Erstes
(Merkwürdiges) Rechnungsexempel (1805)
Man sollte nicht
glauben, daß ein Mensch, der auf leichtfertigen Wegen sein Glück sucht,
mit lauter Gewinnen immer verlieren, und zuletzt um Habe und Vermögen
dabei kommen kann. Aber die Sache hat Grund. Man erzählt, daß ein
Mensch, der sich lieber im Müßiggang durch schlechte Mittel, als durch
Fleiß und Arbeit ernähren wollte, einen Bund mit dem bösen Geist gemacht
habe. Der Mann wohnte an einem Wasser, und der Böse versprach ihm, alles
bare Geld, das er im Hause habe, zu verdoppeln, wenn er damit über die
Brücke gehe, und verlange nichts dafür, als daß er ein 24-Kreuzerstück
davon ins Wasser werfe, wenn er wieder über die Brücke zurückgehe, und
das dürfe er wiederholen, seinetwegen sooft er wolle. Der Einfältige
schlägt mit Freuden ein, sucht alles bare Geld im Hause zusammen, macht
die erste Probe, und diesmal scheint der schwarze Feind ehrlich zu sein,
denn er hält Wort, und der andere natürlicherweise auch.
Wie oft und
lange mag nun der Glückliche seinen Gang über die Brücke hin und her
wiederholen? Solange es gut tut, solange er etwas hinüberzutragen hat,
dreimal in allem. Denn als er zum drittenmal mit seiner verdoppelten
Barschaft zurückkehrte: und das drittemal den ausbedungenen
Brückenzoll ins Wasser warf; so hatte der böse Feind sein Geld alles
rein und bar bis auf den letzten roten Heller, und der arme Betrogene
ging leer nach Haus, und hatte nichts mehr in den Strom zu geben, wenn
er über die Brücke ging, als Tränen um seine letzte verlorne Barschaft.
- Wer rechnen kann, wird's bald heraushaben, wie viel der Betrogene zum erstenmal Geld über den Strom zu tragen hatte, und daß alles natürlich
zuging. Und mancher, den die Erfahrung auch schon klug gemacht hat, wird
denken: Akkurat so geht's! Die Auflösung wird bald nachfolgen.
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