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Warnung      (1813)

Der geneigte Leser ist gut erzogen und verständig. Deswegen nimmt er Rat an, und man darf ihm nur winken. Denn er weiß, und sieht, man meint's gut, und wenn man ihn an etwas ermahnt, so sagt man ihm auch den vernünftigen Grund dazu, und er sieht's ein.
 
Zum Exempel, wenn jemand in einem Hause gestorben ist, je nachdem, so kommt nach ein paar Tagen der Jud, kauft die Kleider und das Bettzeug, worin der Verstorbene krank gelegen, und verschieden ist, für ein wohlfeiles Geld, verkauft's am nämlichen Tag wieder für ein teures, und wenn die Krankheit ansteckend gewesen ist, so kann man nicht wissen, was geschieht. Oder man zieht die hinterlassenen Kleider und Überzüge ein wenig durchs Wasser, und gebraucht sie selber wieder, oder man schenkt sie armen Leuten, und kann abermal nicht wissen, was geschieht. Denn der Gift von der Krankheit bleibt in den Kleidern stecken, und ist eine böse Verlassenschaft. Wer daran denkt, wie ein einziges böses Lüftlein einem Menschen ein Siechtum anwehen, und den stärksten Mann darnieder aufs Krankenbett werfen kann, der kann sich vorstellen, was Unheil es droht, wenn giftige Kleider, am Leib getragen werden, und leicht ist's möglich, wenn man einem Armen ein Stück Kleid will schenken, daß man ihm eine Krankheit schenkt, oder den Tod. Es ist kürzlich so etwas geschehen, sonst wäre keine Rede davon. Merke daher: Man muß solche Hinterlassenschaften zuerst wohl auslüften lassen, in einer Kammer, oder auf einem Speicher, je länger, je lieber, ich will sagen vier Wochen, und sie nicht eher wieder gebrauchen, als bis sie wohl und sorgfältig gewaschen sind.
Je verdächtiger und schlimmer die Krankheit ist, desto länger muß man solche Stücke dem Durchzug der Luft aussetzen, desto schärfer muß man sie auslaugen und waschen, wenn es der Zeug leidet. Räuchern schadet auch nichts, wenn's die Farbe ertragen kann, damit man nachher mit gutem, und nicht mit bösem und zweifelhaftem Gewissen solche Stücke veräußern kann. Denn was man mit bösem, oder mit zweifelhaftem Gewissen tut, tut man zur Sünde. Nicht ohne Wissen, ohne Sund. Denn man weiß es jetzt.

 
 
 


                    




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