Blutbad in Neuburg am Rhein
( 1812 )
Als im
Dreißigjährigen Krieg der Schwed am Rhein war, stachen einmal die
Neuburger eine schwedische Patrouille tot, und sagten: „Wenn wir nach
Schweden kommen, macht's uns auch so." Darob entrüstete sich der
schwedische General,
dergestalt, daß er einen hohen und teuren Schwur tat. „Auch
kein Hund soll am Leben bleiben", schwur er hoch und teuer,
und hatte etwas im Kopf, ein Gläslein Norschinger zuviel.
Als solches die Neuburger hörten, schlossen sie die Tore zu.
Aber am andern Tag als der Zorn und der Wein von dem
General gewichen war, da reute es ihn, denn er war vormittags ein gar
menschlicher Herr, und bekam fast große Anfechtung in seinem Gewissen, daß er mit viel unschuldigem
Blut sein Wort und seinen Eid sollt lösen. Also ließ er den Feldprediger
kommen und klagte ihm seine Not. Der Feldprediger meinte zwar, maßen der Feldhauptmann einen
Schwur getan hätte, der Gott leid sei, so sei brechen besser als
halten. Das glaubte der Feldhauptmann nicht, denn er hielt
sein Wort und seinen Schwur über alles teuer. Aber nach langem Besinnen kam's
auf einmal wie Sonnenschein in sein Angesicht, und sagte: „Was ich geschworen habe, das will ich
auch halten, Punktum!" Als aber die schwedischen Zimmerleute das
Stadttor hatten eingehauen, und der Feldhauptmann ritt selber mit drei Fähnlein hinein, befahl er alle
Hunde im Städtlein zu töten, aber die Menschen ließ er leben,
und wurden selbigen Tages neunzehn große Metzgerhunde,
drei Schäferhunde, vierundsechzig Pudel, acht Windspiele,
zwölf Dachshunde und zwei gar feine Möpperlein jämmerlich
teils zusammengehauen, teils mit Büchsen zu Tod geschossen.
Also hat der Feldhauptmann das menschliche Blut verschont,
und doch seinen Eid gehalten. Denn er hatte den Schwur getan: kein Hund soll am Leben bleiben, und ist auch keiner
daran geblieben.
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