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Hebel-Gedichte - hochdeutsche und englische Übersetzung
 

Der Carfunkel

Der Karfunkel

The carbuncle

 

 

 


Wo der Aetti si Tuback schnätzlet, se lueget en d'Marei
fründlig und bittwis a: „Verzehlis näumis, o Aetti,
weisch so wieder, wie necht, wo's Chüngi het welle vertschlofe!"
Drüber rucke 's Chüngi, und's Anne Bäbi und d'Marei
mit de Chunklen ans Licht, und spanne d'Saiten, und striche
mittem Schwärtli 's Rad, und zupfen enander am Ermel.
Und der Jobbi nimmt e Hampfle Liechtspöhn, und setzt si
nebene Liechtstock hi, und seit: „Das willi verrichte." 
Aber der Hans Jerg lit e lange Weg überen Ofe,
lueget aben und denkt: „Do obe höri's am beste, 
und bi niemes im Weg." Druf, wo der Aetti si Tuback
gschnitte het, und 's Pfifli gfüllt, se chunnt er an Liechtspohn,
und hebt 's Pfifli drunter, und trinkt in gierige Züge,
bis es brennt. Druf drukt er 's Füür mit de Fingeren abe,
und macht 's Deckeli zu. „Se willi denn näumis verzehle,"
seit er, und sizt nieder, „doch müender ordeli still sy,
aß i nit verstuun, ebs us isch, und du dört obe,
pack di vom Ofen abe! Hesch wieder niene ke Platz g'wüßt?
Ischs der z'wohl, und g'lust's di wieder no nem Carfunkel?

Numme ken, wie sell ein gsi isch, woni im Sinn ha:
's isch e Plätzli näumen, es goht nit Ege no Pflug druf,
Hurst an Hurst scho hundert Johr und giftigi Chrüter,
's singt kei Trostle drinn, kei Summervögeli bsuecht sie,
breiti Dosche hüete dört e zeichnete Chörper.
's wär ke ungschickt Bürschli gsi, sel seit me, doch seig er
zitlich ins Wirthshus g'wandlet, und über Bibel und Gsangbuch
sin em d'Charte gsi am Samstig z'oben und Sunntig.
Flueche het er chönne, ne Hex im rueßige Chemi
hätt sie bsegnet und bettet, und d'Sternen am Himmel hen zittert.
's het e mol im grüene Rock e borstige Jäger
zug'luegt, wie sie spiele. Mit unerhörte Flüeche
het der Michel Stich um Stich und Büeßli verlohre.
,Du vertlaufsch mer nit!' seit für si selber der Grünrock;
d'Wirthene hets no ghört, und denkt: ,Ischs öbbe ne Werber!'
's isch ke Werber gsi, der werdets besser erfahre,
wenn der Michel g'wibet het, und 's Güetli verlumpet.
Was het 's Stroßwirths Tochter denkt? Sie het em us Liebi
Hand und Jowort ge, doch nit us Liebi zum Michel, 
nei, zu Vater und Muetter, es isch ihr Willen und Wunsch gsi.
Sellen Oben ischs in schwere Gidanke vertschlofe,
selli Mittnacht hets e schwere bidütseme Traum gha.
's isch em gsi, es chömm vo Staufe füren an d'Landstroß; 
an der Landstroß goht e Chapeziner und bettet.
,Schenket mer au ne Helgli, Her Pater, went der so gut sy!
Bini nit e Bruut? 's cha sy, 's het gueti Bidütig.'
Landsem schüttlet si Chopf der Pater, und unter der Chutte
lengt er e Hampfle voll Helge. ,Do zieh der selber ein use!'
Seits, und wo nes zieht, se lengt's in schmutzigi Charte.
,Hesch echt 's Eckstei-As? 's bidütet e rothe Carfunkel;
's isch ke gute Schick'. - ,Jo weger', seit es, ,das hani.'
Wieder seit der Pater: ,Se zieh denn anderst, o Brütli!
Hesch echt siebe Chrütz?' - ,Jo weger', seit es und süfzget. -
,Tröst di Gott, zieh anderst! Es chönne noch besseri drinn sy.
Hesch e bluetig Herz?' ,Jo weger!' seits und erschrickt drob. -

,Jez zieh no ne mol, 's cha sy, di Heilige chunnt no!
Ischs der Schuflebueb?' - ,Es wird wol, bschauet en selber!'

,Jo de hesch en! Tröst di Gott! Er schuflet di abe.'
So hets im Kätterli traumt, und so hets selle mol gschlofe.
Stroßwirths Tochter, was hesch denkt, und hesch mer en doch g'no?
Jo, es het io müeßen und gseit: ,Ins Here Gotts Name!
No de siebe Chrützen und hinterem blutige Herze
chunnt mi Heilige, wills der Her, und schuflet mi abe.'

Z'erst hätt's möge go. Zwor mengmol het no der Michel
gspielt und trunke, bis gnug, und gfluecht, und 's Kätterli ploget.
Mengmol isch er in si gange, wenn 's en mit Thräne
bittet het, und bette. Ne mol se seit er: ,Jez willi
mit der akkordieren, und d'Charte willi verflueche.
Soll mit der T..... hole, so bald i eini me a'rühr!
Aber ins Wirthshus gangi, sel willi, sel chani nit mide.
Grums und hül, so lang 's der g'falt, ich cha der nit helfe!'
Het er 's Erst nit gehalte, sen isch er im Andere treu gsi.
Woner ins Wirthshus chunnt, se sitzt mi borstige Grünrock
hinterm Tisch, selb dritt, und müschlet d'Charten, und rüeft em:
,Bisch mer e Cammerad, se chumm, se wemmer eis mache!'
,Ich nit
', seit der Michel, ,Bas Margreth, leng mer e Schöppli!'
,Du nit?' seit der Grün. ,Chumm numme, bis de di Schoppe
trunke hesch, und 's goht um nüt, mer mache für Churzwil!'
,He
', denkt bynem selber der Michel, ,wenn es um nüt goht,
sel isch io nit g'spielt
', und setzt si nebene Grünrock.
's chunnt e Chnab ans Fenster mit lockiger Stirnen, und rüeft em:
,Meister Michel, uf e Wort! Der Stroße-Wirth schickt mi.'
,Schik en wieder
', seit er, ,ich weiß scho, was er im Chopf het!
Wer spielt us, und was isch Trumpf, und gstoche das Eckstei!'
Druf und druf! Z'letzt seit der Grün: ,Was bisch du ne Glückschind!
Möchtsch nit umme Chrützer mache?' - Sell isch iez eithue,
denkt der Michel, gspielt isch gspielt, und seit: ,Es isch eithue!'
,Chömmet
', rüeft der Chnab, und pöpperlet wieder am Fenster,
,Nummen uf en einzig Wörtli!' - ,Loß mi ung'heit iez!
Chrütz im Baum, und Schufle no, und no ne mol Schufle!'
Und so gohts vom Chrützer bis endli zu der Dublone.

