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Hebel-Gedichte - hochdeutsche und englische Übersetzung
 

Riedligers Tochter

Riedligers Tochter Riedligers Daughter
 


Spinnet, Töchterli, spinnet, und Jergli leng mer der Haspel!
D'Zit vergoht, der Obed chunnt und 's streckt si ins Früeihiohr.
Bald gohts wieder use mit Hauen und Rechen in Garte.
Werdet mer flißig und brav und hübsch, wie 's Riedligers Tochter!
In de Berge stoht e Hus, es wachsen iez Wesmen
uffem verfallene Dach, und 's regnet aben in d'Stube.
Frili 's isch scho alt, und sin iez anderi Zite,
weder wo der Simme Friz und 's Eveli g'huust hen.
Sie hen 's Huus erbaut, die schönsti unter de Firste,
und ihr Name stoht no näumen am rußige Tremel.
Het me gfrogt, wer sin im Wald die glücklichsten Ehlüt,
het me gseit: „ Der Simme Friz und 's Riedligers Tochter“,
und 's isch dem Eveli grothe mit gar verborgene Dinge.
Spinnet, Chinder, spinnet, und Jergli hol mer au Trieme!
Mengmol, wo der Friz no by den Eltere glebt het,

het en d'Muetter gno, und gfrogt mit biwegliche Worte:
„Hesch di no nit anderst bsunne? G'falle der 's Meiers
Matte no nit besser zu siner einzige Tochter?

Und der Friz het druf mit ernstliche Worten erwiedert:
„Nei, sie gfallt mer nit, und anderst b'sinni mi nümme.
's Riedligers suferi Tochter zu ihre Tugede gfallt mer.“ -
„D'Tugede loß den Engle! Mer sin iez no nit im Himmel.“ -
„Lönt de Chüeihe 's Heu ab's Meyers grasige Matte!
-
„D'Muetter isch e Hex!“ - „ Und soll au d'Muetter e Hex sy,
Muetter hi und Muetter her, und 's Töchterli willi!“ -
„'s Meidli soll's gwiß au scho tribe, d'Nochbere sage's.“ -
„Sel isch en alte Bricht, und dorum chani 's nit wende.
Winkts mer, so muß i cho, und heißt es mi näumis, so thuenis.
Luegt's mer no gar in d'Augen, und chummi em nöcher an Buse,
wirds mer, i weiß nit wie, und möchti sterbe vor Liebi.
's isch ke liebliger Gschöpf, aß so ne Hexli wo iung isch.“
Näumis het d'Muetter gwüßt. Me seit, das Meiddeli sei gwiß
in si'm zwölfte Johr e mol elleinig im Wald gsi,
und heb Erberi g'sucht. Uf eimol hört es e Ruusche,
und wo's um si luegt, se stoht in goldige Hoore,
nummen en Ehle lang, e zierlig Frauweli vorem,
inneme schwarze Gwand und g'stickt mit goldene Blume
und mit Edelgstei.
„Gott grüeß di, Meiddeli!“ seit's em,
„sping nit furt, und fürch mi nit! I thue der kei Leidli.“
’s Eveli seit: „Gott dank der, und wenn du 's Erdmännli's Frau bisch,
willi di nit förche!“ – „Jo frili“, seit es, „das bini.
Meiddeli los, und sag: channsch alli Sprüchli im Spruchbuch?“ -

„Jo, i cha si alli, und schöni Gibetli und Psalme.
-
„Meiddeli, los und sag: gosch denn au flißig in d'Chilche?“ -

„Alli Sunntig se thueni.
I stand im vorderste Stühli.“ -
„Meiddeli, los und sag: folgsch au, was 's Müetterli ha will?“ -
„He, wills Gott der Her, und froget 's Müetterli selber!
's chennt ich wohl, i weiß es scho, und het mer scho viel gseit.“ –
„Meiddeli, was hesch g'seit? Bisch öbbe 's Riedligers Tochter?
Wenn de mi Gotte bisch, se chumm au zu mer in d'Stube!“
Hinter der Brumberi-Hurst gohts uf verschwiegene Pfade
tief dur d'Felsen i. Hätt's Frauweli nit e Laternli
in der Linke treit, und 's Eveli sorglich am Arm g'führt,
's hätt der Weg nit gfunde. Jez goht e silberni Thür uf.
„O Her Jesis, wo bini? Frau Gotte, bini im Himmel?“ -
„Nei doch, du närrisch Chind. In mi'm verborgene Stübli

bisch by diner Gotte.
Sitz nieder und biß mer Gottwilche!
Gell das sin chosperi Stei an mine glitzrige Wände?

