Von dem Hauptplaneten des Jahrs
(1813)
Der
Planet Mars sagte eines Abends zu einem Astrologus (der Hausfreund tut
nicht gern groß, am wenigsten unter der Hand): „Astrologus", sagte der
Planet, „du könntest mich wohl auch in den Kalender bringen, so gut als
deinen Adjunkt und seine Schwiegermutter." Die meisten Planeten und
Astrologen duzen einander; also sagt der Astrologus: „Stehst du nicht
schon darin, im Jahrgang Neun?" - „Aber als Hauptplanet und
Jahresregent", meinte der Mars. Der Astrolog sagte: „Es kommt mir nicht
drauf an. Ich bringe dich hinein. Was prophezeist du von Krieg und
Frieden?"
Da wurde der Planetstern feuerrot wie ein glühendes Eisen, und auf
einmal wieder blaß; denn er sagte: „Es kann ein giftiges Kriegsjahr
geben in der Ferne, wenn die Aspekten nicht anderst werden; wenn sie
aber anderst werden, so gibt's keins." Der Astrologus sagte: „Ich seh
dich drum an." Denn die Gestirne reden mit den Astrologen durch Farben,
und wer die Farbensprache versteht, der kann mit ihnen reden. Der
Astrologus fuhr fort und fragte um die Fruchbarkeit der Erde.
Da schangschierte der Planet rosenrot und birkenbraun. Ist in gemeines
Deutsch zu übersetzen: „Es kann ein fruchtbares Jahr werden. Besonders
werden die Mägdlein und die Rosen schön blühen, und die Bäume werden
saftige Zweige treiben. Wer im Jahr 1813 die Birkenkur vonnöten hat,
kann sich freuen." Der Astrolog fragte weiter nach den Krankheiten und
Seuchen.
Da nahm der Planet eine gar krause und zwitzerige Farbe an. „Ist das
auch eine Frage",
sagte er, „von einem Astrologus? Bin ich ein Apotheker oder ein Bader?
Die Leute sollen im zunehmenden Mond nicht mehr essen und trinken und
schlafen, allein oder selbander, als ihnen nützlich und gut ist, und im
abnehmenden nicht mehr als im zunehmenden, so werden viele gesund
bleiben."
Dies ist der Bericht des diesjährigen Hauptplaneten Mars an die Leser
des Hausfreundes.
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