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Hebel-Gedichte - hochdeutsche und englische Übersetzung
 

Der Sommerabend

Der Sommerabend

The summer evening

 

 

 


O, lueg doch, wie isch d'Sunn so müed,
lueg, wie si d'Heimeth abezieht!
O lueg, wie Stral um Stral verglimmt,
und wie sie 's Fazenetli nimmt,
e Wülkli, blau mit roth vermüscht,
und wie sie an der Stirne wüscht.

's isch wohr, sie het au übel Zit,
im Summer gar, der Weg isch wit,
und Arbet findt sie überal,
in Hus und Feld, in Berg und Thal.
's will alles Liecht und Wärmi ha,
und spricht sie um e Segen a.

Meng Blümli het sie usstaffiert,
und mit scharmante Farbe ziert,
un mengem Immli z'trinke ge,
und gseit: Hesch gnug und witt no meh?
Und 's Chäferli het hinte no
doch au si Tröpfli übercho.

Meng Some-Chöpfli het sie gesprengt,
und 's zitig Sömli use g'lengt.
Hen d'Vögel nit bis z'allerlezt
e Bettles gha, und d'Schnäbel g'wetzt?
Und kein goht hungerig ins Bett,
wo nit si Theil im Chröpfli het.

Und wo am Baum e Chriesi lacht,
se het sie'm rothi Bäckli gmacht;
und wo im Feld en Aehri schwankt,
und wo am Pfohl e Rebe rankt,
se het sie eben abe glengt,
und het's mit Laub und Bluest umhengt.

Und uf der Bleichi het sie gschaft
hütie und ie us aller Chraft.
Der Bleicher het si selber g'freut,
doch hätt er nit: Vergelts Gott! gseit.
Un het e Frau ne Wöschli gha,
se het sie trochnet druf un dra.

's isch weger wohr, und überal,
wo d'Sägesen im ganze Thal
dur Gras und Halme gangen isch,
se het si g'heuet froh und frisch.
Es isch e Sach, by miner Treu,
am Morge Gras und z'Obe Heu!

Drum isch sie iez so sölli müed
und bruucht zum Schlof kei Obe-Lied;
ke Wunder, wenn sie schnuuft und schwitzt.
Lueg wie sie dört uf's Bergli sizt!
iez lächlet sie zum lezte mol.
Jez seit sie: Schlofet alli wohl!

Und d'unten isch si! Bhüt di Gott!
Der Guhl, wo uffem Chilchthurn stoht,
het no nit gnug, er bschaut si no.
Du Wundervitz, was gafsch denn so?
Was gilts, sie thut der bald derfür,
und zieht e rothen Umhang für!

Si duuret ein, die guti Frau,
sie het ihr redli Hus-Chrütz au.
Sie lebt gwiß mittem Ma nit gut,
und chunnt sie heim, nimmt er si Hut;
und was i sag: iez chunnt er bald,
dört sitzt er scho im Fohre-Wald.

Er macht so lang, was tribt er echt?
Me meint schier gar, er traut nit recht.
Chumm numme, sie isch nümme do,
's wird alles sy, se schloft sie scho.
Jez stoht er uf, und luegt ins Thal,
und 's Möhnli grüeßt en überal.

Denkwohl, mer göhn iez au ins Bett,
und wer kei Dorn im G'wiße het,
der bruucht zum Schlofen au kei Lied;
me wird vom Schaffe selber müed;
und öbbe hemmer Schöchli gmacht,
drum gebis Gott e guti Nacht!

 

 


O, schau doch, wie ist die Sonne so müde,
schau wie sie die Heimat herunterzieht!
O schau, wie Strahl um Strahl verglimmt,
und wie sie das Taschentüchlein nimmt,
ein Wölkchen, blau mit rot vermischt,
und wie sie an der Stirne wischt.

Es ist wahr, sie hat auch übel Zeit,
im Sommer gar, der Weg ist weit,
und Arbeit findet sie überall,
in Haus und Feld, in Berg und Tal.
Es will alles Licht und Wärme haben,
und spricht sie um einen Segen an.

Manches Blümchen hat sie ausstaffiert,
und mit charmanten Farben verziert,
und manchem Bienchen zu trinken gegeben,
und gesagt: Hast du genug oder willst du noch mehr?
Und das Käferlein hat hinten nach
doch auch sein Tröpflein bekommen.

Manches Samen-Köpfchen hat sie gesprengt,
und ein zeitiges Sämlein heraus gelangt.
Haben die Vögel nicht bis zu allerletzt
ein Betteln gehabt und die Schnäbel gewetzt?
Und keiner geht hungrig ins Bett,
der nicht sein Tierchen im Kröpfchen hat.