Gell i ha glatti Tisch?
Sie sin vom suferste Marfel.
Und do die silberne Blatten, und do die goldene Teller!
Chumm, iß Hunig-Schnitten und schöni gwundeni Strübli!
Magsch us dem Chächeli Milch? Magsch Wi im christalene Becher?“ -
„Nei, Frau Gotte, lieber Milch im Chächeli möchti.“
Wones gesse het und trunke, seit em si Gotte:
„Chind, wenn d'flißig lehrsch, und folgsch, was 's Müetterli ha will,
und chunnsch us der Schul und gosch zum heilige Nachtmohl,
willi der näumis schicke. Zeig wie, was wär der am liebste?
Wärs das Trögli voll Plunder? Wärs do das Rädli zum Spinne?“
„Bald isch's Plunder verriße. Frau Gotte, schenket mer 's Rädli!“ -
's Rädli will gspunne ha. Nimm lieber 's Trögli voll Plunder!
Siehsch die sideni Chappe mit goldene Düpflene gsprenglet?
Siehsch das Halstuch nit mit siebefarbige Streife,
und e neue Rock, und do die gwäßerti Hoorschnur?“ -
„Jo, 's isch mer numme z'schön. Frau Gotte, schenket mer's Rädli!“ -
„Willsch's, se sollschs au ha, und chunnts, se halt mers in Ehre!
Wenn de 's in Ehre hesch, solls au an Plunder nit fehle,
und an Segen und Glück. I weiß em verborgeni Chräfte.
Sieder nimm das Rösli und trag mers sorglich im Buse,
aß denn au öbbis hesch von diner heimliche Gotte!
Los, und verlier mers nit! Es bringt der Freuden und Gsundheit.
Wärsch mer nit so lieb, ich chönnt der io Silber und Gold ge.“
Und iez het sie's gchüßt, und wieder usen in Wald gführt:
„Bhüt di Gott, und halti wohl, und grüeß mer di Muetter!“ -
So viel isch an der Sach, und deshalb her me ne nogseit,
d'Muetter seig e Hex, und nit viel besser ihr Meidli.
Nu das Meiddeli isch mit si'm verborgene Blüemli
hübscher vo Tag zu Tag und alliwil liebliger worde,
und wo's us der Schul mit andere Chindere cho isch,
und am Ostertag zum Nachtmohl gangen und heim chunnt,
nei, se bhüetis Gott, was stoht im heitere Stübli?
's Rädli vo Birbaume-Holz, und an der Chunkle ne Riste
mitteme zierlige Band us rosiger Siden umwunde,
unte ne Letschli dra, und 's Gschirli zum Netze vo Silber,
und im Chrebs e Spühli, und scho ne wengeli g'spunne.
D'Gotte het der Afang gmacht mit eigene Hände.
Wie het mi Eveli gluegt! Was isch das Eveli g'sprunge!
Gsangbuch weg und Meie weg und 's Rädli in d'Arm gno,
und het's gchüßt und druckt. „O liebi Frau Gotte, vergelts Gott!“
's het nit z'Mittag gesse. Sie hen doch e Hammen im Chöl gha.
's isch nit usen ins Grün mit andere Chindere gwandlet.
 Gspunne hets mit Händ und Füeße; het em nit d'Muetter
´s Rädli in Chaste gstellt, und gseit: „Gedenke des Sabaths!
Isch nit Christus, der Her, hüt vo de Todte erstande?“
Nu, di Rädli hesch. Doch Eveli, Eveli weisch au,
wie mes in Ehre haltet, und was d'Frau Gotte wird gmeint ha?
Frili weißt's, worum denn nit, und het sie 'm verheiße:
„Wenn de 's in Ehre hesch, solls au an Plunder nit fehle
und andere Sege“, se het sie's g'halte wie 's recht isch.
Het nit in churzer Zit der Weber e Tragete Garn gholt?
Hets nit alli Johr vom finste glichlige Fade
Tuch und Tuch uf d'Bleichi treit und Strängli zum Färber?
He, me het io gseit, und wenns au dussen im Feld seig,
's Rädli spinn elleinig furt, und wie si der Fade
unten in d'Spuhle zieh', wachs' unterm rosige Bendel
d'Riste wieder no - sell müeßt mer e chummligi Sach sy
und wer het im ganze Dorf die suferste Chleider
Sunntig und Werchtig treit, die reinlichsten Ermel am Hemd gha,
und die suferste Strümpf und alliwil freudigi Sinne?
's Frauweli im Felse-G'halt, si liebligi Gotte.
Drum het's Simme's Friz, wo 's achtzeh' Summer erlebt het,
zu der Muetter gseit mit ernstliche Mine und Worte:
„Numme's Riedligers Tochter zu ihre Tugede gfallt mer.“
Muetterherz isch bald verschreckt, zwor sotti's nit sage.
Wo sie wieder e mol von 's Meyers Tochter und Matte
ernstlig mittem redt, und wills mit Dräue probire:
„'s git e chräftig Mittel“, seit sie, „wenn de verhext bisch.
Hemmer für's Riedligers g'huust? Di Vater sezt di ufs Pflichttheil,
und de hesch mi Sege nit, und schuldig bisch du dra.“
„Muetter“, erwiedert der Simme, „soll euer Sege verscherzt sy,
stand i vom Eveli ab, und gehri vom Vater ke Pflichttheil.
Z'Stette sizt e Werber, und wo me uffem Berg stoht,
lüte d'Türke-Glocken an alle Enden und Orte.
Bluet um Bluet, und Chopf um Chopf, und Leben um Lebe.
Färbt mi Bluet e Türke-Sebel, schuldig sin ihr dra!“
Wo das d'Muetter hört, se sizt sie nieder vor Schrecke:
„Du vermesse Chind, se nimm sie, wenn de sie ha witt;
aber chumm mer nit go chlage, wenns der nit gut goht.“
's isch nit nöthig gsi. Sie hen wie d'Engel im Himmel
mitenander g'lebt, und am verborgene Sege
vo der Gotte hets nit gfehlt im hüsliche Wese.
He, sie hen io z'lezt vo's Meyers grasige Matte
selber die schönsti g'meiht, 's isch alles endlich an Stab cho,
und hen Freud erlebt an frumme Chinden und Enkle.
Thüent iez d'Räder weg, und Jergli, der Haspel ufs Chästli!
's isch afange dunkel und Zit an anderi G'schäfte.
Und so hen sie 's gmacht, und wo sie d'Räder uf d'Site
stellen, und wenn go und schüttle d'Agle vom Fürtuch,
seit no's Vreneli: „So ne Gotte möchti wohl au ha,
wo eim so ne Rad chönnt helsen und so ne Rösli.“
Aber d'Muetter erwiedert: „'s chunnt uf kei Gotten, O Vreni,
's chunnt uf 's Rädli nit a. Der Fliß bringt heimlige Sege,
wenn de schaffe magsch. Und hesch nit 's Blüemli im Buse,
wenn de züchtig lebsch und rein an Sinnen und Werke?

Gang iez und hol Wasser und glitsch mer nit usen am Brunne!

 

 


Spinnt, Töchterchen, spinnt, und Jörg gib mir den Haspel!
Die Zeit vergeht, der Abend kommt und es streckt sich ins Frühjahr.
Bald geht es wieder hinaus mit Hauen und Rechen in den Garten.
Werdet mir fleißig und brav und hübsch, wie des Riedligers Tochter!
In den Bergen steht ein Haus, es wachsen jetzt Moose
auf dem verfallenen Dach, und es regnet hinab in die Stube.
Freilich ist es schon alt, und jetzt sind andere Zeiten,
wie als wo der Simmen Fritz und das Evchen gehaust haben.
Sie haben das Haus erbaut, das Schönste unter den Firsten,
und ihr Name steht noch irgendwo am rußigen Balken.
Hat man gefragt, wer sind im Wald die glücklichsten Eheleute,
hat man gesagt: "Der Simmen Fritz und des Riedligers Tochter",
und es ist dem Evchen geglückt mit gar verborgenen Dingen.
Spinnt, Kinder, spinnt, und Jörg hol mir auch die Riemen!
Manchmal, als der Fritz noch bei den Eltern gelebt hat,
hat ihn die Mutter genommen, und gefragt mit bewegenden Worten:
"Hast du dich nicht anders besonnen? Gefallen die Meiers
Wiesen noch nicht besser zu seiner einzigen Tochter?"
Und der Fritz hat darauf mit ernstlichen Worten erwidert:
"Nein, sie gefällt mir nicht, und anders besinne ich mich nicht mehr. -
Des Riedligers saubere Tochter mit ihren Tugenden gefällt mir." -
"Die Tugenden lass den Engeln! Wir sind jetzt noch nicht im Himmel." -
"Lass den Kühen das Heu von des Meyers grasigen Wiesen!" -
"Die Mutter ist eine Hexe!" - "Und soll auch die Mutter eine Hexe sein,
Mutter hin oder her, und das Töchterchen will ich!"
"Das Mädchen soll es gewiss auch schon treiben, die Nachbarn sagen es."
"Dies ist ein alter Bericht, und darum kann ich es nicht wenden.
Winkt es mir, so muss ich kommen, und heißt es mich etwas, so tue ich es.
Schaut es mir gar in die Augen, und komme ich ihm näher an den Busen,
wird es mir, ich weiß nicht wie, und ich möchte sterben vor Liebe.
Es ist kein lieblicheres Geschöpf, als so ein Hexchen welches jung ist."
Etwas hat die Mutter gewusst. Man sagt, das Mädchen sei gewiss
in seinem zwölften Jahr einmal allein im Wald gewesen,
und es habe Erdbeeren gesucht. Auf einmal hört es ein Rauschen,
und als es um sich schaut, da steht in goldenen Haaren,
nur eine Elle lang, ein zierliches Fraulein vor ihm,
in einem schwarzen Gewand und bestickt mit goldenen Blumen
und mit Edelsteinen. "Gott grüß dich, Mädchen!" sagt es ihm,
"spring nicht fort, und fürchte mich nicht. Ich tue die kein Leid."
Das Evchen sagt: "Gott danke dir, und wenn du des Erdmännleins Frau bist,
will ich dich nicht fürchten!" - "Ja freilich", sagt es, "das bin ich.
Mädchen höre, und sage: kannst du alle Sprüchlein im Spruchbuch?"
"J, ich kann sie alle, und schöne Gebete und Psalmen."
"Mädchen, höre und sage: gehst du denn auch fleißig in die Kirche?" -
"Alle Sonntage tue ich es. Ich stehe im vordersten Gestühl." -
"Mädchen, höre und sage: folgst du auch, was das Mütterchen haben will?" -
"Ja, will es Gott der Herr, und fragt das Mütterchen selber!
Es kennt euch wohl, ich weiß es schon, und hat mir schon viel gesagt."
"Mädchen, was hast du gesagt? Bist du etwa des Ridligers Tochter?
Wenn du mein Patenkind bist, so komme auch zu mir in die Stube!"
Hinter den Brombeer-Sträuchern geht es auf verschwiegenen Pfaden
tief durch die Felsen hinein. Hätte das Fraulein nicht ein kleine Laterne
in der Linken getragen, und das Evchen sorgsam am Arm geführt,
so hätte es den Weg nicht gefunden. Jetzt geht eine silberne Türe auf.
"O Herr Jesus, wo bin ich? Frau Patin, bin ich im Himmel?" -
"Nein doch, du närrisches Kind. In meinem verborgenen Stübchen
bist du bei deiner Patin. Sitz nieder und sei mir Gottwillkommen!
Gell, das sind kostbare Steine an meinen glitzernden Wänden?
Gell ich habe glatte Tische? Sie sind vom saubersten Marmor.
Und da die silbernen Platten, und da die goldenen Teller!
Komm, iss Honig-Schnitten und schönes gewundene Backwerk!
Magst du aus dem Tässchen Milch? Magst du Wein im kristallenen Becher?" -
"Nein, Frau Patin, lieber Milch im Tässchen möchte ich."
Als es gegessen hat und getrunken, sagt ihm seine Patin:
"Kind, wenn du fleißig lernst, und folgst, was das Mütterchen haben will,
und kommst aus der Schule und gehst zum heiligen Nachtmahl,
will ich dir etwas schicken. Zeig wie, was wäre dir am liebsten?
Wäre es die Truhe voll Kleidung? Wäre es hier das Rädchen zum Spinnen?"
"Bald sind die Kleider verrissen. Frau Patin, schenkt mir das Rädchen!"
"Das
Rädchen will gesponnen haben. Nimm lieber die Truhe voll Kleidung!
Siehst du die seidene Kappe mit goldenen kleinen Tupfen gesprenkelt?
Siehst du das Halstuch nicht mit siebenfarbigen Streifen,
und einen neuen Rock, und hier die gewässerte Haarschnur?" -
"Ja, es ist mir nur zu schön. Frau Patin, schenkt mir das Rädchen!" -
"Willst du es, so sollst du es auch haben, und kommt es, so halte es mir in Ehren!
Wenn du es in Ehren hast, soll es dir an Kleidung auch nicht fehlen,