Wo sie ufstöhn, seit der Grünrock: ,Michel, i cha di
iez nit zahle. Magsch derfür mi Fingerring bhalte,
bis i en wieder lös. Es sin verborgeni Chräfte
in dem rothe Carfunkel. O lueg doch, wie ner ein a'blizt!'
's dritmol chlopfts am Fenster: ,O Michel, chömmet, wil's Zit isch!'
,Loß en schwetze', seit der Grünrock, ,wenn er nit goh will!
Nimm du do mi Fingerring, und wenn de ke Chrützer
Geld deheim, und niene hesch, es cha der nit fehle.
Wenn der Ring am Finger steckt, und wenn de in Sack lengsch
alli Tag emol, se hesch e bairische Thaler.
Nummen an kem Fyrtig, i wott der das selber nit rothe.
Chasch mi witers bruche, so rüef mer nummen! I hör di.
Heißi nit Vizli Buzli, und hani d'Ohre nit bymer?'

Sieder briegget d'Frau deheim im einseme Stübli,
und list in der Bibel und im verrißene Betbuch, 
und der Michel chunnt und schändet: ,Findi di wieder 
an dim ewige Betten und dunderschießige Hüle?
Lueg do, was i gunne ha, ne rothe Charfunkel!' 
's Kätterli verschrickt: ,O Jesis', seit es, ,was siehni!
s' isch ke guete Schick!' - und sinkt dernieder in Ohmacht.

Wärsch doch nümme verwacht, wie menge bittere Chummer
hättsch verschlofen, armi Frau, wo diner no wartet!
Jez wirds tägli schlimmer. Uf alle Merte flankiert er,
alli Chülbene bsucht er, und wo me ne Wirthshus bitrittet,
z'nacht um Zwölfi, Vormittag und z'oben um Vieri,
sitzt der Michel dört, und müschlet trüglichi Charte.
's Chind verwildert, 's Güetli schwindet, Acker um Acker
chunnt an Stab und d'Frau vergoht in bittere Thräne.
Goht er öbbe heim, gits schnödi Reden und Antwort:
,Chunnsch du Lump?' Und so und so. — Mit trunkene Lippe
fluecht der Michel, schlacht si Frau. Jez muß er zum Pfarer,
iez vor Oberamt, und mittem Haschierer im Thurn zu.
Goht er schlimm, se chunnt er ärger, wennem der Vizli
Buzli wieder d'Ohre striicht, und Gallen ins Blut mischt.

So währts siebe Johr. Emol se bringt en der Buzli
wieder usem Thurn, und ,Allo göhn mer ins Wirthshus,
eb de heim chunnsch mit de Streiche, wo sie der ge hen!
Was der d'Frau zum Willkumm g'chocht het, wird di nit brenne.
Los, de duursch mi, wenn i dra denk, 's möcht mi versprenge,
wie's der goht, und wie der d'Frau di Lebe verbittret.
So ne Ma, wie du, wo 's Tags si Thaler verthue cha,
glückli bisch im Spiele, doch no nem leidige Sprüchwort,
mittem Wibe hesch's nit troffe, chani der sage.
Wärsch ellei, wie hättsch's so gut, und lebtisch so rüeihig!
's pin'get di, me sieht ders a, und d'Odere schwelle.
Trink e Schlückli Brenz, er chüelt der öbbe di Jast ab!' 

Aber d'Frau deheim, mit z'semegschlagene Hände 
sizt sie uffem Bank, und luegt dur Thränen an Himmel,  
,Siebe Johr und siebe Chrütz!' so schluchzget sie endli,
,'s wird mer redli wohr, und Gott im Himmel wells ende!'
Seits und nimmt e Buch und betet in Todesgidanke.
Drüber schnellt der Michel d'Thür uf, und fürchterli schnauzt er:
,Hülsch au wieder? Du heschs nöthig, falschi Canali!
Sur-Chrut choch mer!' 's Kätterli seit: ,'s isch niene ke Füür
meh.'
,Sur-Chrut willi!
Lueg, ich dreih der 's Messer im Lib um.' -
,Lieber hüt, as morn. De bringsch mi untere Bode
ei Weg wie der ander, und 's Bübli hesch mer scho g'mordet.' -
,Di soll der Dunder unds Wetter in Erdsboden abe verschlage!'
Seit's und zuckt, und sinnlos schwanket 's Kätterli nieder.
,O mi bluetig Herz', so stöhnts no lisli, wo's umfallt.
,Chumm, o Schuflebueb, do hesch mi, schufle mi abe!'
Jez der Michel furt, vom schnelle Schrecken ergriffe,
lauft ins Feld, der Bode schwankt, und 's raßlet im Nußbaum.
,Vizli Buzli roth mer du!' So rüeft er. Der Buzli,
hinterem Nußbaum stoht er, und chunnt, und frogt en: ,Was fehlt der?'
,D'Kätheri hani verstoche, iez roth mer, was i soll mache!' -
,Isch das alles?' seit der Buzli. ,Weger de chasch ein
doch verschrecken, aß me meint, was Wunder passiert seig!
Närsch, iez chasch im Land nit blibe, 's möcht e Verdruß ge.
Isch nit dört der Rhi? Und chumm, ich will di bigleite,
's stoht e Schiff am Gstad!' - Jez stige sie ehnen im Sunggäu
frisch ans Land, und quer dur's Feld. Im einseme Wirthshus
brennt e Licht. ,Mer wen doch luege, wer no do in isch',
seit der Grün, ,wer weiß, do chasch der d' Grille vertribe!'

