Der kann Deutsch
(
1809 )
Bekanntlich gibt es in der französischen Armee viele Deutschgeborne, die
es aber im Feld und im Quartier nicht immer merken lassen. Das ist
alsdann für einen Hauswirt, der seinen Einquartierten für einen
Stockfranzosen hält, ein groß Kreuz, wenn er nicht französisch mit ihm
reden kann. Aber ein Bürger in Salzwedel, der im letzten Krieg einen
Sundgauer im Quartier hatte, entdeckte von ohngefähr ein Mittel, wie man
bald darhinterkommt. Der Sundgauer parlierte lauter Foutre Diable,
forderte mit dem Säbel in der Faust immer etwas anders, und der
Salzwedler wußte nie, was? Hätt's ihm gern gegeben, wenn er gekonnt
hätte. Dsprang er in der Not in seines Nachbarn Haus, der sein Gevatter war und ein wenig Französisch kann, und bat ihn um einen Beistand. Der Gevatter sagte: „Er wird aus der Dauphine sein, ich will schon mit ihm zurechtkommen." Aber
weit gefehlt. War's vorher arg, so war's jetzt ärger. Der
Sundgauer machte Forderungen, die der gute Mann nicht zu
befriedigen wußte, so, daß er endlich im Unwillen sagte: „Das
ist ja der vermaledeiteste Spitzbube, mit dem mich der Bolettenschreiber noch heimgesucht hat." Aber kaum war das unvorsichtige Wort heraus, so bekam er von dem
vermeinten
Stockfranzosen eine ganz entsetzliche Ohrfeige. Da sagte der
Nachbar: „Gevattermann! Nun laßt Euch nimmer angst sein,
der kann Deutsch."
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