und an Segen und Glück. Ich weiß ihm verborgene Kräfte.
Unterdessen nimm das Röslein und trage es mir sorgsam im Busen,
dass du nun auch etwas hast von deiner heimlichen Patin!
Höre, und verliere es mir nicht! Es bringt dir Freuden und Gesundheit.
Wärst du mir nicht so lieb, ich könnte dir ja Silber und Gold geben."
Und jetzt hat sie es geküsst, und wieder hinaus in den Wald geführt:
"Behüte dich Gott, und halte dich wohl, und grüße mir deine Mutter!" -
So viel ist an der Sache, und deshalb hat man ihnen nachgesagt,
die Mutter sei eine Hexe, und nicht viel besser ist ihr Mädchen.
Nun das Mädchen ist mit seinem verborgenen Blümchen
hübscher von Tag zu Tag und alleweil lieblicher geworden,
und als es aus der Schule mit anderen Kindern gekommen ist,
und am Ostertag zum Nachtmahl gegangen und heim kommt,
nein, so behüte uns Gott, was steht in dem heiteren Stübchen?
Das Rädchen von Birnbaum-Holz, und an der Kunkel eine Stück Hanf
mit einem zierlichen Band aus rosa Seide umwunden,
unten ein Schleifchen dran, und das Geschirr zum Benetzen von Silber,
und im Krebs eine kleine Spule, und schon ein wenig gesponnen.
Die Patin hat den Anfang gemacht mit eigenen Händen.
Wie hat mein Evchen geschaut! Was ist das Evchen gehüpft!
Gesangbuch weg und Blumenstrauß weg und das Rädchen in den Arm genommen,
und hat es geküsst und gedrückt. "O liebe Frau Patin, vergelte es euch Gott!"
Es hat nichts zu Mittag gegessen. Sie haben doch einen Schinken im Kohl gehabt.
Es ist nicht hinaus ins Grüne mit anderen Kindern gewandelt.
Gesponnen hat es mit Händen und Füßen; hätte ihm nicht die Mutter
das Rädchen in den Schrank gestellt, und gesagt: "Gedenke des Sabbats!
Ist nicht Christus der Herr, heute von den Toten auferstanden?"
Nun, dein Rädchen hast du. Doch Evchen, Evchen weißt du auch,
wie man es in Ehren hält, und was die Frau Patin wird gemeint haben?
Freilich weißt du es, warum denn nicht, und sie hat es ihm verheißen:
"Wenn du es in Ehren hast, soll es auch an Kleidung nicht fehlen
und anderer Segen", so hat sie es gehalten, wie es recht ist.
Hat nicht in kurzer Zeit der Weber einen Tragkorb Garn geholt?
Hat es nicht alle Jahr vom feinsten gleichmäßigen Faden
Tuch auf Tuch in die Bleiche getragen und Stränge zum Färber?
Ja, man hat ja gesagt, und wenn es draußen auf dem Feld sei,
das Rädchen spinne alleine fort, und wie sie den Faden
unten in die Spule ziehe, wachse unter dem rosanen Bändel
Der Hanf wieder nach - dies müsste mir eine bequeme Sache sein
und wer hat im ganzen Dorf die saubersten Kleider
Sonntags und Werktags getragen, die reinlichsten Ärmel am Hemd gehabt,
und die saubersten Strümpfe und alleweil freudige Sinne?
Das Fraulein in der Felsen-Höhle, die liebliche Patin.
Darum hat Simmens Fritz , als es achtzehn Sommer erlebt hat,
zu der Mutter gesagt mit ernstlicher Mine und Worten:
"Nur des Riedligers Tochter mit ihren Tugenden gefällt mir."
Mutterherz ist bald verschrocken, zwar sollte ich es nicht sagen.
Als sie wieder einmal von des Meyers Tochter und Wiesen
ernstlich mit ihm redet, und will es mit Drängen probieren:
"Es gibt ein kräftiges Mittel", sagt sie, "wenn du verhext bist.
Haben wir für die Riedligers gehaust? Dein Vater setzt dich auf das Pflichtteil,
und du hast meinen Segen nicht, und schuldig bist du daran."
"Mutter", erwidert der Simmen, "soll euer Segen verscherzt sein,
stehe ich vom Evchen ab, und begehre vom Vater kein Pflichtteil.
Zu Stetten sitzt ein Werber, und wo man auf dem Berg steht,
läuten die Türken-Glocken an allen Enden und Orten.
Blut um Blut, Kopf um Kopf, und Leben um Leben.
Färbt mein Blut einen Türken-Säbel, schuldig seid ihr daran.
Als das die Mutter hört, da sitzt sie nieder vor Schrecken:
"Du vermessenes Kind, dann nimm sie, wenn du sie haben willst;
aber komme mir nicht zum Klagen, wenn es dir nicht gut geht."
Es ist nicht nötig gewesen. Sie haben wie die Engel im Himmel
miteinander gelebt, und am verborgenen Segen
von der Patin hat es nicht gefehlt im häuslichen Wesen.
Ja, sie haben ja zuletzt von des Meyers grasigen Wiesen
selbst die schönste gemäht, es ist alles endlich in Ordnung gekommen,
und haben Freude erlebt an frommen Kindern und Enkeln.
Tut jetzt die Spinnräder weg, und Jörg, den Haspel auf das Schränkchen!
Es ist langsam dunkel und Zeit für andere Geschäfte.
Und so haben sie es gemacht, und als sie die Räder auf die Seite
stellen, und wollen gehen und schütteln die steifen Spitzen von der Schürze,
sagt noch das Vreneli: So eine Patin möchte ich wohl auch haben,
die einem solch ein Rad könnte schenken und solch ein Röslein."
Aber die Mutter erwidert: "Es kommt auf keine Patin, O Vreni,
es kommt auf das Rädchen nicht an. Der Fleiß bringt heimeligen Segen,
wenn du schaffen magst. Und hast du nicht das Blümchen im Busen,
wenn du züchtig lebst und rein an Sinnen und Werken?
Geh jetzt und hole Wasser und rutsch mir nicht aus am Brunnen!"

 

 


Spin, little daughter, spin, and Jörg give me the reel!
Time passes, the evening comes and it stretches into spring.
Soon it's time to go out into the garden again with hoes and rakes.
Be diligent and good and pretty, like the Riedliger's daughter!
There is a house in the mountains, moss is now growing
on the dilapidated roof, and it rains down into the parlour.
Of course, it is already old, and now are different times,
how than where Simmen Fritz and Evchen housed there.
They built the house, the most beautiful of all the houses,
and their name is still written somewhere on the sooty beam.
When one asked, who were the happiest married couple in the forest,
one said: ‘The Simmen Fritz and the Riedliger's daughter’,
and to Evchen it is succeeded with even hidden things.
Spin, children, spin, and Jörg will get me some straps!
Sometimes, when Fritz still lived with his parents,
his mother took him and asked him with moving words:
‘Haven't you changed your mind? Please the Meiers
Wiesen not yet better to his only daughter?’
And the Fritz replied with earnest words:
‘No, she does not please me, and I have no other mind. -
I like the Riedliger's clean daughter with her virtues.’ -
‘Leave the virtues to the angels! We are not yet in heaven.’ -
‘Let the cows have the hay from Meyer's grassy meadows!’ -
‘The mother is a witch!’ - ‘And should the mother also be a witch,
Mother back or forth, and I want the little daughter!’
‘The girl is certainly already doing it, the neighbours say so.’
‘This is an old report, and that's why I can't turn it around.
If she beckons me, I must come, and if she calls me something, I do it.
If it even looks me in the eye and I come closer to its bosom,
I feel, I don't know how, and I want to die of love.
There is no lovelier creature than such a little witch when she is young.’
The mother knew something. It is said that the girl was certainly
in her twelfth year had once been alone in the forest
and she was looking for strawberries. Suddenly she heard a rustling sound,
and when she looks round, there in golden hair
only a cubit long, a dainty little woman stood before him,
in a black robe and embroidered with golden flowers
and with precious stones. ‘God greet you, girl!’ she says to him,
‘Don't jump away, and don't be afraid. I will do them no harm.’
The Evchen says, ‘God thank you, and if you are the Erdmännlein's wife,
I will not fear you!’ - ‘Yes, of course,’ she says, ‘I am.
Girl, listen and say: do you know all the sayings in the book of spells?’
‘Yes, I know them all, and beautiful prayers and psalms.’
‘Girl, listen and say: do you go to church diligently?’ -
‘I do every Sunday. I stand in the front pews.’ -
‘Girl, listen and say: do you also follow what mum wants?’ -
‘Yes, God willing, and ask the mother herself!
She knows you well, I know it already, and has already told me much.’
‘Girl, what did you say? Are you the Ridliger's daughter?
If you're my godchild, come into my parlour too!’
Behind the blackberry bushes, the path leads along secretive paths
deep through the rocks. If the little woman had not carried a small lantern
in her left hand, and if she hadn't held the Evchen carefully by the arm,
she would not have found the way. Now a silver door opens.
‘O Lord Jesus, where am I? Madam Godmother, am I in heaven?’ -
‘No but, you foolish child. In my hidden little parlour
you are with your godmother. Sit down and be God welcome to me!
Well, these are precious stones on my glittering walls?
Do I have smooth tables? They are of the cleanest marble.
And there the silver plates, and there the golden dishes!
Come, eat honey slices and beautiful twisted pastries!
Do you like milk from the little cup? Do you like wine in a crystal cup?’ -
‘No, Mrs Godmother, I'd rather like milk in the little cup.’
When it has eaten and drunk, his godmother tells him:
‘Child, if you study hard and follow what your mum wants you to do,
and come out of school and go to the holy supper,
I will send you something. Show me, what would you like best?
Would it be the chest full of clothes? Would it be the little spinning wheel here?’
‘The clothes will soon be torn. Mrs Godmother, give me the little wheel!’
‘The wheel wants to be spun. Better take the chest full of clothes!
Do you see the silk cap speckled with little golden dots?
Don't you see the scarf with seven-coloured stripes,
and a new skirt, and here the watered hair-string?’ -
‘Yes, it is only too beautiful for me. Mrs Godmother, give me the little wheel!’ -
‘If you want it, you shall have it, and does it come, keep it for me in honor!
If you have it in honor, you shall not lack clothing either,
and blessings and happiness. I know its hidden powers.
In the meantime, take the little rose and carry it carefully in your bosom,
so that you now also have something from your secret godmother!
Listen, and don't lose it for me! It will bring you joy and health.
If you were not so dear to me, I could give you silver and gold.”
And now she kissed it and led it out into the forest again:
“God keep thee, and keep thee well, and greet me thy mother!” -
So much is the matter, and that is why they were said,
the mother be a witch, and her girl is not much better.
Now the girl with her hidden little flower
has become prettier from day to day and always more lovely,
and when it came home from school with other children,
and on Easter Day went to supper and came home,
no, so God keep us, what is in that cheerful little parlour?
The wheel of pear-tree wood, and a piece of hemp on the handle
with a dainty ribbon of rose silk wound round it,
down a little bow, and the harness for wetting silver,
and in the crab a small bobbin, and already a little spun.
The godmother made the beginning with her own hands.
How my Evchen looked! How the Evchen jumped!
Hymn book away and flowersbouquet away and the wheel taken in the arm,
and kissed and hugged it. “O dear Godmother, God reward you!”
She had nothing for lunch. They had a ham in the cabbage.
She didn't go out into the green with other children.
It has spun with his hands and feet; if his mother had not
put the wheel in the cupboard and said: “Remember the Sabbath!
Has not Christ the Lord, risen from the dead today?”
Well, you have your wheel. But Evchen, Evchen you know too,
how to have it in honor, and what the godmother will have meant?
Of course you do, why not, and she has promised it to him:
“If you have it in honour, there shall be no lack of clothing
and other blessings”, so she kept it, as it is right.
Did not the weaver fetch a basket of yarn in a short time?
Has it not every year from the finest even thread
carried cloth upon cloth to the bleacher and skeins to the dyer?
Yes, they said, even if it was out in the field,
the little wheel spins on its own, and as it pulls the thread
down into the bobbin, back under the pink ribbon
the hemp grows again - this should be a comfortable thing for me
and who in the whole village has the cleanest clothes
worn on Sundays and weekdays, had the neatest sleeves on his shirt
and the cleanest stockings and always a happy mind?
The little woman in the rocky cave, the lovely godmother.
That's why Simmens Fritz, when she had lived eighteen summers,
said to his mother with a serious face and words:
‘Only the Riedliger's daughter with her virtues pleases me.’
Mother's heart soon became frightened, though I shouldn't say it.
When she once more speaks earnestly of Meyer's daughter and meadows
seriously with him, and wants to try urging him:
‘There's a powerful remedy,’ she says, ’if you're bewitched.
Have we housed for the Riedligers? Your father puts you on the compulsory portion,
and you don't have my blessing, and you're guilty of it.’
‘Mother,’ replied Simmen, ’let your blessing be forfeited,
I will renounce the Evchen, and will not ask my father for a compulsory share.
There is a recruiter in Stetten, and where one stands on the mountain,
the Turkish bells are ringing at all ends and places.
Blood for blood, head for head, and life for life.
If my blood colours a Turk's sabre, you are guilty of it.
When the mother hears this, she sits down in horror:
‘Thou presumptuous child, then take her if thou wilt have her;
But don't come complaining to me if you're not well.’
It was not necessary. They lived together like angels in heaven
lived together like angels in heaven, and the hidden blessing
from the godmother was not lacking in their domestic life.
Yes, in the end they mowed of Meyer's grassy meadows
even the most beautiful, everything was finally in order,
and have experienced the joy of pious children and grandchildren.
Now put away the spinning wheels, and Jörg, the reel on the cupboard!
It's getting dark and time for other business.
And so they did, and when they put the wheels to one side
and want to leave, shaking the stiff tips off their aprons,
the Vreneli still says: I'd like to have a godmother like that,
who could give me such a wheel and such a little rose.’
But her mother replies: ‘It doesn't depend on a godmother, O Vreni,
it doesn't depend on the little wheel. Diligence brings a cosy blessing,
if you like to work. And don't you have the little flower in your bosom,
if you live modestly and are pure in mind and work?
Go now and fetch water and don't slip at the well!’
     

