Der verachtete Rat
(1815)
Man darf nie
weniger geschwind tun, wenn etwas geschehen soll, als wenn man auf die Stunde
einhalten will. Ein Fußgänger auf der Baslerstraße drehte sich um und sah einen
wohlbeladenen Wagen schnell hinter sich hereilen. „Dem muß es nicht arg
pressieren", dachte er. - „Kann ich vor Torschluß noch in die Stadt kommen?"
fragte ihn der Fuhrmann. - „Schwerlich", sagte der Fußgänger, „doch wenn Ihr
recht langsam fahrt, vielleicht. Ich will auch noch hinein." -„Wie weit ist's
noch." „Noch zwei Stunden." - „Ei", dachte der Fuhrmann, „das ist einfältig
geantwortet. Was gilt's, es ist ein Spaßvogel. Wenn ich mit Langsamkeit in zwei
Stunden hineinkomme", dachte er, „so zwing ich's mit Gechwindigkeit in
anderthalben, und hab's desto gewisser." Also trieb er die Pferde an, daß die
Steine davonflogen und die Pferde die Eisen verloren. Der Leser merkt etwas.
„Was gilt's, denkt er, „es fuhr ein Rad vom Wagen?" Es kommt dem Hausfreund auch
nicht darauf an. Eigentlich aber, und die Wahrheit zu sagen, brach die hintere
Achse. Kurz der Fuhrmann mußte schon im nächsten Dorf über Nacht bleiben. An
Basel war nimmer zu denken. Der Fußgänger aber, als er nach einer Stunde durch
das Dorf ging und ihn vor der Schmiede erblickte, hob er den Zeigfinger in die
Höhe. „Hab ich Euch nicht gewarnt", sagte er, „hab ich nicht gesagt: Wenn Ihr
langsam fahrt?" |