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Hebel-Gedichte - hochdeutsche und englische Übersetzung
 

Die Irrlichter

Die Irrlichter

The will-o-the-wisp

 

 

 


Es wandlen in der stille dunkle Nacht
wohl Engel um, mit Sterneblume g'chrönt,
uf grüne Matte bis der Tag verwacht,
und do und dört e Betzit-Glocke tönt.

Sie spröche miteinander deis und das,
sie machen öbbis miteinander us;
's sin gheimi Sache, niemes rothet, was?
Druf göhn sie wieder furt, und richte's us.

Und stoht ke Stern am Himmel und ke Mon,
und wemme nümme sieht, wo d'Nußbäum stöhn,
mü'en seli Marcher usem Füür an d'Frohn,
sie müen den Engle zünde, wo sie göhn.

Und jedem hangt e Bederthalben a,
und wenn's em öd wird, lengt er ebe dri,
und biißt e Stückli Schwefelschnitten a,
und trinkt e Schlückli Treber-Brentewi.

Druf putzt er d'Schnören amme Tschäubli ab,
Hui, flackerets in liechte Flammen uf,
und, hui, gohts wieder d'Matten uf und ab,
mit neue Chräfte, d'Matte ab und uf.

's isch chummliger so, wenn eim vorem Fuß
und vor den Auge d'Togge selber rennt,
aß wemme sie mit Hände trage muß,
und öbbe gar no d'Finger dra verbrennt.

Und schritet spot e Mensch dur d'Nacht derher,
und sieht vo witem schon die Kerli goh,
und betet lisli: "Das walt Gott der Her" -
"Ach bleib bei uns" - im Wetter sind sie do.

Worum? Sobald der Engel bete hört,
se heimelets en a, er möcht derzu.
Der füürig Marcher blieb io lieber dört,
und wenn er chunnt, se hebt er d'Ohre zu.

Und schritet öbsch e trunkne Ma dur d'Nacht,
und fluecht und sappermentet: "Chrütz und Stern"
und alli Zeichen, aß der Bode chracht,
sell hörti wohl der füürig Marcher gern.

Doch wirds em nit so gut. Der Engel seit:
"Furt, weidli furt! Do magi nüt dervo!"
Im Wetterleich, sen isch der wiit und breit
kei Marcher me, und au kei Engel do.

Doch goht me still si Gang in Gottis G'leit,
und denkt: "Der chönnet bliben oder cho,
ne jede weiß si Weg, und 's Thal isch breit",
sell isch's vernünftigst, und sie lön ein go.

Doch wenn der Wundervitz ein öbbe brennt,
me lauft im Uhverstand den Engle no,
sel isch ene wie Gift und Poperment;
im Augeblick se lön sie alles stoh.

Z'erst sage sie: "Denkwol es isch si Weg;
er goht verbei, mer wen e wenig z'ruck!"
So sage sie, und wandle still us Weg,
und sieder nimmt der füürig Ma ne Schluck.

Doch folgt me witers über Steg und Bort,
wo nummen au der Engel goht und stoht,
se seit er z'letzt: "Was gilts, i find en Ort,
du Lappi, wo di Weg nit dure goht!"

Der Marcher muß vora, mit stillem Tritt
der Engel hinterher, und lauft me no,
se sinkt men in e Gülle, 's fehlt si nit.
Jez weisch di B'richt, und iez chasch wieder goh!

Nei, wart e wenig, 's chunnt e guti Lehr!
Vergiß mers nit, schribs lieber in e Buch!
Zum Erste sagi: Das walt Gott der Her,
isch alliwil no besser, as e Fluch.

Der Fluch jagt d'Engel mittem Heil dervo;
ne christli Gmüeth und 's Bette zieht si a;
und wemme meint, me seh ne Marcher cho,
's isch numme so d'Laterne vorne dra.

