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Die Worterklärungen zu den Alemannischen Gedichten | ||
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Die Worterklärungen wurden von Hebel
selbst angelegt und bereits bei der 1. Auflage angefügt. Sie blieben und
bleiben ein wesentlicher Teil aller weiteren Auflagen bis in die
Moderne, wenn auch manche hochdeutschen Wörter nicht mehr in Gebrauch -
sozusagen "ausgestorben" sind. Dies wird in der beiliegenden Fassung
durch zusätzliche Erklärungen "aufgefangen".
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A Äcke, der Nacken. Ätti, Vater. Altdeutsch: Atta. Afange, verb., anfangen. Aber Afange, adverb., endlich, nach und nach. Agle, subst. plur., steife, stechende Spitzen, z. B. an den Ähren. Aculei. Alder, oder (auf dem Wald). Sch. Alt, Alder, Alt. Almig, ehemals. Ane, hin. Woane? wohin? Anke, frische Butter. Altdeutsch: Anka. Arfel, subst., ein Arm voll, Ärfeli, deminut. As, als. Aß, daß. B Bah, 1) Bahn, 2) Bann, Gemarkung. Balge, Vorwürfe machen. Altdeutsch: zürnen, von Balg, Zorn. Baschge, verb. neut., im Ringen die Kräfte gegeneinander messen, act., bezwingen. Basseltang, Kurzweil. Passe le temps. Batte, nützen, fruchten. Verwandt mit baß, besser. Baum, außer den gewöhnlichen Bedeutungen, bei einem gewissen Kartenspiel der Valet in Trèfle. Kreuz dem Baum, Herausforderung dieser Karte durch ein ausgespieltes Trèfle-Blatt. Bederthalbe, adv., auf beiden Seiten. Daher Bederthalbe, subst., ein Zwerchsack. Von beide und Halb, altdeutsch: die Seite. Belche, subst. propr., hoher Berg des Schwarzwaldgebirges im Breisgau. Seh. Beldi, Boelchen, cacumina montium. Biß, Imperativ zu sein. Sei! Bitzeli, wenig. Bluest, Blüte. Bi'm Bluest: Eine mißstellte Beteuerungsformel, dann ein Ausdruck der Verwunderung, besonders bei unangenehmen Überraschungen. Bohle, werfen. Bosge, eine Bosheit verüben. Bosget, Bosheit; auch im unschuldigern Sinn: Mutwille. Brenz, subst. masc., Branntwein, Gebranntes. Briegge, weinen. Briggem, Bräutigam. (Basel.) Bringe, 1) bringen, 2) zutrinken. Bruttle, verb., 1) mit dem Hilfswort haben: halblaut reden, besonders im Unwillen. 2) mit sein: halblaut redend fortgehen. B'scheid, Bescheid. B'scheid tue, einen zugebotenen Trunk annehmen. B'schieße, zureichen, sättigen, gedeihlichen Fortgang haben. Büeßli, Zehnkreuzerstück. Pièce. Bugg, Hügel. Bühni, 1) obere Decke des Zimmers. 2) der oberste Boden des Hauses. 3) Raum zwischen demselben und dem Dache. Bunte, Pfropfer, Spunte. Busper, munter, besonders von Vögeln. Etwa soviel als buschbar, wenn die Hecken buschig werden und die Vögel nisten? Büttene, großes hölzernes Gefäß zum Einsalzen des Fleisches usw. Von Bute. C Carfunkel, 1) jeder rote Stein von Glanz. 2) roter Ausschlag im Gesicht. Cheri, Reihe, Ordnung dessen, was regelmäßig wiederkommt. Daher: Die Cheri, diesmal, en anderi Cheri, ein andermal. Von kehren. Chetteneblueme, Leontodon taraxacum L. Chib, Neid, Verdruß, auch Feindschaft. Daher Chibe, verb., verwandt mit keifen; Chibig, adject. Chilche, Chille, Kirche. Altd.: Chilcha. Chilchelueger, Kirchenaufseher. Von Luege, schauen. Chilspel, Kirchspiel. Chlimse, Spalte. Verwandt mit Klemm, Klemmen. Chlöpfe, knallen, krachen. Jd. Klapf. Choli, schwarzes Pferd. Chölsch, Leinwandzeug von blau gefärbtem Garn. Cöllnisch? Daher Chölschblau. Chresme, klettern. Chreze. 1) geflochtener Hängkorb. Von Chratte, Handkorb. Crates. 2) über die Achseln gehendes Tragband für die Beinkleider. Chriesi, kleine Waldkirschen. Chirsi, große, veredelte. Chrome, 1) einkaufen. 2) zum Geschenk vom Markt usw. bringen. Chruse, Krug mit Bauch und weiter Öffnung. Chrüsli, deminut. Chülbi, Kirchweihe. Chummli, Chummlig, bequem. Von kommen, kommlig. Chündig, ärmlich. Chüngi, Kunigunda. Chuuche, hauchen. D Deis, jenes. Dengle, Dengele, Sensen und Sicheln durch das Hämmern schärfen. Schwedisch: Danga. Dinge (zu jemand), Dienste nehmen. Distelzwigli, Distelfink. Sch. «Alle Geschöpfe und alles, das do lebet, begehrt Freiheit, ein Fögelein, ein Distelzwiglin.» : Geil. v. Keysersb. Dolder, Gipfel eines Baumes, Strauches. Noch übrig in Dolde. Dosch, Kröte. Dose, verb., schlummern. Dotsch, ein Ungeschickter. Dunders — verstärkt in der Zusammensetzung mit einigen Adverbien. Dundersnett, überaus nett. Dunte, unten mit Beziehung auf einen gewissen Ort. Durane, überall. Aus Dur, durch, und Ane, hin. Dure, adv., hindurch, hinüber, herüber. Verschieden von Dur'e, Dur'en, durch ihn, den, einen. Düsele, schlummern, halbschlafend gehen, Deminut, von Dosen. Düssele, 1) act., leise reden. 2) neutr., leise gehen. Von Dussen, verwandt mit Tosen. Duure, verb. impers., bedauern. Es duurt ml, ich bedaure es. E Echt, Echter, Echterst, etwa, doch, wohl? Egerte, ungebauter Feldplatz. Ebne, jenseits, drüben. Eieren-Anke, subst., Eier in Butter gebacken. Eineweg, gleichwohl, dessen ungeachtet. Eis Gangs, eines Ganges, unmittelbar. Eitue, einerlei, gleichviel. Ein Tun. Enanderno, unmittelbar, geschwinde. