Drei andere Wünsche
(1809)
Diesmal ist aber die Frau Anna Fritze nicht dabei, auch riecht
es nicht nach Rosenduft und Morgenrot, sondern nach Klingenberger und nach
Kalbfleisch in einer sauren Brühe. Drei lustige Kameraden saßen beisammen zu
Kehl im Lamm, und als sie das Saueressen verzehrt hatten, und noch eine Flasche
voll Klingenberger miteinender tranken, sprachen sie von allerlei, und fingen
zuletzt an zu wünschen. Endlich wurden sie der Rede eins, es sollte jeder noch
einen kernhaften Wunsch tun, und wer den besten Wunsch hervorbringe, der soll
frei ausgehen an der Zeche.
Da sprach der erste: "So wünsch' ich dann, daß ich
alle Festungsgräben von ganz Straßburg und Kehl voll feiner Nähnadeln hätte,
und zu jeder Nadel einen Schneider, und jeder Schneider müsste mir ein Jahr
lang Maltersäcke nähen, und wenn ich dann jeden Maltersack voll doppelter Dublonen hätte, so wollte ich zufrieden sein."
Der zweite sagte: "So wollt ich
denn, daß das ganze Straßburger Münster bis unter die Krone des Turms hinauf
voller Wechselbriefe vom feinsten Postpapier läge, soviel darin Platz haben,
und wäre mir auf jedem Wechselbriefe soviel Geld verschrieben, als in allen
deinen Maltersäcken Platz hat, und ich hätt's."
Der dritte sagte: "So wollt
ich denn, daß ihr beide hättet, was ihr wünscht, und daß euch alsdann beide
in einer Nacht der Henker holte, und ich wär euer Erbe."
Der dritte ging frei
aus der Zeche.
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