Drei Worte (1811)
Ein Jude in Endingen im Wirtshaus erblickte einen
Kaufherrn, der ihm bekannt vorkam. „Seid Ihr nicht einer von den
graußmütigen Herrn, daß ich hab die Gnad gehabt mit ihnen von Basel nach
Schalampi zu fahren auf dem Wasser." Der Gersauer Kaufherr, er war von
Gersau, sagte: „Hast du unterdessen nichts Neues ausspintisiert,
Reiskammerad?" Der Jud antwortet: „Habt Ihr gute Geschäfte gemacht auf
der Messe? Wenn Ihr gute Geschäfte gemacht habt, - um einen Sechsbätzner,
Ihr könnten mir drei Worte nicht nachsagen." Der Gersauer dachte: Ein
paar Franken hin oder her. „Laß hören!" Der Jud sagte: „Messerschmid."
Der Gersauer: „Messerschmid." „Dudelsack" - „Dudelsack." Da schmunzelte
der Jude und sagte: „Falsch!" - Da dachte der Gersauer hin und her, wo
er könnte gefehlt haben. Aber der Jude zog eine Kreide aus der Tasche
und machte damit einen Strich. „Einmal gewonnen." - „Noch einmal!" sagte der Kaufherr. Der Jud sagte: „Baumöl." Der Kaufherr: „Baumöl."
„Rotgerber" - „Rotgerber." Da schmunzelte der Hebräer abermal, und
sagte: „Falsch", und so trieben sie's zum sechstenmal. Als sie's zum
sechstenmal so getrieben hatten, sagte der Kaufherr: „Nun will ich dich
bezahlen, wenn du mich überzeugen
kannst, wo ich gefehlt habe." Der Jude sagte: „Ihr habt mir das dritte
Wort nie nachgesprochen. ,Falsch' war das dritte Wort, das habt Ihr mir
nie nachgesprochen, und also war die Wette gewonnen." |