Zum Anderen, und wenn en Ehre-Ma
ne Gschäft für ihn ellei z'verrichte het,
so loß en mache, was goht's di denn a?
Und los nit, wemme mittem Nochber redt!

Und goht me der us Weg, se lauf nit no!
Gang diner Wege furt in Gottis G'leit!
's isch Uhverstand, me merkt's enanderno,
und 's git en Unehr. Sag, i heig ders gseit.

 


Es wandeln in der stillen dunklen Nacht
wohl Engel um, mit Sternenblumen gekrönt,
auf grünen Matten bis der Tag erwacht,
und da und dort eine Betzeit-Glocke ertönt.

Sie besprechen miteinander dies und das,
sie machen etwas miteinander aus;
es sind geheime Sachen, niemand errät, was?
Darauf gehen sie wieder fort und führen es aus.

Und steht kein Stern am Himmel und kein Mond,
und wenn man nicht mehr sieht, wo die Nussbäume stehen,
müssen diese Marker aus dem Feuer an die Arbeit
sie müssen den Engeln zünden, wohin sie gehen.

Und jedem hängt ein Zwerchsack an,
und wenn es ihm öde wird, so langt er eben hinein,
und beißt ein Stückchen Schwefelschnitten an,
und trinkt ein Schlückchen Treber-Branntwein.

Darauf putzt er den mund an einem Strohbüschel ab,
Hui, flackert es in lichten Flammen auf,
und, hui, gehts wieder die Matten auf und ab,
mit neuen Kräften, die Matten ab und auf.

es ist bequemer so, wenn einem vor dem Fuss
und vor den Augen die Strohfackel von selbst rennt,
als wenn man sie mit Händen tragen muss,
und etwa gar noch die Finger daran verbrennt.

Und schreitet spät ein Mensch durch die Nacht daher,
und sieht von weitem schon die Kerle gehen,
und betet leise: "Das walte Gott der Herr" -
"Ach bleib bei uns" - im Wetter sind sie da.

Warum? Sobald der Engel beten hört,
so erinnert es ihn an die Heimat, er möchte dazu.
Der feurige Marker bliebe ja lieber dort,
und wenn er kommt, so hält er die Ohren zu.

Und schreitet etwa ein betrunkener Mann durch die Nacht,
und flucht und verdammt: "Kreuz und Stern"
und alle Zeichen, dass der Boden kracht,
dies hörte wohl der feurige Marker gern.

Doch wird es ihm nicht so gut. Der Engel sagt:
"Fort, schnell fort! Da mag ich nichts davon!"
Im Wetterleuchten, dann ist ist dir weit und breit
kein Marker mehr, und auch kein Engel da.

Doch geht man still seinen Gang in Gottes Geleit,
und denkt: "Ihr könnt wegbleiben oder kommen,
ein jeder weiß seinen Weg, und das Tal ist breit",
dies ist das vernünftigste, und sie lassen einem gehen.

Doch wenn die Neugier einem etwa brennt,
man läuft im Unverstand den Engeln nach,
dies ist ihnen wie Gift und Arsenik;
im Augenblick so lassen sie alles stehen.

Zuerst sagen sie: "Denkwohl es ist sein Weg;
er geht vorbei, wir wollen ein wenig zurück!"
So sagen sie, und wandeln still aus dem Weg,
und inzwischen nimmt der feurige Mann einen Schluck.

Doch folgt man weiter über Steg und Bord,
wo nurmehr auch der Engel geht und steht,
so sagt er zuletzt: "Was gilt es, ich finde einen Ort,
du Trottel, wo der Weg nicht durch geht!"

Der Marker muss voran, mit stillem Tritt
der Engel hinterher, und läuft man nach,
so sinkt man in die Gülle, man verfehlt sie nicht.
Jetzt weißt du deinen Bericht, und jetzt kannst du wieder gehn!

