder Ruhe des Herzens ohne die Tugend erwartet. Sie kommt nie diese Zeit. In dem Morgenroth einer weiten Ferne sieht er seine goldenen Tage; aber je näher er ihm rückt, desto mehr verengt sich der Gesichtskreis, desto tiefer erblaßt ihr Rosenschimmer in die Farbe der gemeinen und werthlosen Gegenwart. Und so verschwinden unbenutzte Tage und Jahre. — So geht er mit dem Blick in die Ferne unbesorgt an den Ermunterungen und den Gelegenheiten vorüber, sich heute zu verschaffen, was er morgen erwartet; und das Letzte nach Allem kommt gewiß, das Grab. Endlich, warum ward des Menschen Sohn freudiger bei seinem Eintritt in die Welt, als bei seinem Eintritt in das männliche thätige Leben aufgenommen? — Der Mensch ist ein zweiseitiges Geschöpf. Der Messias, der noch an der Brust der Mutter lag, konnte gar Manchem viel willkommener seyn, als ein Messias, der sogleich, sey es das irdische oder das himmlische Reich Gottes, eröffnete. Mancher hatte noch viel mit den Heiden abzuthun, und noch viel an ihnen zu gewinnen; Mancher hatte auch noch viel zu sündigen. Und es ließ sich in dreißig Jahren noch viel verkehren und sündigen. Aber ein Geschäft verwickelte sich in das andere, eine Sünde gab zur andern Reiz und Hang und bösen Willen, während der Jüngling neben ihnen unbemerkt zunahm an Alter, Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen; und als nach langer Zeit die Stimme am Jordan ausgieng: Thut Buße, das Himmelreich ist da! kam sie doch noch zu frühe. So ist der Sterbliche. Alles Gute und das Beste hat seine Bedingungen, unter denen es zu erhalten ist; wir erkennen den Werth des ersten, und die Nothwendigkeit der andern. Wir wollen sie bringen die theuren Opfer; — nur jetzt nicht. Der Träge will seine Kräfte anstrengen, der Verschwender will sich einschränken, der Habsüchtige will auch noch Schätze sammeln, die nicht verrosten, der Sünder will auch noch in Geduld und guten Werken trachten nach dem ewigen Leben; — nur jetzt nicht, nur in diesem Alter, in diesen Verhältnissen, unter diesen gegenwärtigen Umstanden nicht. Armer Sterblicher, der du von Zeit und Umständen erwartest, was dann wie jetzt nur dein Muth und der ernste Wille im eigenen Herzen dir geben kann! Dich loszureißen von den Banden, die dich gefangen halten, dein Herz der Weisheit und Tugend zu heiligen, wenn es dir heute zu mühsam und unangenehm scheint, es wird dir morgen nicht leichter werden; und die Versuchung, gegen welche du heute nicht kämpfest, o sie steht morgen wieder, nur größer und mächtiger, da. O laßt uns, meine Freunde, bei diesem unaufhörlichen und unmerklichen und doch so wichtigen Hinüberschweben aus der Vergangenheit in die Zukunft, — laßt uns im Glauben an die Vorsehung unsre Erwartungen mäßigen, und im Vertrauen auf die ewige Güte sie beruhigen, nicht mit menschlicher Thorheit fordern, sondern mit Demuth erwarten, und mit Dankbarkeit annehmen, was Gott uns bereitet hat. Wir warten jeder nach seinen Bedürfnissen oder nach seiner Laune auf eine bessere Zukunft. Vergebens! Die Zukunft wartet auf bessere Menschen. Laßt uns, einverstanden mit Gottes heiligen Absichten, der Gegenwart gebrauchen, daß wir weiser, frömmer, würdiger unsrer hohen Bestimmung und ihres Segens, der Zukunft entgegen gehen mögen. Auch die Gegenwart war einst Zukunft; dieser Tag und diese Stunde ist ein Theil der Zeit, von welcher einst der Jüngling höhere Kräfte und einen erweiterten Wirkungskreis, der Mann höhere Uebung und eine reifere Erfahrung, der Freund des Vaterlandes und der Menschheit den Frieden, und Jeder etwas erwartete, das er jetzt hat, und in welche er irgend einen guten Vorsatz, irgend ein frommes Gelübde verlegte, das noch auf seine Erfüllung wartet. So laßt uns denn wahrnehmen des göttlichen Zurufs: Jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils! und in dem erneuerten Andenken an die Liebe Gottes, die uns mit Christo alles gab, jetzt das irdische Herz durch fromme himmlische Gesinnungen heiligen, jetzt unsere frommen Gesinnungen in guten Thaten bewähren, und dann dieses Herz durch allen unbekannten Wechsel der Zukunft, unentweiht in dem Schooße des Glücks, ungebrochen in den Stürmen des Lebens, werth des Friedens, der nur über den Gräbern wohnt, dem Himmel entgegen tragen. Es wird alsdann kommen jenes bessere, das ihr erwartet. Es wird euch besuchen die Ruhe des Herzens und die Freude des göttlichen Lebens. Ihr werdet schöne Früchte eurer eigenen Thaten hier schon erndten, mit einem friedlichen Blick auf euer Tagwerk in das Grab gehen, und zu der schönsten Zukunft erwachen, wenn das Reich Gottes über euren Gräbern steht. Amen.
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