Aber im Wirthshus sitze no spoti nächtligi Gselle,
und 's goht vornen a mit Banketieren und Spiele.
,Chrütz isch Trumpf! Und no ne mol! Und chönnetder die do?
Gstoche die! und no ne Trumpf! Und - gstoche das Herzli!'
's isch scho halber Zwölfi. Will echt mit lockiger Stirne
iez ke Chnab erschine? Nei weger! Michel, es endet!
O, wie spielsch so söllich ungschickt? G'stoche das Herzli,
lengt em tief in d'Seel, und alli mol, wenn er e Stich macht,
wiederholts der Grün, und wirft im Michel e Blick zu.
Drüber warnts uf Zwölfi. Mit alliwil schlechtere Charte
spielt er allwill schlechter, und zahlt afange mit Chride.
Druf hets Zwölfi gschlage. Jez lengt er mit g'ringletem Finger
frisch in Sack: ,Wer wechslet no ne bairische Thaler?'
Schlechti Münz, Her Michel! Er lengt in glasige Scherbe,
thut e Schrei, und luegt mit Gruus und Schrecke der Grün a.
Aber der Buzli leert si Brenntewi-Gläsli und schmazget:
,Michel, chumm iez furt, der Wirth würd wellen ins Bett goh!
's chömme hüt viel Gäst, sie hen e lustige Fyrtig.
Isch nit Ludwigstag, der fünfezwenzigst Augusti?
Dreih am Ring, so lang de witt, de bringsch en nit abe!'
O, wie het der Michel g'lost - e lustige Fyrtig;
O wie het er d'Füeß am Tischbei unte verchlammert!
's hilft nit lang, und thut nit gut. Mit ängstlichem Bebe,
stoht er uf, und seit ke Wort, und göhn mit enander,
vornen a der Grün, und an de Ferse der Michel,
wie ne Chalb im Metzger folgt zur bluetige Schlachtbank.
Oebbe ne Büchseschuß vom Wirthshus stellt en der Buzli.
,Michel', seit er, ,lueg es stoht kei Sternli am Himmel!
Lueg, der Himmel hangt voll Wetter über und über!
's goht kei Luft, es schwankt kei Nast, es rührt si ke Läubli,
und du bisch mer aus so still. I glaub, de witt bette,
oder machsch der d' Uerthen und isch der 's Lebe verleidet?
Wie de meinsch! Di Wahl isch schlecht, i muß ders bikenne.
Se, do hesch e Messer! I ha's am Blotzemer Mert g'chauft!

Hau der d'Gurgele selber ab, se chost's di ke Trinkgeld!'

So het der Aetti verzehlt, und mit engbrüstigem Othem
seit druf d'Muetter: „Bisch bal ferig? Mach mer die Meidli
nit so z'förche, 's sin doch nummen erdichtete Mährli!" -
„Jo, i bi io ferig!" erwiedert der Aetti, „dört lit er
mit sim Ring im Dorne Ghürst, wo d'Trostle nit singe."
Aber d'Marei seit: „O Muetter, wer wird em denn förche!
Denksch, i merk nit, was er meint, und was er will sage?
Jo, der Vizli Buzli, das isch die bösi Versuchung.
Lokt sie nit, und führt sie nit in Sünden und Elend,
wenn e Mensch nit bette mag, und folgt nit, und schafft nüt!
Und der lockig Chnab isch gueti Warnig im Gwisse.

O, i chenn mi Aetti wohl, und sine Gidanke!"

 


Als der Vater seinen Tabak schnetzelt, da schaut ihn die Marei
freundlich und bittend an: "Erzähle uns etwas, o Vater,
weißt du, wie neulich, als die Kunigunda hat einschlafen wollen!"
Darüber rücken die Kunigunda, und die Anne-Babett und die Marei
mit den Spinnrocken ans Licht, und spannen die Saiten, und streichen
mit der Schwarte das Rad und zupfen einander am Ärmel.
Und der Jakob nimmt eine Handvoll Lichtspäne, und setzt sich
neben den Lichtstock hin, und sagt: "Das will ich richten."
Aber der Hans Jörg liegt den langen Weg über den Ofen,
schaut hinunter und denkt: "Hier oben höre ich es am Besten,
und bin niemandem im Weg." Darauf, als der Vater den Tabak
geschnitten hat, und das  Pfeifchen gefüllt, so kommt er an einen Lichtspan,
und hebt sein Pfeifchen darunter, und zieht in gierigen Zügen,
bis es brennt. Darauf drückt er das Feuer hinein mit den Fingern
und macht den Deckel zu. "So will ich denn etwas erzählen,"
sagt er, und sitzt nieder, "doch müsst ihr ordentlich still sein,
dass ich nicht verwirrt werde, bevor es aus ist, und du dort oben,
pack dich vom Ofen herunter! Hast du wieder nirgends keinen Platz gewusst?
Ist es dir zu wohl, und gelüstet es dich wieder nach einem Karfunkel?

