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Hebel-Gedichte - hochdeutsche und englische Übersetzung
 

Dem aufrichtigen und
wohlerfahrnen Schweizerboten
an seinem Hochzeittage

Dem aufrichtigen und
wohlerfahrnen Schweizerboten
an seinem Hochzeittage

To the sincere and
well experienced Swiss messenger
on his wedding day

 

 

 


I ha 's io g'seit, und 's isch so cho!
Was hani gseit? 's werd nit lang goh,
se bringt der Bott vom Schwizerland
es Brütli an der weiche Hand,
es lieblig Brütli mittem Chranz
zum Chilgang und zum Hochzit-Tanz.

's isch frili wohr, und so ne Ma,
es Fraueli das mueß er ha.
Früeih, wenn er mittem Morgeroth
uf d'Stroß go Brugg und Basel goht,
wer nimmt en z'erst no lieb und warm,
zum B'hüetdigott und Chuß, in Arm?

Und wenn er mittem Abedstern
in d'Heimet chunnt, was hätt er gern?
's sött näumis an der Hus-Thür stoh,
es sött em lieb eggege cho,
und fründli säge: "Grüeß di Gott,
du liebe Ma und Schwizerbott!"

Und säge sött's em: "Liebe Ma,
chumm weidli, leg d'Pantofflen a,
und 's Tschöpli! Uffem Tischtuech stoht
di's Süppli scho vo wißem Brodt.
Chumm liebi Seel, und iß iez z'Nacht!
Und 's Bettli isch der au scho g'macht.

Das weiß er wohl, mi Schwizerbott,
's isch nit, as wenni 'm 's säge wott.
Drum het er au am lange Rhi
und Canton us und Canton i,
meng Meidschi scharf in d'Auge g'no,
öb nit bald wöll die rechti cho.

Und Canton us und Canton i,
bald an der Limmeth, bald am Rhi,
wol het er brave Meidsch'ne gseh,
wie 's Rösli roht, wiß wie der Schnee,
so tusigschön und gut und froh.
Die rechti het nit welle cho.

's macht nüt, mi liebe Schwizerbott
het gseit: "I find sie doch, will's Gott!"
I glaub es schier, Herr Bottema!
Längst heit er 's in der Nöchi gha.
Thüent d' Augen uf! Bym Saferlot,
sie chunnt nit selbst. Verzeih mirs Gott!

Jetz het er sie, und isch er froh,
der Landamma ischs gwüs nit so. -
Gib, was de hesch, biet, was du witt,
er tuuschte mit dem Keyser nit.
Er lueget nu si's Brütli a:
"Jez bisch mi Wib und i di Ma!"

I säg es frey, und säg es lut:
Her Schwizerbott mit euer Brut,
Gott gunntich wol e bravi Frau,
und wie 's euch freut, so freuts üs au,
und geb' ich Gott de alli wil
der liebe neue Freude viel.

Denk, wenn's no einist g'wintret het,
was streckt si da im chline Bett,
und lächlet lieb? Mi Bottema,
er luegt si goldig Buebli a.
Er lengt e süße Zuckerring:
"Lueg, was i der vo Aarau bring!"

Nu flink dur's Land, Herr Bottema,
mit euer Taschen uf und a',
und bringet, wie mer's g'wohnet sin,
viel schöne B'richt und Lehre drinn.
An Zuckerbrodt und Marzipa'
für d' Chindli solls nit Mangel ha.

 

 

 


Ich habe es ja gesagt, und es ist so gekommen!
Was habe ich gesagt? Es wird nicht lange gehen,
dann bringt der Bote vom Schweizerland
ein Bräutlein an der weichen Hand,
ein liebliches Bräutlein mit einem Kranz
zum Kirchgang und zum Hochzeitstanz.

Es ist freilich wahr, und so ein Mann,
ein Frauchen das muss er haben.
Früh, wenn er mit dem Morgenrot
auf die Strasse nach Brugg und Basel geht,
wer nimmt ihn zuerst noch lieb und warm,
zum Behüte dich Gott und Kuss in Arm?

Und wenn er mit dem Abendstern
in die Heimat kommt, was hätte er gerne?
Es sollte jemand an der Haustüre stehen,
sie sollte ihm lieb entgegen kommen,
und freundlich sagen: "Grüß dich Gott,
du lieber Mann und Schweizerbote!"

Und sagen sollte sie ihm:" Lieber Mann,
komm schnell, lege die Pantoffeln an,
und das Jäcklchen! Auf dem Tischtuch steht
dein Süppchen schon von weißem Brot.
Komm liebe Seele, und iss jetzt zu Nacht!
Und das Bettchen ist dir auch schon gemacht.

Das weiß er wohl, mein Schweizerbote,
es ist nicht, als wenn ich ihm es sagen wollte.
Darum hat er auch einen langen Rhein
und Kanton aus und Kanton ein,
manches Mädchen scharf in die Augen genommen,
ob nicht bald will die Richtige kommen.