Nein, wart ein wenig, es kommt eine gute Lehre!
Vergiss es mir nicht, schreib es lieber in ein Buch!
Zum Ersten sag ich: Das walte Gott der Herr,
ist noch alleweil besser als ein Fluch.

Der Fluch jagt die Engel mit dem Heil davon;
ein christliches Gemüt und das Beten zieht sie an;
und wemm man meint, man sehe einen Marker kommen,
so ist es nur die Laterne vorne dran.

Zum Andern, und wenn ein Ehren-Mann
ein Geschäft für ihn allein zu verrichten hat,
so laß ihn machen, was geht es dich denn an?
Und hör nicht zu, wenn man mit dem Nachbarn redet!

Und geht man dir aus Weg, so lauf nicht nach!
Geh deiner Wege fort in Gottes Geleiz!
es ist Unverstand, man merkts geschwind,
und es gibt eine Unehre. Sage, ich hätte es dir gesagt.

 

 
There are iwalking in the silent dark night
Angels, crowned with starry flowers,
on green mats until the day awakes,
and here and there a prayer bell rings.

They discuss this and that with each other,
they make plans with each other;
They are secret things, nobody can guess what?
Then they go away again and carry it out.

And there is no star in the sky and no moon,
and when you can no longer see where the nut trees are,
these markers from the fire must go to work
They must light the angels where they go.

And each one has a dwarf bag attached to him,
and when he gets bored, he just reaches into it,
and bites a piece of sulphur slice,
and drinks a sip of spent grains brandy.

Then he wipes his mouth on a tuft of straw,
Wow, it flares up in bright flames,
and, oops, up and down the mats he goes again,
with renewed vigour, down and up the mats.

It's more comfortable, when you have in front of the foot
and in front of your eyes the straw torch runs by itself,
than when you have to carry it with your hands,
and even burn your fingers on it.

And if a man walks late through the night,
and sees the fellows walking from afar,
and prays softly: ‘May the Lord God keep us’ -
‘Oh stay with us’ - they are there in the weather.

Why? As soon as the angel hears them praying,
it reminds him of home, he wants to go there.
The fiery marker would rather stay there,
and when he comes, he covers his ears.

And walks a drunken man through the night,
And curses and curses: ‘Cross and star’
and all the signs that the ground cracks,
the fiery marker would love to hear this.

But it does not go so well for him. The angel says:
‘Away, quickly away! I don't like any of this!’
In the glow of the weather, then you are far and wide
No more marker, and no angel there.

But you go quietly on your way in God's company,
and think: ‘You can stay away or come,
everyone knows his way, and the valley is wide’,
This is the most sensible thing to do, and they let you go.

But if perhaps your curiosity is burning,
you run after the angels in ignorance,
this is like poison and arsenic to them;
At the moment they leave everything.

First they say: ‘Well, it is his way;
he is passing by, we want to go back a little!’
So they say, and walk silently out of the way,
and meanwhile the fiery man takes a sip.

But they follow on over bridge and board,
where only the angel walks and stands,
he says at last: ‘What does it matter, I'll find a place,
you fool, where the path doesn't go through!’

The marker must lead the way, with silent tread
the angel follows, and if you run after,
you'll sink into the slurry, you won't miss it.
Now you know your report, and now you can go again!

No, wait a little, a good lesson is coming!
Don't forget me, better write it down in a book!
Firstly, I say: May the Lord God grant it,
is always better than a curse.

The curse chases the angels away with salvation;
a Christian mind and prayer attracts them;
and if you think you see a marker coming,
it is only the lantern in front.

On the other hand, and if a man of honour
has a business to do for him alone,
let him do it, what's it to you?
And don't listen when people talk to their neighbours!

And if someone goes out of your way, don't run after them!
Go your way in God's favour!
It is foolishness, one soon realises,
and there is dishonour. Say I told you so.

 
     
 
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Übersetzung in Hochdeutsch. Hansjürg Baumgartner

Übersetzung in Englisch: DeepL (free version)