Nur keiner, wie jener einer gewesen ist, den ich im Sinn habe:
es ist ein Plätzchen irgendwo, es geht weder Egge noch Pflug darauf,
Busch an Busch schon 100 Jahre und giftige Kräuter,
es singt keine Drossel drin, kein Schmetterling besucht sie,
breite Kröten hüten dort einen gezeichneten Körper.
Es wäre kein ungeschicktes Bürschchen gewesen, das sagt man, doch sei er
zeitlich in das Wirtshaus gewandelt, und über Bibel und Gesangbuch
sind ihm die Karten gewesen am Samstag Abend und Sonntag.
Fluchen hat er können, eine Hexe im rußigen Kamin
hat sie gesegnet und gebetet, und die Sterne am Himmel haben gezittert.
Es hat einmal im grünen Rock ein borstiger Jäger
zugeschaut, wie sie spielen. Mit unerhörten Flüchen
hat der Michel Stich um Stich und Zehnkreuzerstücke verloren.
'Du entwischst mir nicht!' sagt für sich selber der Grünrock;
die Wirtin hat es noch gehört, und denkt: 'Ist es etwa ein Werber!'
Es ist kein Werber gewesen, ihr werdet es genauer erfahren,
wenn der Michel geehelicht hat, und das Gut verlumpt.
Was hat des Straßenwirtes Tochter gedacht? Sie hat ihm aus Liebe
Hand und Jawort gegeben, doch nicht aus Liebe zum Michel,
nein, zu Vater und Mutter, es ist ihr Wille und Wunsch gewesen.
Jenen Abend ist sie in schweren Gedanken eingeschlafen,
jene Mitternacht hat sie einen schweren bedeutsamen Traum gehabt.
Es ist ihr gewesen, sie käme von Staufen her vor an die Landstrasse;
an der Landstrasse geht ein Kapuziner und betet.
'Schenkt ihr mir auch ein Bildchen, Herr Pater, wollt ihr so gut sein!
Bin ich nicht eine Braut? Es kann sein, es hat eine gute Bedeutung.'
Langsam schüttelt den Kopf der Pater, und unter der Kutte
ergreift er eine Handvoll Bilder. 'Da zieh selbst eins heraus!'
Sagt es, und wo es eins zieht, so greift sie in schmutzige Karten.
'Hast du etwa das Eckstein-Ass? Es bedeutet einen roten Karfunkel;
es ist kein guter Griff.' - 'Ja, wirklich,' sagt sie, 'das habe ich.'
Wieder sagt der Pater: 'So zieh denn anders, o Bräutlein!
Hast du etwa Kreuz Sieben?' - 'Ja wirklich,' sagt es und seufzt. -
'Tröste dich Gott, zieh anders! Es können noch bessere drin sein.
Hast du ein blutiges Herz?' 'Ja, wirklich!' sagt es und erschrickt darüber. -
'Jetzt zieh noch einmal, es kann sein, dein Heiliger kommt noch!
Ist es der Schaufel-Bube?' - 'Es wird wohl, beschaut ihn selbst!'
'Ja da hast du ihn! Tröste dich Gott! Er schaufelt dich hinunter.'
So hat es dem Kathrinchen geträumt, und so hat es damals geschlafen.
Straßenwirts Tochter, was hast du gedacht, und hast mir ihn doch genommen?
Ja, es hat ja müssen und gesagt: 'In des Herr Gottes Namen!
Nach der Kreuz Sieben und hinter dem blutigen Herz
kommt mein Heiliger, will es der Herr, und schaufelt mich hinunter'.

Zuerst hätte es möchten gehen. Zwar manchmal hat noch der Michel
gespielt und getrunken, bis genug, und geflucht, und das Kathrinchen geplagt.
Manchmal ist er in sich gegangen, wenn sie ihn mit Tränen
gebittet hat, und gebettelt. Einmal sagt er: "Jetzt will ich
mich mit dir einigen, und die Karten will ich verfluchen.
Soll mich der T..... holen, sobald ich eine mehr anrühre!"
Aber ins Wirtshaus gehe ich, dies will ich, dies kann ich nicht meiden.
Grummel und heule, solange es dir gefällt, ich kann dir nicht helfen!"
Hat er das Erste nicht gehalten, so ist er dem Anderen treu geblieben.
Als er ins Wirtshaus kommt, da sitzt mein borstiger Grünrock
hinter dem Tisch, zu dritt, und mischt die Karten, und ruft ihm:
'Bist du mir ein Kamerad, so komm, so wollen wir eins spielen!'
'Ich nicht', sagt der Michel, Cousine Margreth, bring mir ein Schöpplein!'
'Du nicht?' sagt der Grüne. 'Komm nur, bis du deinen Schoppen
getrunken hast, es geht um nichts, wir machen es für Kurzweil!'
'He', denkt bei sich selbst der Michel, 'wenn es um nichts geht,
das ist ja nicht gespielt', und setzt sich neben den Grünrock.
Es kommt ein Knabe ans Fenster mit lockiger Stirne und ruft ihm:
'Meister Michel, auf ein Wort! Der Straßenwirt schickt mich.'
'Schick ihn wieder, sagt er, 'ich weiß schon, was er im Kopf hat!
Wer spielt aus, und was ist Trumpf, und gestochen das Eckstein!'
Drauf und drauf! Zuletzt sagt der Grüne: 'Was bist du für ein Glückskind!
Möchtest du nicht um einen Kreuzer spielen?' - Das ist jetzt einerlei,
denkt der Michel, gespielt ist gespielt, und sagt: 'Es ist einerlei!'
'Kommt,' ruft der Knabe, und pocht wieder an das Fenster,
'Nur auf ein einziges Wörtchen!' - 'Lass mich unangefochten jetzt!
Kreuz im Baum, und Schaufel noch, und noch einmal Schaufel!'
Und so geht es vom Kreuzer bis endlich zu den Dublonen.

Als sie aufstehen, sagt der Grünrock: 'Michel, ich kann dich
jetzt nicht bezahlen. Magst du dafür meinen Fingerring behalten,
bis ich ihn wieder auslöse. Es sind verborgene Kräfte
in dem roten Karfunkel. O schau doch, wie er einem anblitzt!'
Das dritte Mal klopft es am Fenster: 'O Michel, kommt, weil es Zeit ist!'
'Laß ihn reden,' sagt der Grünrock, 'wenn er nicht gehen will!
Nimm du hier meinen Fingerring, und wenn du keinen Kreuzer
Geld zuhause, und nirgendwo hast, es kann dir nicht fehlen.
Wenn der Ring am Finger steckt, und wenn du in den Sack greifst
alle Tage einmal, so hast du einen Bayrischen Taler.
Nur an keinem Feiertag, ich will dir das selbst nicht raten.
Kannst du mich weiter brauchen, so rufe mir nur! Ich höre dich.
Heiße ich nicht Vitzliputzli, und habe die Ohren nicht bei mir?'

