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Der Sackgeist
(Zur Jubelfeier des Schulrats G. Fr. Ruf in Karlsruhe 1814)
I bi ne Geist usem Oberland, und vierzig Johr und acht! huus i
scho
do in dem Zwerchsack, und gang nie me drus.
I ha ne frische Chnab us 's Vaters Huus
z'bigleite cha in d'Stadt zue siner Lehr
und mit sim Bünteli, und wenig drin.
«Gib achtig uffen», het der lieb Gott gseit,
«und mach, daß öbbis Ordligs usem wird!»
's isch öbbis us der worden, alte Chnab,
und schön stoht jetz di grüene Ehrechranz
in dine graue Locken, und di Sack -
nei lueg, bim Bluest, er chennt di nit,
er chennt di nimme! Aber du chennsch ihn
in Demuet - alle gute Gabe kommt
von oben her, vom Vater alles Lichts —
und denksch jetz wieder an di ersti Stund
voll banger Hoffnig in der fremde Stadt:
«In deine Vaterhände, du, mein Gott,
leg' ich mein Schicksal!» Guete Hände hesch's
vertraut — 's isch näume wie ne fremde Somechern,
me luegt en a, me weiß nit, was isch drin.
Was gschieht? Im Rege und im Morgetau
wachst usem chline Chörnli öbbis uff
und streckt si sölli: jetz grüent Laub an Laub,
jetz tribt's in alle-n-Äste Bluest an Bluest,
jetz hangt's voll Frucht. So isch us seller Stund -
de hesch's nit gewüßt, di Herz het ni dra denkt -
meng Freudejohr ersproßt, und Glück und Heil
und Ehr und Chinderdank isch jetz di Teil. -
Nun freue dich in Ruh und Heiterkeit des Segens,
der dich krönt, und lieblich sei
dein Abend nach des Tages schwüler Hitze.
Genieße lang des treuen Lebens Lohn
zu deiner Gattin, deiner Kinder Trost! |