 

Eine Hexe (aschwed. trulkona, wnord. trollkona, aengl. wicce, hægtesse, ahd. hagazussa) ist im Volksglauben eine mit Zauberkräften ausgestattete, meist weibliche, heil- oder unheilbringende Person, die im Rahmen der Christianisierung häufig mit Dämonen oder dem Teufel im Bunde geglaubt wurde. Zur Zeit der Hexenverfolgung wurde der Begriff Hexe häufig als Fremdbezeichnung auf Frauen und Männer angewandt, die unter dem Vorwurf der Zauberei verfolgt wurden.

Zumeist auch alt und als Spiegelbild ihres Inneren hässlich (daher selten als Hexentochter jung und schön) ist die Märchenhexe ein Typus, dem als Gegenspieler des stets positiv gedachten Helden am Ende die körperliche Eliminierung droht - aber genau nicht in diesem Gedicht J. P. Hebels!

Die Wurzeln des deutschen Wortes Hexe finden sich nur im westgermanischen Sprachraum: mhd. hecse, hesse, ahd. hagzissa, hagazussa, mndl. haghetisse, ae. hægtesse. Die genaue Wortbedeutung ist ungeklärt; der erste Bestandteil von hagazussa ist wahrscheinlich ahd. hag ‚Einhegung, Schanze; Gehege, Gebüsch‘, der zweite ist möglicherweise mit norwegisch tysja ‚Elbin‘ und tusul ‚Gespenst‘ (vgl. auch dän. tøs, schwed. tös ‚Mädchen‘, norw. (mdrtl.) taus ‚Dienstmädchen‘) verwandt, also vermutlich ein auf Hecken oder Grenzen befindlicher Geist. Eine andere Herleitung versteht zussa als „sitzen“, so dass eine hagazussa eine auf oder in der Hecke sitzende Person bezeichnen könnte.

 

Hebel verbindet in diesem Gedicht regional-lokale Hexensagen, deren Ursprünge bis in die vorrömische Zeit reichen mit den nicht allzu lange vor seiner dichterischen Tätigkeit entstandenen - oder sollte man besser sagen eingewanderten - Sagen um die "Hasler Höhle". Diese muss zwar schon länger bekannt gewesen sein, wurde aber erst in den 1760-er Jahren „offiziell“ entdeckt und beschrieben. „Bewohnt“ wird die Höhle von Erdmännlein und Erdweiblein, bei denen es sich um eine eigene Spezies der seit jeher nicht nur im deutschen Volksaberglauben tief verwurzelten Erdgeister handelt. Es ist anzunehmen, dass bei Auffindung der Erdmanns-Höhle die Einwohner von Hasel ihr diese alten und abergläubischen Namen gegeben hatten und damit diese Vorstellungen sofort übernommen wurden, was sich nicht nur in der Identität der Verhaltensweisen, Tätigkeiten und Vorlieben der Haseler Erdleute mit ähnlichen Sagengestalten zeigt, sondern auch in der rigorosen Übernahme ganzer fremder Sageninhalte.

 

Die Erdmannshöhle (auch Hasler oder Haseler Höhle genannt) ist eine Tropfsteinhöhle im Gebirgszug Dinkelberg am Übergang zum Südschwarzwald. Sie befindet sich im nordöstlichen Randgebiet des Dinkelbergs (Hasler Karst) am südlichen Ortsausgang von Hasel (Baden-Württemberg). Die bis jetzt vermessene Gesamtlänge der Höhlengänge beträgt über 2350 Meter, die zu einem komplexen Höhlensystem mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von ca. 370 Metern, einer Ost-West-Ausdehnung von ca. 126 Metern und einem Höhenunterschied von 24 Meter gehören. Davon können 356 Meter besichtigt werden.

Viele sehr alte und sehr große Tropfsteine sind in der Höhle vorhanden. Einer von ihnen wurde lange Zeit als Deutschlands ältester und größter betrachtet, inzwischen wurden jedoch größere in anderen Höhlen entdeckt. Mit einem Alter von mehreren hunderttausend Jahren (Radiokohlenstoffdatierung; früher auf über eine Million Jahre geschätzt) ist er auf über vier Meter Höhe und zwei Meter Dicke angewachsen.