Inzwischen weint die Frau zuhause im einsamen Stübchen,
und liest in der Bibel und im zerrißenen Gebetbuch,
und der Michel kommt und schimpft: 'Finde ich dich wieder
bei deinem ewigen Beten und donnerwettrigen Heulen?
Schau hier, was ich gewonnen habe, einen roten Karfunkel!'
Das Kathrinchen erschrickt: 'O Jesus,' sagt es, 'was sehe ich!'
Es ist kein guter Griff!' - und sinkt danieder in Ohnmacht.

Wärst du doch nicht mehr erwacht, wie mancher bittere Kummer
hättest du verschlafen, arme Frau, der deiner noch wartet!
Jetzt wird es täglich schlimmer. Auf allen Märkten stolziert er,
alle Kirchweihfeste besucht er, und wo man ein Wirtshaus betritt,
nachts um Zwölf, am Vormittags und abends um Vier,
sitzt der Michel dort, und mischt trügerische Karten.
Das Kind verwildert, das Gütlein schwindet, Acker um Acker
kommt an den Stab und die Frau vergeht in bitteren Tränen.
Geht er etwa heim, gibt es schnöde Reden und Antwort:
'Kommst du Lump?' Und so und so. - Mit trunkenen Lippen
flucht der Michel, schlägt seine Frau. Jetzt muss er zum Pfarrer,
jetzt vor das Oberamt, und mit dem Gendarm dem Gefängnis zu.
Geht er schlimm, so kommt er ärger, wenn ihm der Vitzli
Putzli wieder die Ohren streicht, und Galle ins Blut mischt.

So währt es sieben Jahre. Einmal bringt ihn der Putzli
wieder aus dem Gefängnis, und 'Allez gehen wir ins Wirtshaus,
bevor du heim kommst mit den Streichen, die sie dir gegeben haben!
Was dir die Frau zum Willkommen gekocht hat, wird dich nicht brennen.
Höre, du dauerst mich, wenn ich dran denke, es möchte mich zerreißen,
wie es dir geht, und wie dir die Frau dein Leben verbittert.
So ein Mann, wie du, der des Tages seinen Taler vertun kann,
glücklich ist im Spielen, doch nach einem leidigen Sprichwort,
mit dem Weib hast du es nicht getroffen, kann ich dir sagen.
Wärst du alleine, wie hättest es so gut, und lebtest so ruhig!
Es quält dich, man sieht es dir an, und die Adern schwellen.
Trink ein Schlückchen Branntwein, er kühlt dir vielleicht deine Wut ab!'

Aber die Frau zuhause, mit zusammengeschlagenen Händen
sitzt sie auf der Bank, und schaut durch die Tränen an den Himmel,
'Sieben Jahre und Kreuz Sieben!' so schluchzt sie endlich,
es wird mir redlich wahr, und Gott im Himmel wolle es enden!'
Sagt es und nimmt ein Buch und betet in Todesgedanken.
Darüber schnellt der Michel die Türe auf, und fürchterlich schnauzt er:
'Heults du auch wieder? Du hast es nötig, falsche Kanaille!
Sauerkraut koche mir!' Das Kathrinchen sagt: 'Es ist nirgends kein Feuer mehr.'
'Sauerkraut will ich! Schau, ich drehe dir das Messer im Leib um.' -
'Lieber heute als morgen. Du bringst mich unter den Boden
ein Weg wie der andere, und das Bübchen hast du mir schon gemordet.'
'Dich soll der Donner und das Wetter in den Erdboden hinunter schlagen!'
Sagt es und zuckt, und sinnlos schwankt das Kathrinchen nieder.
'O mein blutiges Herz,' so stöhnt es noch leise, als es umfällt.
'Komm, o Schaufel-Bube, hier hast du mich, schaufel mich hinunter!'
Jetzt der Michel fort, vom schnellen Schrecken ergriffen,
läuft ins Feld, der Boden schwankt, und es rasselt im Nußbaum.
'Vitzliputzli rat mir du!' So ruft er. Der Putzli,
hinter dem Nußbaum steht er, und kommt, und fragt ihn: 'Was fehlt dir?'
'Das Kathrinchen habe ich erstochen, jetzt rate mir, was soll ich machen!' -
'Ist das alles?' sagt der Putzli. 'Wirklich, du kannst einen
doch erschrecken, dass man meint, was Wunder passiert sei!
Narr, jetzt kannst du im Land nicht bleiben, es möchte Verdruss geben.
Ist dort nicht der Rhein? Und komm, ich will dich begleiten,
es steht ein Schiff am Gestade!' - Jetzt steigen sie drüben im Sundgau
frisch ans Land, und quer durchs Feld. Im einsamen Wirtshaus
brennt ein Licht. 'Wir wollen doch schauen, wer noch da drin ist,'
sagt der Grüne, 'wer weiß, da kannst du dir die Grillen vertreiben!'

Aber im Wirtshaus sitzen noch späte nächtliche Gesellen,
und es geht von vorne los mit Bankettieren und Spielen.
'Kreuz ist Trumpf! Und noch einmal! Und könnt ihr die hier?
Gestochen die! und noch ein Trumpf! und - gestochen das Herz!'
Es ist schon halb Zwölf. Will echt mit lockiger Stirne
jetzt kein Knabe erscheinen? Nein wahrlich! Michel, es endet!
O, wie spielst du so sehr ungeschickt? Gestochen das Herz,
fasst ihm tief in die Seele, und allemal, wenn er einen Stich macht,
wiederholt es der Grüne, und wirft dem Michel einen Blick zu.
Darüber warnt es auf Zwölf. Mit alleweil schlechteren Karten
spielt er alleweil schlechter, und zahlt inzwischen mit kreide.
Darauf hat es Zwölf geschlagen. Jetzt greift er mit beringtem Finger
frisch in den Hosensack: 'Wer wechselt noch einen Bayrischen Taler?'
Schlechte Münze, Herr Michel! Er greift in eine glasige Scherbe,
tut einen Schrei, und schaut mit Graus und Schrecken den Grünen an.
Aber der Putzli leert sein Branntweinglas und schmatzt:
'Michel, komm jetzt fort, der Wirt wird wollen ins Bett gehen!
Es kommen heute viele Gäste, sie haben einen lustigen Feiertag.
Ist es nicht Ludwigstag, der fünfundzwanzigste August?
Drehe am Ring, so lange du willst, du bringst ihn nicht ab!'
O wie hat der Michel gelauscht - ein lustiger Feiertag;
O wie hat er die Füße am Tischbein unten verklammert!
Es hilft nicht lange und tut nicht gut. Mit ängstlichem Beben,
steht er auf, und sagt kein Wort, und sie gehen miteinander,
voran der Grüne, und an den Fersen der Michel,
wie ein Kalb dem Metzger folgt zur Schlachtbank.
Etwa einen Büchsenschuss vom Wirtshaus entfernt stellt ihn der Putzli.
'Michel,' sagt er, 'schau es steht kein Sternlein am Himmel!
Schau, der Himmel hängt voller Wetter über und über!
Es geht keine Luft, es schwankt kein Ast, es rührt sich kein Laub,
und du bist mir auch so still. Ich glaube, du willst beten,
oder machst du deine Abrechnung und ist dir das Leben verleidet?
Wie du meinst! Deine Wahl ist schlecht, ich muss dir es bekennen.
Hier, da hast du ein Messer! Ich habe es am Blotzheimer Markt gekauft!
Hau dir die Gurgel selber ab, es kostet dich kein Trinkgeld!'

