Ein Hausmittel (1815)
Ein
fremder Mann in einem Wirtshause bemerkte lange bei seinem Schöpplein
wie die Frau Vogtin (der Vogt führt die Wirtschaft) unaufhörlich am
Stricken gehindert wurde durch etwas anderes. Endlich sagte er: „Es
scheint Ihr wollt ander Wetter prophezeien Frau Vögtin. Euere braunen
Tierlein machen euch viel Zeitvertreib." Die Wirtin ward dessen fast
verschämt und sagte: „Ihr habt mir nicht sollen zusehen." Darauf
erwiderte der Fremde: „Ein Floh ist doch auch ein Geschöpflein, und ich
weiß nicht warum man nicht davon reden soll. Wenn sie Euch aber zur
Plage sind, und es kommt Euch auf einen Vierundzwanziger nicht an, ich
wollte Euch wohl sagen, was Ihr tun müßtet, damit Ihr nie in Euerm Leben
einen Floh bekämet." Die Wirtin sagte: „Einen Vierundzwanziger war es
wohl noch wert", und als er sich denselben voraus hatte bezahlen lassen,
sagte er mit schelmischem Lächeln: „Nämlich wenn Euch ein Floh am
rechten Arm beißt, müßt Ihr ihn am linken suchen. Beißt er Euch aber am
linken, so sucht ihn am rechten. Alsdann bekommt Ihr gewiß keinen.
Ich hab's von der Polizei in Brassenheim gelernt", sagte er. Es war der
Zirkelschmied. |