 


 
Illustration: Willi Dorn (Bildhauer) - Offenburger Hexen



 

A witch (Swed. trulkona, Wnord. trollkona, Aengl. wicce, hægtesse, Ahd. hagazussa) is, in popular belief, a person endowed with magical powers, usually female, with healing or healing powers, who was often believed to be in league with demons or the devil in the context of Christianisation. At the time of the witch hunts, the term witch was often used as a foreign term for women and men who were persecuted on the charge of sorcery.

Usually also old and ugly as a reflection of their inner self (therefore rarely young and beautiful as a witch's daughter), the fairytale witch is a type who, as the antagonist of the always positively conceived hero, is threatened with physical elimination in the end - but  exactly not in this poem by J. P. Hebel!

The roots of the German word Hexe can only be found in the West Germanic language area: mhd. hecse, hesse, ahd. hagzissa, hagazussa, mndl. haghetisse, ae. hægtesse. The exact meaning of the word is unclear; the first part of hagazussa is probably ahd. hag ‘enclosure, redoubt; enclosure, bushes’, the second is possibly related to Norwegian tysja ‘elf’ and tusul ‘ghost’ (cf. also Danish tøs, Swedish tös ‘girl’, Norw. (mdrtl.) taus ‘maid’), thus presumably a ghost located on hedges or borders. Another derivation understands zussa as ‘to sit’, so that a hagazussa could denote a person sitting on or in a hedge.

 

In this poem, Hebel combines regional-local witchcraft legends, whose origins date back to pre-Roman times, with the legends surrounding the ‘Hasler Höhle’, which originated - or should we say immigrated - not too long before his poetic activity. Although it must have been known for some time, it was only ‘officially’ discovered and described in the 1760s. The cave is ‘inhabited’ by little earth men and earth women, who are a separate species of earth spirits that have always been deeply rooted not only in German folk superstition. It can be assumed that when the Erdmanns-Höhle was discovered, the inhabitants of Hasel gave it these old and superstitious names and thus these ideas were immediately adopted, which is shown not only by the identity of the behaviour, activities and preferences of the Hasel earth people with similar legendary figures, but also in the rigorous adoption of entire foreign legends.

 

The Erdmannshöhle (also known as Hasler or Haseler Höhle ) is a stalactite cave in the Dinkelberg mountain range at the transition to the southern Black Forest. It is located on the north-eastern edge of the Dinkelberg (Hasler Karst) at the southern end of Hasel (Baden-Württemberg). The total length of the cave passages measured to date is over 2350 metres, which form part of a complex cave system with a north-south extension of approx. 370 metres, an east-west extension of approx. 126 metres and a height difference of 24 metres. Of these, 356 metres can be visited.

There are many very old and very large stalactites in the cave. One of them was long considered to be Germany's oldest and largest, but larger ones have since been discovered in other caves. With an age of several hundred thousand years (radiocarbon dating; previously estimated to be over a million years old), it has grown to over four metres high and two metres thick.

 
       

 

Die Basis des Gedichtes bilden mehrere Gestaltungselemente, die Hebel virtuos miteinander in Beziehung setzt:

1. die Dialoge zwischen den diversen handelnden Personen – Mutter und Fritz, Erdweiblein und Evchen (Riedligers Tochter); nochmals Mutter und Fritz, die sowohl die Handlung vorantreiben, als auch die persönlichen Eigenheiten aufzeigen und entwickeln. Auch des Vaters Monologe zu Beginn und zum Ende – die Ansprache an seine Töchter und den Sohn – erweisen sich als nahezu so etwas wie ein Dialog mit dem Leser oder Hörer des Gedichtes.

2. er verknüpft Elemente lokaler und regionaler Hexensagen (wobei es mir bis dato nicht gelungen ist, eine spezielle Sage zu eruieren) mit einer für die Region Wiesental sehr bedeutenden Sage: die der Erdmannshöhle in Hasel. Diese Höhle wird bewohnt von „Erdmännlein“ (bewusst nicht ‚Erdmännchen’) und „Erdweiblein“ in Form einer zwergenhaften Gestalt – ca. 1 Elle (= ca. 30 cm) groß. Bei der Höhle handelt es sich um eine Karsthöhle des Dinkelberges, eines Vorbergrückens des südlichen Schwarzwaldes, der sich von dessen Ende bei der Höhen Möhr – dem Hausberg von Hausen i. W. bis zum Grenzacher Horn am Rheinknie bei Basel hinzieht. Sie ist lange Zeit als eine de größten Höhlen Deutschlands betrachtet worden und besticht durch die Vielfalt und Vielzahl ihrer beeindruckenden Tropfsteine. Die Höhle muss den lokalen Bewohnern des Dorfes Hasel schon länger bekannt gewesen sein, wurde aber offiziell erst in den 1760-er Jahren entdeckt. Etwa zur selben Zeit entwickelte sich die Sage der Erdmännlein und Erdweiblein, die Hebel zu einem weiteren häufig übersehenen und unterbewerteten Gedicht ausgeformt hat.

3. ich würde sie als eine Entwicklungsgeschichte (Evchens) ansehen (im deutschen Raum hat sich in den letzten Jahrzehnten der Begriff „Comming of Age“ etabliert (von dem ich aber nicht weiß, ob er in England bekannt und gebräuchlich ist).

4. das Gedicht gehört zu seinen Geistergeschichten, es bleibt aber offen, ob tatsächlich übernatürliche Elemente eine Rolle spielen oder es nur angenommene oder eingebildete Phänomene sind. Ein gutes Beispiel dafür wäre unter anderen „Die Häfnet-Jungfrau“, in der Hebel eine konkrete lokale Sage aus Steinen im Wiesental zu einer umfassenden Geschichte aufbaut - die im Unterschied zu anderen Gedichten jedoch in der Form eines Monologes konstruiert ist – in der er jedoch am Ende den Protagonisten selber sagen lässt, dass er nicht wirklich an die übernatürlichen Elemente glaubt.