So hat der Vater erzählt, und mit engbrüstigem Atem
sagt darauf die Mutter: "Bist du bald fertig? Bring mir die Mädchen
nicht so zum Fürchten, es sind doch nur erdichtete Märchen!" -
"Ja, ich bin ja fertig!" erwidert der Vater, "dort liegt er
mit seinem Ring im Dornengebüsch, wo die Drosseln nicht singen."
Aber die Marei sagt: "O Mutter, wer wird sich denn fürchten!
Denkst du, ich merke nicht, was er meint, und was er will sagen?
Ja, der Vitzliputzli, das ist die böse Versuchung.
Lockt sie nicht, und führt sie nicht in Sünden und Elend,
wenn ein Mensch nicht beten mag, und gehorcht nicht und schafft nicht?
Und der Lockige Knabe ist eine gute Warnung des Gewissens.
O, ich kenne meinen Vater wohl und seine Gedanken!"

 

 

 
As the father shreds his tobacco, Marei looks
kindly and requestingly at him: "Tell us something, Father,
you know, like the other day when Cunegunda wanted to go to sleep!"
At this Cunegunda, and Anne-Babett and Marei move
with the distaff to the light, and tighten the strings, and stroke
the wheel with the rind and pluck each other's sleeves.
And Jacob takes a handful of light shavings, and sits down
next to the light stick and says: "I will fix that."
But Hans Jörg lies all the way across the stove,
looks down and thinks: "I can hear it best up here,
and I'm not in anyone's way." Then, when the father
has cut the tobacco and filled the pipe, he comes to a light chip,
and lifts his pipe under it, and draws in greedy puffs,
until it burns. Then he presses the fire into it with his fingers
and closes the lid. "Then I will tell you something,"
he says, sitting down, "but you must be very quiet,
so that I don't get confused before it's over, and you up there
get down from the stove! Have you again no place to go?
Are you too comfortable, and are you craving a carbuncle again?

Just not one, like the one, I have in mind:
It's a little place somewhere, neither harrow nor plough can go on it,
bush after bush for 100 years and poisonous herbs,
no thrush sings in it, no butterfly visits it,
broad toads guard a marked body there.
It would not have been a clumsy little fellow, they say, but he
had wandered into the pub, and the Bible and hymn book
were his cards on Saturday evening and Sunday.
He could swear, a witch in the sooty fireplace
blessed them and prayed, and the stars in the sky trembled.
Once, in a green skirt, a bristly hunter
watched them play. With unheard-of curses
Michel lost trick after trick and ten-cross pieces.
'You won't get away from me!' said the green skirt to himself;
The landlady still heard it and thought: 'Is it an advertiser!
It wasn't an advertiser, you'll find out for sure,
when the Michel has married, and the estate is plundered.
What did the innkeeper's daughter think? Out of love
she gave him her hand and her vows, but not out of love for Michel,
no, to her father and mother, it was her will and wish.
That evening she fell asleep with heavy thoughts,
that midnight she had a heavy and meaningful dream.
It seemed to her that she was coming from Staufen to the country road;
a Capuchin walks along the country road and prays.
'Give me a little picture too, Father, will you be so good!
Am I not a bride? It may be, it has a good meaning.'
Slowly the Father shakes his head, and from under the cowl
he grabs a handful of pictures. 'Pull one out yourself!'
He says, and where she draws one, she reaches into dirty cards.
'Have you got the Ace of Diamonds? It means a red carbuncle;
It's not a good handle. - 'Yes, really,' she says, 'I have.'
Again the father says: 'So go elsewhere, O little bride!
Have you got Seven of Clubs? - 'Yes, indeed,' she says, and sighs. -
'God be comforted, go another way! There may be better ones.
Have you got a bloody Hearts?' 'Yes, really," he says, and is frightened. -
'Now draw again, it may be that your Saint will come!
Is it the Jack of Spades?' - 'It will be, look at him yourself!'
'Yes, there you have him! God comfort you! He'll shovel you down.'
That's how little Kathrin dreamed it, and that's how she slept then.
Street landlord's daughter, what did you think, and yet you took it?
Yes, she had to and said: 'In the name of the Lord God!
After the Seven of Clubs and behind the bloody heart
my Saint comes, the Lord wills it, and shovels me down'.

