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Hebel-Gedichte - hochdeutsche und englische Übersetzung
 

Die Überraschung im Garten

Die Überraschung im Garten

The Surprise in the Garden

 


"Wer sprüzt mer alli Früeih mi Rosmeri?
Es cha doch nit der Thau vom Himmel sy;
sust hätt der Mangeld au si Sach,
er stoht doch au nit unterm Dach.
Wer sprüzt mer alli Früeih mi Rosmeri?

Und wenn i no so früeih ins Gärtli spring,
und unterwegs mi Morgeliedli sing,
isch näumis g'schafft. Wie stöhn iez reihewis
die Erbse wieder do am schlanke Ris
in ihrem Bluest! I chumm nit us dem Ding.

Was gilts, es sin die Jumpfere usem See!
Me meint zwor, 's chömm, wie lang scho, keini meh.
Sust sin sie in der Mitternacht,
wenn niemes meh als d'Sterne wacht,
in d'Felder use g'wandlet usem See.

Sie hen im Feld, sie hen mit frummer Hand
de brave Lüte g'schafft im Garteland,
und isch me früeih im Morgeschimmer cho,
und het iez welle an si Arbet go,
isch alles ferig gsi - und wie scharmant.

Du Schalk dört hinte, meinsch i seh di nit?
Jo, duk di numme nieder, wie de witt!
I ha mers vorgstellt, du würsch's sy.
Was falleder für Jesten i? -
O lueg, vertritt mer mini Sezlig nit!" -

„O Kätterli, de hesch's nit solle seh!
Jo, dine Blume hani z'trinke ge,
und wenn de wotsch, i gieng für di dur's Füür
und um mi Lebe wär mer di's nit z'thüür,
und 's isch mer o gar sölli wohl und weh."

So het zum Kätterli der Fridli g'seit,
er het e schweri Lieb im Herze treit,
und hets nicht chönne sage iust,
und es het au in siner Brust
e schüüchi zarti Lieb zum Fridli treit.

„Lueg, Fridli, mini schöni Blümli a,
's sin nummen alli schöne Farbe dra.
Lueg, wie eis geg'nem andre lacht,
in siner holde Früehligs-Tracht,
und do sizt scho ne flißig Immli dra." -

„Was helfe mer die Blüemli blau und wiß?
O Kätterli, was hilft mer's Immlis Fliß?
Wärsch du mer hold, i wär im tiefste Schacht,
i wär mit dir, wo auch kei Blüemli lacht
und wo kei Immli summst, im Paradies."

Und d'rüber hebt si d'Sunne still in d'Höh,
und luegt in d'Welt, und seit: „Was mueß i seh
in aller Früeih?" - Der Fridli schlingt si Arm
um's Kätterli, und 's wird em wohl und warm.
Druf het em 's Kätterli e Schmützli ge.


"Wer spritzt mir alle Früh mein Rosmarin?
Es kann doch nicht der Tau vom Himmel sein;
sonst hätte der Mangold auch seine Sache,
er steht doch auch nicht unter dem Dach.
Wer spritzt mir alle Früh mein Rosmarin?

Und wenn ich noch so früh ins Gärtchen springe,
und unterwegs mein Morgenliedchen singe,
es ist etwas geschafft. Wie stehen jetzt reihenweise
die Erbsen wieder da am schlanken Reis
in ihrer Blüte! Ich komme aus dem Ding nicht draus.

Was gilts, es sind die Jungfern aus dem See!
Man meint zwar, es kämen, wie lange schon, keine mehr.
Sonst sind sie in der Mitternacht,
wenn niemand mehr als die Sterne wacht,
in die Felder hinaus gewandelt aus dem See.

Sie haben im Feld, sie haben mit frommer Hand
den braven Leuten geschafft imGartenland,
und ist man früh im Morgenschimmer gekommen,
und hat jetzt wollen an seine Arbeit gehen,
ist alles fertig gewesen - wie charmant.

Du Schalk dort hinten, meinst du, ich sehe dich nicht?
Ja, duck dich nur hinunter, wie du willst!
Ich habe mir es vorgestellt, du würdest es sein.
Was fallen dir für Faxen ein?
O schau, zertritt mir meine Setzlinge nicht!"

"O Kathrinchen, du hättest es nicht sollen sehen!
Ja, deinen Blumen habe ich zu trinken gegeben,
und wenn du wolltest, ich ginge für dich durchs Feuer
und um mein Leben wäre mir deines nicht zu teuer,
und es ist mir auch gar sehr wohl und weh."

So hat zum Kathrinchen der Fridli gesagt,
er hat eine schwere Liebe im Herzen getragen,
und hat es nicht können sagen just,
und es hat auch in seiner Brust
eine schüchterne Liebe zum Fridli getragen.

"Schau, Fridli, meine schönen Blümchen an,
es sind nur alle schönen Farben dran.
Schau, wie eins gegen das andere lacht,
in seiner holden Frühlings-Tracht,
und da sitzt schon ein fleißiges Bienlein dran."

"Was helfen mir die Blümchen blau und weiß?
O Kathrinchen, was hilft mir des Bienleins Fleiß?
Wärst du mir hold, ich wäre im tiefsten Schacht,
ich wäre mit dir, wo auch kein Blümchen lacht
und wo kein Bienlein summt, im Paradies."

Und darüber hebt sich die Sonne still in die Höhe,
und schaut in die Welt, und sagt: "Was muss ich sehen
in aller Früh?" - Der Fridli schlingt seinen Arm
um das Kathrinchen, und es wird ihm warm.
Darauf hat ihm das Kathrinchen ein Küsschen gegeben.

 

 


‘Who sprinkles every early my rosemary?
It can't be the dew from the sky;
otherwise the chard would have his own thing,
He's not under the roof either.
Who sprinkles every early my rosemary?

No matter how early I jump into the garden,
and sing my little morning song on the way,
something is done. How are the rows
of peas back on the slender rice
in their blossom! I can't get out of this thing.

What does it matter, it's the maidens from the lake!
One thinks, as had been for long, that no more are coming.
Otherwise they are in the midnight,
when no one but the stars are watching,
they wandered out into the fields from the lake.

In the field, with a pious hand they have
done for the good people in the garden land,
and if one had come early in the morning glimmer,
and now wanted to go to work,
everything was ready - how charming.

You rogue back there, do you think, I see you not?
Yes, just crouch down, as you like!
I imagined, it would be you.
What kind of tricks do you think of?
Oh look, don't crush my seedlings!’

‘Oh, little Kathrin, you shouldn't have seen it!
Yes, I gave your flowers to drink,
and if you wanted me, I would go through fire for you
and my life would not be too dear for yours,
and for me too it is very good and painful.’

This is what Fridli said to Kathrinchen,
he carried a heavy love in his heart,
and could not just say it,
and she has also in her breast
a shy love for Fridli.

‘Look, Fridli, at my beautiful little flowers,
only all the beautiful colours are on them.
Look, how one laughs against the other,
in its beautiful spring costume,
and there's sitting already a busy little bee on it.’

‘What help to me the flowers blue and white?
O little Kathrin, what help to me the bee's diligence?
If you were kind to me, I would be in the deepest shaft,
I would be with you, where no flower laughs
and where no little bee buzzes, in paradise.’

And in the meantime the sun rises silently above,
and looks into the world and says: ‘What must I see
at the crack of dawn?’ - Fridli wraps his arm
around Kathrinchen, and he gets warm.
On this Kathrinchen gave him a little kiss.

 
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Übersetzung in Hochdeutsch: Hansjürg Baumgartner

Übersetzung in Englisch: DeepL (free version)