5. er zeichnet das Evchen, gleichwohl es von der Mutter des Fritz als Hexe bezeichnet wird, nicht als negative und hässliche Figur (modern ausgedrückt würde man die übliche Konnotation als „form follows function“ bezeichnen können), sondern als liebenswertes und hübsches Kind, später als eine der Familie Harmonie und Wohlstand bringende und ihren Mann bis ans Ende ihrer Tage liebende Ehefrau.

6. er gestaltet auch dieses Gedicht meines Erachtens wieder als eine „“Kurzgeschichte in Versen“ ohne Versmaße, Zeilenlänge und Reime zu berücksichtigen (wobei ich gestehen muss, dass genau die Lehre von den Versmaßen den „blinde Fleck“ in meinen Deutschkompetenzen darstellt, ich ergo daher nicht wirklich endgültige Aussagen zu diesem speziellen Punkt machen kann). Gleichwohl dürfte man Hebel nicht nur als Erfinder und gleichzeitig Vollender der Kalendergeschichten, sondern auch als einen der „Väter“ der Kurzgeschichte – zumindest in Deutschland – betrachten.

7. er ist für seine Zeit ungewöhnlich innovativ mit dem Einsatz des (absolut modern anmutenden und heute fast schon in Dauerschleife verwendeten) Stilmittels der Rückblende: zunächst verweist er auf die in unbestimmter Zeit zurückliegende Geschichte des Ehepaares Simmen Fritz und Evchens, um danach noch einmal 8 Jahre zurück zu springen zum 12-jährigen Evchen und seiner Begegnung mit der Patin – dem Erdweiblein – wobei offen bleibt, wie der „Status“ Patin für das Evchen zu Stande kam.

8. die Klimax der Geschichte ist überraschenderweise das harmonische, wohlhabende und mit Kindern und Enkeln gesegnete Familienleben eines sich zeitlebens liebenden Ehepaares. Diese Ausformulierung der überaus positiven „Macht“ der angeblichen "Hexe Eva" widerspricht allen üblichen und populären Darstellungen und zeigt, wie sehr Hebel über „alle historisch-negativen Schatten hinweg springen“ wollte und sich auf die durchaus auch vorhandenen positiven Beschreibungen der menschlichen Qualitäten und positiven Kompetenzen kluger und mit außergewöhnlichen Fähigkeiten (die genau nicht notwendigerweise übernatürliche Kräfte sein mussten) ausgestatteten Frauen einlassen konnte.

 

 

  The poem is based on several creative elements, which Hebel skilfully interrelates:


1. the dialogues between the various characters - mother and Fritz, Erdweiblein and Evchen (Riedliger's daughter); again mother and Fritz, which both drive the plot forward and reveal and develop the personal idiosyncrasies. The father's monologues at the beginning and end - the address to his daughters and son - also prove to be almost like a dialogue with the reader or listener of the poem.

2. he combines elements of local and regional witchcraft legends (although I have not yet succeeded in identifying a specific legend) with a legend that is very important for the Wiesental region: that of the Erdmannshöhle in Hasel. This cave is inhabited by ‘Erdmännlein’ (deliberately not ‘Erdmännchen’) and ‘Erdweiblein’ in the form of a dwarf-like figure - approx. 1 cubit (= approx. 30 cm) tall. The cave is a karst cave in the Dinkelberg, a foothill ridge in the southern Black Forest, which stretches from its end at the Höhen Möhr - the local mountain of Hausen i. W. - to the Grenzacher Horn at the Rhine bend near Basel. It has long been regarded as one of the largest caves in Germany and is characterised by the variety and number of its impressive stalactites. The cave must have been known to the local inhabitants of the village of Hasel for some time, but was not officially discovered until the 1760s. It was around the same time that the legend of the Erdmännlein and Erdweiblein developed, which Hebel moulded into another often overlooked and undervalued poem.

3. I would see it as a story of development (Evchen) (in Germany, the term ‘Comming of Age’ has become established in recent decades (although I don't know whether it is known and used in England).

4. the poem belongs to his ghost stories, but it remains open whether supernatural elements actually play a role or whether they are only assumed or imagined phenomena. A good example of this would be ‘Die Häfnet-Jungfrau’, in which Hebel builds up a concrete local legend from Steinen im Wiesental into a comprehensive story - which, unlike other poems, is constructed in the form of a monologue - but in which he has the protagonist himself say at the end that he does not really believe in the supernatural elements.

5. he portrays Evchen, although she is labelled a witch by Fritz's mother, not as a negative and ugly figure (in modern terms, the usual connotation could be described as ‘form follows function’), but as a lovable and pretty child, and later as a wife who brings harmony and prosperity to the family and loves her husband to the end of her days.

6. in my opinion, he once again presents this poem as a ‘short story in verse’ without taking verse meter, line length and rhyme into account (although I must confess that it is precisely the doctrine of verse meter that is the ‘blind spot’ in my German skills, so I cannot really make any definitive statements on this particular point). Nevertheless, Hebel should be regarded not only as the inventor and at the same time compiler of the calendar stories, but also as one of the ‘fathers’ of the short story - at least in Germany.

7. he is unusually innovative for his time in his use of the flashback as a stylistic device (which seems absolutely modern and is used almost constantly today): first he refers to the story of the married couple Simmen Fritz and Evchen from an indeterminate time ago, then jumps back eight years to 12-year-old Evchen and his encounter with the godmother - the earth woman - although it remains unclear how the ‘status’ of godmother came about for Evchen.

8. Surprisingly, the climax of the story is the harmonious, prosperous family life of a couple who have loved each other all their lives and are blessed with children and grandchildren. This formulation of the extremely positive ‘power’ of the alleged 'witch Eve' contradicts all the usual and popular depictions and shows how much Hebel wanted to ‘leap over all historically negative shadows’ and could engage with the positive descriptions of the human qualities and positive competences of clever women endowed with extraordinary abilities (which did not necessarily have to be supernatural powers).

 

 
 
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Foto Offenburger Hexen + Kommentar + Übersetzung in Hochdeutsch. Hansjürg Baumgartner

Übersetzung in Englisch: DeepL (free version)

 

Erdmannshöhle: Wikipedia - Gryffindor - CC BY-SA 3.0