At first it would have liked to go. Sometimes Michel still
played and drank until he had had enough, and cursed and tormented Kathrin.
Sometimes he went into himself, when she begged him with tears
begged and pleaded. Once he said: "Now I want to
to settle with you, and I want to curse the cards.
Let the d..... get me as soon as I touch one more!"
But I go to the pub, I want to, I can't avoid it.
Grumble and howl as long as you like, I can't help you!"
If he did not keep the first, he remained faithful to the other.
When he comes into the inn, there sits my bristly green skirt
behind the table, three of them, shuffling the cards and calling out to him:
'If you're a mate of mine, come on, let's play one!
'Not me,' says Michel, 'Cousin Margreth, bring me a little pint!
'Not you?' says the green one. 'Just come until your pint
you've had, it's nothing, we're doing it for amusement!'
'Hey,' Michel thinks to himself, 'if it's about nothing,
It's not playing,' and sits down next to the green skirt.
A boy with a curly forehead comes to the window and calls out to him:
'Master Michel, a word! The innkeeper has sent me.'
'Send him again,' he says, 'I already know what he has in mind!
Who's playing off, and what's trump card, and stabbed the diamond!
On it and on it! Finally, the green man says: 'What a lucky kid you are!
Wouldn't you like to play for a kreuzer?' - That's all the same now,
thinks Michel, played is played, and says: 'It's all the same!
'Come,' cries the boy, and knocks at the window again,
'Just a single word!' - 'Leave me unchallenged now!
Clubs in the tree, and Spades again, and Spades once again!'
And so it goes from the kreutzer to the doubloons at last.

When they get up, the green skirt says: 'Michel, I can't
pay you now. May you keep my finger-ring for that,
until I release it again. There are hidden powers
in the red carbuncle. Oh, look how it flashes at you!
The third time it knocks at the window: 'O Michel, come, because it's time!
'Let him talk,' says the green skirt, 'if he doesn't want to go!
Take my finger-ring here, and if you have no kreutzer
money at home, and have nowhere, you cannot lack it.
If the ring is on your finger, and if you reach into the sack
once every day, you'll have a Bavarian Thaler.
Just not on any holiday, I won't advise you to do that myself.
If you still need me, just call me! I hear you.
Isn't my name Vitzliputzli, and don't I have my ears with me?

Meanwhile, the woman weeps at home in her lonely little room,
and reads the Bible and the torn prayer book,
and Michel comes and scolds her: 'Can I find you again
with your eternal praying and thunderous weeping?
Look what I've won, a red carbuncle!'
Kathrin is startled: 'Oh Jesus,' she says, 'what do I see!
It's not a good handle' - and sinks down in a faint.

If only you had not awakened, like many a bitter sorrow
you would have slept through, poor woman, who is still waiting for you!
Now it gets worse every day. He struts through all the markets,
he visits all church festivals, and wherever you enter an inn,
at Twelve at night, in the morning and at Four in the evening,
Michel sits there, and shuffles deceitful cards.
The child runs wild, the little estate dwindles, field after field
comes to the staff, and the wife fades away in bitter tears.
When he goes home, there is a disdainful speech and answer:
'Are you coming, rascal? And so on and so forth. - With drunken lips
Michel curses, and beats his wife. Now he has to go to the priest,
now he has to go to the head office, and with the gendarme to prison.
If he goes badly, he will get worse when Vitzli
Putzli strokes his ears again, and mixes bile into his blood.

And so it goes on for seven years. Once the Putzli brings him
out of prison again, and 'Allez, let's go to the pub,
before you come home with the pranks they gave you!
What the wife has cooked for you as a welcome will not burn you.
Listen, you keep me, thinking about it, it wants to tear me apart,
how you are, and how the wife makes your life bitter.
Such a man as thou, who can squander his thaler of the day,
is happy in gambling, but according to a tiresome proverb,
I can tell you, that you have not made it with your wife.
If you were alone, how would you have it so good, and live so quietly!
You are tormented, you can see it, and your veins swell.
Drink a little brandy, perhaps it will cool your anger!'

But the woman at home, with her hands clasped together
she sits on the bench, and looks up at the sky through her tears,
'Seven years and Seven of Clubs!' she sobs at last,
'It will be true for me, and may God in heaven end it!
She says and takes a book and prays in thoughts of death.
At this Michel flings open the door, and snorts terribly:
'Are you crying again? You're in need of it, you false canaille!
Cook me some sauerkraut! Kathrin says: 'There's no fire anywhere.
'I want sauerkraut! Look, I'll twist the knife in your body. -
'Better today than tomorrow. You bring me under the ground
one way like another, and you've already killed my little boy.
'Let the thunder and the weather strike you down to the ground!
She says, wincing, and the Kathrin staggers down senselessly.
'O my bloody heart,' she moans softly as she falls over.
'Come, O Jack of Spades, here you have me, shovel me down!
Now Michel away, seized by quick terror,
runs into the field, the ground sways, and it rattles in the walnut tree.
'Vitzliputzli you advise me!" he calls. The Putzli,
he stands behind the nut tree and comes and asks him: 'What are you missing?
'I stabbed Kathrin, now guess what I should do! -
'Is that all?' says the Putzli. 'Really, you can
scare people into thinking, what a miracle has happened!
Fool, now you can't stay in the country, there would be annoyance.
Isn't that the Rhine? And come, I will accompany you,
it is a ship on the shore!' - Now they're climbing over there in Sundgau
fresh ashore, and across the field. In the lonely inn
a light is burning. 'Let's see who else is in there,'
says the green one, 'who knows, you can chase the whims away!

But in the pub there are still late-night companions,
and it starts all over again with banquets and games.
'Clubs is trump! And one more time! And can you do this one?
Stitch that! And another trump! And - stabbed the Hearts!'
It's already half past eleven. Will with a curly forehead
no boy appear now? No, truly! Michel, it ends!
O, how do you play so clumsily? Stabbed the Hearts,
grasps deep into his soul, and every time he makes a stab,
the green one repeats it, and casts a glance at Michel.
Above this, it warns on Twelve. With always worse cards
he always plays worse, and meanwhile pays with chalk.
Then it has struck Twelve. Now he reaches with the ringed finger
freshly into his trouser pocket: 'Who changes another Bavarian Thaler?
Bad coin, Mr. Michel! He reaches into a glassy shard,
and looks at the green man with horror and terror.
But Putzli empties his brandy glass and smacks his lips:
'Michel, come away now, the innkeeper will want to go to bed!
Many guests are coming today, they're having a merry holiday.
Isn't it Louisday, the twenty-fifth of August?
Turn the ring as long as you like, you won't get it off!'
Oh, how Michel listened - a merry holiday;
Oh, how he clasped his feet to the leg of the table below!
It doesn't help for long and does no good. With an anxious tremor,
he gets up, and says not a word, and they go together,
The green man in front, and Michel at his heels,
like a calf following the butcher to the slaughterhouse.
About a rifle shot away from the pub, Putzli confronts him.
'Michel,' he says, 'look, there's not a little star in the sky!
Look, the sky is full of weather over and over!
There's no air, not a branch is swaying, not a leaf is moving,
and you are so quiet too. I think you want to pray,
or are you doing your reckoning and are you sick of life?
What you mean! Your choice is bad, I must confess it to you.
Here, you have a knife! I bought it at the Blotzheim market!
Cut your throat by yourself, it won't cost you a tip!'