Und wo am Baum eine Kirsche lacht,
da hat sie ihm rote Bäckchen gemacht,
und wo im Feld eine Ähre schwankt,
und wo am Pfahl eine Rebe rankt,
da hat sie eben hinunter gelangt,
und hat es mit Laub und Blüte umhängt.

Und auf der Bleiche hat sie geschafft
heute und je aus aller Kraft.
Der Bleicher hätte sich selber gefreut,
doch hätte er nicht: Vergelte es Gott! gesagt.
Und hat eine Frau eine Wäsche gehabt,
so hat sie getrocknet drauf und dran.

Es ist wirklich wahr, und überall,
wo die Sense im ganzen Tal
durch Gras und Halme gegangen ist,
da hat sie geheut froh und frisch.
Es ist eine Sache, bei meiner Treu,
am Morgen Gras und am Abend heu!

Darum ist sie jetzt so völlig müde
und braucht zum Schlaf kein Abendlied;
kein Wunder, wenn sie schnauft und schwitzt.
Schau wie sie dort auf das Berglein sitzt!
Jetzt lächelt sie zum letzten Mal.
Jetzt sagt sie: Schlaft alle wohl!

Und unten ist sie! Behüte dich Gott!
Der Hahn, der auf dem Kirchturm steht,
hat noch nicht genug, er schaut sie noch an.
Du Wunderfitz, was gaffst du denn so?
Was gilt es, sie tut dir bald dafür,
und zieht den roten Umhang vor.

Sie dauert einem, die gute Frau,
sie hat ihr redliches Haus-Kreuz auch.
Sie lebt gewiss mit dem Mann nicht gut,
und kommt sie heim, nimmt er den Hut;
und was ich sag: jetzt kommt er bald,
dort sitzt er schon im Föhren-Wald.

Er macht nicht lang, was treibt er echt?
Man meint schier gar, er traue sich nicht recht.
Komm nur, sie ist nicht mehr da,
es wird alles sein, dann schläft sie schon.
Jetzt steht er auf, er schaut ins Tal,
und die Unke grüßt ihn überall.

Ich denke wohl, wir gehen jetzt auch ins Bett,
und wer keinen Dorn im Gewissen hat,
der braucht zum Schlafen auch kein Lied;
man wird vom Schaffen selbst müde;
und etwa haben wir kleine Heuhaufen gemacht,
darum gebe uns Gott eine gute Nacht!

 

 
Oh, look, how the sun is so tired,
look how it drags down the homeland!
O look, how ray after ray burns out,
and how it takes the handkerchief,
a little cloud, blue mixed with red,
and how she wipes her forehead.

It's true, she has a bad time too,
even in summer, the journey is long,
and she finds work everywhere,
in house and field, in mountain and valley.
Everything wants light and warmth,
and appeals to her for a blessing.

She has decorated many a flower,
and decorated them with charming colours,
and has given many a bee a drink,
and said: Have you had enough or do you want some more?
And the little beetle at the back
got its little drop after all.

Many a little seed head she has blown,
and an early little seed came out.
Did the birds not beg until the very last
begged and sharpened their beaks?
And no one goes to bed hungry,
who does not have his little animal in the little goiter.

And where a cherry laughs on the tree,
it has given him red cheeks,
And where an ear of corn sways in the field
and where a vine grows on a stake,
she has just reached down there,
And has hung it with foliage and blossom.

And on the bleaching she has worked
Today and ever with all her strength.
The bleacher himself would have rejoiced,
but he would not have said: God will repay!
And if a woman has had a wash
she has dried it on and on.

It's really true, and everywhere,
where the scythe has gone
through grass and stalks,
there it has hayed glad and fresh.
It is one thing, by my faithfulness,
grass in the morning and hay in the evening!

That's why she's so tired now
and doesn't need an evening song to sleep;
No wonder she's panting and sweating.
Look how she sits there on the little mountain!
Now she smiles for the last time.
Now she says: Sleep well, everyone!

And down she is! God bless you!
The rooster standing on the church tower
hasn't had enough yet, he's still looking at her.
You curious, what are you gawping at?
What does it matter, she'll soon do you for it,
and pulls out the red cloak.

She deplores one, the good woman,
She has her honest house-cross too.
She certainly doesn't live well with her husband,
and when she comes home, he takes his hat;
and what I say: now he's coming soon,
There he sits already in the pine forest.

He doesn't take long, what's he really up to?
You'd almost think he didn't really dare.
Come on, she's no longer there,
It'll be all right, then she'll be asleep.
Now he stands up, he looks into the valley,
and the toad greets him everywhere.

I think we'll go to bed now too,
and if one don't have a thorn in the conscience,
one doesn't need a song to sleep;
one get tired from working himself;
and if we have made little haystacks,
so God grant us a good night!

)
     
 
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Übersetzung in Hochdeutsch: Hansjürg Baumgartner

Übersetzung in Englisch: DeepL (free version)