Schlechter Lohn (1809)
Als im letzten preußischen Krieg der Franzos nach Berlin kam, in die
Residenzstadt des Königs von Preußen, da wurde unter anderm viel
königliches Eigentum weggenommen, und fortgeführt oder verkauft. Denn
der Krieg bringt nichts, er holt. Was noch so gut verborgen war, wurde
entdeckt und manches davon zur Beute gemacht, doch nicht alles. Ein
großer Vorrat von königlichem Bauholz blieb lange unverraten und
unversehrt. Doch kam zuletzt noch ein Spitzbube von des Königs eigenen
Untertanen, dachte, da ist ein gutes Trinkgeld zu verdienen, und zeigte
dem französischen Kommandanten mit schmunzlicher Miene und
spitzbübischen Augen an, was für ein schönes Quantum von eichenen und
tannenen Baustämmen noch da und da beisammenliege, woraus manch tausend
Gulden zu lösen wäre. Aber der brave Kommandant gab schlechten Dank für
die Verräterei, und sagte: „Laßt Ihr die schönen Baustämme nur liegen,
wo sie sind. Man muß dem Feind nicht sein Notwendigstes nehmen. Denn
wenn Euer König wieder ins Land kommt, so braucht er Holz zu neuen
Galgen für so ehrliche Untertanen, wie Ihr einer seid."
Das muß der Rheinländische Hausfreund loben, und wollte
gern aus
seinem eigenen Wald ein paar Stämmlein auch hergeben, wenn's fehlen sollte.
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