Der geschlossene Magen (1819)
Als einst der Zirkelschmied wieder auf 4 bis 6 Wochen in gute Umstände
gekommen war, lebte er so lange gar ehrbar und häuslich mit seiner Frau
der Bärbel, und war in keinem Wirtshaus mehr zu sehen. Nein er aß alle
Mittag ein Pfündlein Fleisch mit ihr daheim, u. ließ eine halbe Maß Wein
dazu holen aus dem Adler, und gab auf ihre Ermahnungen. Einmal jedoch,
als es ihm besonders schmeckte, schickte er nach dem Essen das Büblein
heimlich in das Wirtshaus, daß es noch eine Halbe holen sollte. Als aber
das Büblein die zweite Halbe brachte und auf den Tisch stellte, schaute
seine Frau ihn bittend an: „Männlein", sagte sie, „laß es jetzt genug
sein! Weißt du nicht, was im Doktorbuch steht, daß der Magen nach dem
Essen geschlossen sei." Dem entgegen schaute der Zirkelschmied so lieb
und freundlich zuerst den Wein, hernach die Bärbel an. „Liebes
Weiblein", sagte er, „sei unbesorgt! Soll der Magen auch geschlossen
sein, so viel bring ich noch wohl durch das Schlüsselloch." |