So the father has told, and with a tight breath
the mother says: "Are you nearly finished? Don't make the girls
not so frightening, they're just made-up fairy tales!" -
"Yes, I'm finished!" replies the father, "there he lies
with his ring in the thorn bushes, where the thrushes don't sing."
But Marei says, "O mother, who will be afraid!
Do you think I don't realise what he means and what he wants to say?
Yes, Vitzliputzli, that's the evil temptation.
Do not tempt them, and do not lead them into sin and misery,
if a man does not pray, and does not obey and does not create?
And the Curly-haired Boy is a good warning of conscience.
Oh, I know my father well and his thoughts!"
     


Farben der Spielkarten = Colors of the Playing Cards

Chrütz = Kreuz = Clubs;
Schufle = Schaufel = Pik = Spades;
Herz = Hearts;
Eckstei = Eckstein = Karo = Diamonds

 

 
Schufle Bueb = Schaufel-Bube = Pik-Bube = Jack of Spades
siebe Chrütz = Kreuz Sieben = Seven of Clubs
Eckstei-As = Eckstein-Ass = Ace of Diamonds
 

 

 
bluetig Herz = blutiges Herz = bloody Hearts

Damit ist keine spezielle Herz-Karte gemeint, der Ausdruck bezieht sich
auf die blutrote Farbe des Herz-Symbols auf allen Herz-Karten

This does not refer to a specific hearts card, the expression refers to the
to the bloodred colour of the heart symbol on all cards of Hearts
     


Vitzliputzli ist im deutschen Sprachraum eine Schreckgestalt oder Kinderschreckfigur mit der Erwachsenen und/oder Kindern Angst eingejagt wird.
Vitzliputzli, entstellt aus dem Namen des aztekischen Gottes Huitzilopochtli („Kolibri des Südens“ oder „Der des Südens“ oder „Kolibri der linken Seite/Hand“) war in der aztekischen Mythologie der Kriegs- und Sonnengott und Schutzpatron der Stadt Tenochtitlán.

In the German-speaking world, Vitzliputzli is a frightening figure or children's fright figure used to scare adults and/or children.
Vitzliputzli, distorted from the name of the Aztec god Huitzilopochtli ("hummingbird of the south" or "the one of the south" or "hummingbird of the left side/hand") was the god of war and the sun and patron saint of the city of Tenochtitlán in Aztec mythology.

 

 
Möglicherweise basiert Hebels Kenntnis des Namens auf folgenden Werken:
 - Amoldus Montanus, "De Nieuwe en Onbekende Weereld";
holländische Edition 1671; dessen deutsche Fassung 1673.
 - Eberhard Werner Happel, "Thesaurus Exoticorum", eine kurzgefasste,
illustrierte Völkerkunde aus dem Jahre 1688, sie enthält einen Holzschnitt der
mexikanischen Götterfigur mit dem Text:"Der Mexicanische Abgott Vizlipuzli.


It is possible that Hebel's knowledge is based on the following works:
 - Amoldus Montanus, "De Nieuwe en Onbekende Weereld";
Dutch edition 1671 and its German version 1673.
 - Eberhard Werner Happel, "Thesaurus Exoticorum", a concise, illustrated
ethnology from the year 1688, it contains a woodcut of the of the Mexican
god figure with the accompanying text: "The Mexican idol Vizlipuzli.

 

 
Das Puppenspiel "Doctor Johannes Faust" von Karl Simrock (1846),
in dem der V. einer der Teufel im Gefolge des Mephistopheles ist

und das Gedicht "Vitzliputzli" von Heinrich Heine (1851)
 
erschienen dagegen erst lange nach Hebels Tod.

The puppet play "Doctor Johannes Faust" by Karl Simrock (1846),
in which the V. is one of the devils in Mephistopheles' entourage

and the poem "Vitzliputzli" by Heinrich Heine (1851)

on the other hand were not published until long after Hebel's death.
     


Das Wort „Karfunkel“ als alte Metapher für die roten Granate
entstand im 13. Jahrhundert über mittelhochdeutsch carbunkel
(und bald darauf karfunkel, Karbunkel“, wohl unter Einfluss von
mittelhochdeutsch vunke „Funken“) aus altfranzösisch carboncle
oder der lateinischen Form carbunculus („kleine glühende
Kohle“), von lateinisch carbo („Kohle“).

Schon in der Antike wurden Granate als Schmucksteine genutzt.
Im Mittelalter waren sie zusammen mit Rubinen und Spinellen
unter der Bezeichnung Karfunkel (auch Karfunkelstein) bekannt –
die meisten stammten damals aus Indien.


Geöffnete Frucht des Granatapfels …
Opened fruit of the pomegranate ...

 
  Kupferstich "Der Carfunkel" gezeichnet und gestochen
                     von Benjamin Zix, Straßburg
 
The word ‘Karfunkel’ as an old metaphor for the red garnets
originated in the 13th century via Middle High German carbunkel
(and soon afterwards karfunkel, ‘carbuncle’, probably under the
influence of Middle High German vunke ‘spark’) from Old French
carboncle or the Latin form carbunculus ("small glowing coal‘),
from Latin carbo (’coal").

Garnets were already used as jewellery stones in ancient times.
In the Middle Ages, together with rubies and spinels, they were
known as carbuncle (also known as carbuncle stone) -
most of them came from India.


… im Vergleich zu einer Granatmineralstufe.
... compared to a garnet mineral specimen.

   

 


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Übersetzung in Hochdeutsch. Hansjürg Baumgartner

Übersetzung in Englisch: DeepL (free version)