Und Kanton aus und Kanton ein,
bald an der Limmat, bald am Rhein,
wohl hat er brave Mädchen gesehen,
wie das das Röschen rot, weiß wie der Schnee,
so tausendschön und gut und froh.
Die Richtige hat nicht wollen kommen.

Es macht nichts, mein lieber Schweizerbote
hat gesagt: "Ich find sie doch, will es Gott!"
Ich glaube es schier, Herr Botenmann!
Längst habt ihr es in der Nähe gehabt.
Tut die Augen auf! Beim Sapperlott,
sie kommt nicht selbst. Verzeih mir es Gott!

Und jetzt hat er sie, und ist er froh,
der Landammann ist es gewiss nicht so.
Gib, was du hast, biete, was du willst,
er tauschte mit dem Kaiser nicht.
Er schaut nun sein Bräutlein an:
"Jetzt bist du mein Weib und ich dein Mann!"

Ich sage es frei, und sage es laut:
Herr Schweizerbote mit eurer Braut,
Gott gönne euch wohl eine brave Frau,
und wie es euch freut, so freut es uns auch,
und gebe euch Gott dann alleweil
der Liebe neue Freude viel.

Denke, wenn es noch einmal gewintert hat,
was streckt sich dann im kleinen Bett,
und lächelt lieb? Mein Botenmann,
er schaut sein goldiges Bübchen an.
Er greift einen süßen Zuckerring:
"Schau, was ich dir von Aarau bringe!"

Nun flink durch das Land, Herr Botenmann,
mit euren Taschen auf und ab,
und bringt, wie wir es gewohnt sind,
viel schöne Berichte und Lehren darin.
An Zuckerbrot und Marzipan
für das Kindlein soll es nicht Mangel haben.

 
I have said so, and that's what happened!
What did I say? It won't be long,
then the messenger brings from Switzerland
A little bride on a soft hand,
a lovely little bride with a wreath
to the church visit and the wedding dance.

It is true, of course, and such a man,
a little wife he must have.
Early, when he in the dawn
on the road to Brugg and Basel walks,
who will take him warmly and lovingly first,
for God's protection and a kiss in his arms?

And when he with the evening star
comes to his home, what would he like?
There should be someone at the front door,
She should come to meet him,
and say kindly: "God greeds you,
dear man and Swiss messenger!"

And she should say to him: "Dear husband,
come quickly, put on your slippers,
and the jacket! On the tablecloth stands
your little soup of white bread.
Come dear soul, and have supper now!
And your bed is already made for you.

He knows that well, my Swiss messenger,
It's not, as if I wanted to tell him.
That's why he has a long Rhine
and canton out and canton in,
many a girl taken sharply into the eyes,
to see if not the right one would come soon.

And canton out and canton in,
soon on the Limmat, soon on the Rhine,
probably he has seen good girls,
like the little rose red, white as snow,
so thousendbeautiful and good and happy.
The right one didn't want to come.

It doesn't matter, my dear Swiss messenger
said: "I'll find them, God willing!"
I almost believe it, Mr Messenger man!
You've had it close by for a long time.
Open your eyes! By the Sapperlott,
she won't come herself. God forgive me!

And now he has she, and he is happy,
the Landammann is certainly not so.
Give what you have, offer what you want,
He would not barter with the emperor.
He now looks at his little bride:
"Now you are my wife and I'm your husband!"

I say it freely, and say it aloud:
Mr Swiss messenger with your bride,
God grant you a good wife,
and as you are happy, so are we,
and may God grant you always
much new joy of love.

Think, when it has wintered once more,
what will stretch itself in the little bed
and smiles sweetly? My messenger man,
he looks at his sweet little boy.
He grabs a sweet sugar ring:
"Look what I bring you from Aarau!"

Now swiftly through the land, Mr Messenger man,
with your bags up and down ,
and bring, as we are accustomed to,
many beautiful reports and lessons in them.
At suger bread and marzipan
for the little child there should be no lack.
      Ab der 5. Auflage 1820 erschienen die Alemannischen Gedichte bei Heinrich Zschokke in Aarau in der Schweiz. Für diese Auflage, die eher eine Neuausgabe darstellt.
fügte Hebel 12 weiter Gedichte an (die er teilweise aber schon früher verfasst hatte), zu denen auch das o. a. gehört. Hebel hat hier die "Hochzeit" seiner
Alemannischen Gedichte - der Braut - mit Zschokkes Schweizerboten - dem Bräutigam - auf einzigartige literarisch-poetische Art "gefeiert".
Leider gibt es nur einen Brief von Hebel an Zschokke , die Nr. 134 vom 23. April 1805.

From the 5th edition in 1820, the Alemannic Poems were published by Heinrich Zschokke in Aarau, Switzerland. For this edition, which is more of a new edition,
 Hebel added 12 more poems (some of which he had already written earlier), including the one above. Hebel "celebrated" the "wedding" of his Alemannic poems -
the bride - with Zschokke's Swiss messenger - the bridegroom - in a unique literary and poetic way.
Unfortunately, there is only one letter from Hebel to Zschokke, no. 134 dated 23 April 1805.


Heinrich Zschokke gab 1798-1800 in Luzern und ab 1804 in Aarau den "aufrichtigen und wohlerfahrenen Schweizerboten" heraus. Er erschien zunächst als Wochenblatt, später zwei- bis drei- und schließlich sechsmal wöchentlich. Zschokke war bis 1842 sowohl Herausgeber als auch Redaktor, sein Nachfolger Heinrich Remigius Sauerländer wurde nach 1847 von wechselnden Redaktoren abgelöst. Ziel war die aufklärerische Verbreitung der neuen freiheitlichen Ideen, weshalb sich der S. auch für die Durchsetzung der Pressefreiheit einsetzte. Der S. war preiswert, weit verbreitet und lange die einzige liberale Zeitung der Schweiz für die einfache Bevölkerung.  Er erreichte gemäß Zschokkes Schätzungen bei 2'000-3'000 Abonnements bis zu 30'000 Leser. 1878 musste der S. den Druck einstellen.

Heinrich Zschokke published the "sincere and well-experienced Schweizerbote" in Lucerne from 1798-1800 and in Aarau from 1804. It was initially published as a weekly, later two to three times a week and finally six times a week. Zschokke was both publisher and editor until 1842; his successor Heinrich Remigius Sauerländer was replaced by a succession of editors after 1847. The aim was the enlightened dissemination of the new liberal ideas, which is why the S. also campaigned for the implementation of freedom of the press. The S. was inexpensive, widely distributed and for a long time the only liberal newspaper in Switzerland for ordinary people. According to Zschokke's estimates, it reached up to 30,000 readers with 2,000-3,000 subscriptions. In 1878, the S. had to cease printing.

Johann Heinrich Daniel Zschokke (* 22. März 1771 in Magdeburg; † 27. Juni 1848 in Aarau), meist Heinrich Zschokke, auch Johann von Magdeburg und Johann Heinrich David Zschokke genannt, war ein deutscher Schriftsteller und Pädagoge. Er ließ sich in der Schweiz einbürgern, übernahm in der Folge zahlreiche politische Ämter und wirkte als liberaler Vorkämpfer und Volksaufklärer. Zschokke war zu seiner Zeit einer der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller. Außerdem machte er sich durch Forschungen zur älteren Geschichte der Schweiz und mit der Herausgabe volkserzieherischer Zeitschriften verdient, sein 1804 gegründetes Wochenblatt Der aufrichtige und wohlerfahrne Schweizerbote erschien bis 1878.

Heinrich Remigius Sauerländer (* 13. Dezember 1776 in Frankfurt am Main; † 2. Juni 1847 in Aarau) war ein deutsch-schweizerischer Verleger. Sauerländer ließ sich 1800 in Basel nieder und arbeitete bei dem Buchdrucker und Buchhändler Samuel Flick (1772–1833) dessen Geschäft an der Schifflände war. 1802 wurde Sauerländer für 750 Louis d’or Teilhaber. In Aarau eröffnete Flick eine Filiale seiner Buchhandlung, einen Zeitschriftenverlag und eine Buchdruckerei, denen hauptsächlich Sauerländer vorstand. 1806 übersiedelte Sauerländer, der am 5. Juli 1803 in Gelterkinden Maria Rhyner (1775–1846) geheiratet hatte, nach Aarau. Am 1. August 1807 trennte sich Sauerländer von Flick und übernahm die Geschäfte in Aarau, gründete den Verlag Sauerländer und verlegte u. a. die Gesamtausgabe des Werkes von H. Zschokke.
 

Johann Heinrich Daniel Zschokke (* 22 March 1771 in Magdeburg; † 27 June 1848 in Aarau), usually known as Heinrich Zschokke, also known as Johann von Magdeburg and Johann Heinrich David Zschokke, was a German writer and educator. He was naturalised in Switzerland, subsequently held numerous political offices and worked as a liberal pioneer and popular enlightener. Zschokke was one of the most widely read German-language writers of his time. He also made a name for himself with his research into the older history of Switzerland and the publication of popular educational magazines; his weekly journal Der aufrichtige und wohlerfahrne Schweizerbote, founded in 1804, was published until 1878.

Heinrich Remigius Sauerländer (* 13 December 1776 in Frankfurt am Main; † 2 June 1847 in Aarau) was a German-Swiss publisher. Sauerländer settled in Basel in 1800 and worked for the printer and bookseller Samuel Flick (1772-1833), whose shop was on the Schifflände. In 1802, Sauerländer became a partner for 750 louis d'or. In Aarau, Flick opened a branch of his bookshop, a magazine publishing house and a book printing works, which were mainly managed by Sauerländer. In 1806, Sauerländer, who had married Maria Rhyner (1775-1846) in Gelterkinden on 5 July 1803, moved to Aarau. On 1 August 1807, Sauerländer separated from Flick and took over the business in Aarau, founded the Sauerländer publishing house and published, among others, the complete edition of H. Zschokkes works.

 

 
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Übersetzung in Hochdeutsch: Hansjürg Baumgartner

Übersetzung in Englisch: DeepL (free version)