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Gedichtübersicht

Hymne an die Natur

(Nach dem 10. Orphischen Hymnus 1781 übersetzt)

O Natur, du Mutter von allem, allwirkende Göttin,
Reich an Künsten und alt geboren und immer erschaffend! Allbezwingerin, unbezwungene, leuchtend und leitend!
Allbeherrscherin, allgepriesene, erste von allen!
Unvergängliche, erstgeborne, blühend und uralt!
Unaufhaltbar im Laufe führst du die Sterne der Nächte,
Wandelst geräuschlos dahin auf den leisen Spitzen der Fersen.
Heiliger Schmuck der Götter, du endloses Ende von allem,
Allen Wesen gemein und unmittelbar alleine!
Selbergeborene, vaterlose, ewige Urkraft!
 Blüten erziehend, Liebe verflechtend, alles vermischend!
Anfang und Vollendung, das Leben erteilend und Nahrung!
Allgenügsam, gerecht und den Grazien liebliche Mutter!
Herrschend im Himmel und auf Erden und herrschend im Meere!
Strenge und bitter den Bösen, Gehorchenden gnädig und liebreich
Du, all weise, gabenreiche, herrschende Göttin!
Nährerin dessen, was wächst, Zerstörerin alles Gewachsnen,
Vater bist du und Mutter von allem und Amme dazu auch.
Schnelle Gebärerin, samenreich und zeitenerfüllend,
Kunstreiche, gestaltenbildende, immer im Schaffen!
Ewige, immer bewegte, an Kräften reich und an Klugheit,
Schnell ihre Schritte wälzend in unaufhörlichem Krachen,
Grundvollendete, immer strömend, gestaltenverwandelnd!
 Herrlich thronende, die allein vollführt ihren Willen Allezeit,
über die Herrscher erhaben, mächtig und donnernd,
Unerschütterlich, festgegründet, Flammen ausatmend,
Allbezwingend! — Ewiges Leben, unsterbliche Weisheit,
Alles ist dein, denn du allein bist die Schöpferin allem;
Darum, o Göttin, fleh' ich dich an, daß du bringst mit den Zeiten
Freuden uns und Gesundheit und allen Dingen das Wachstum!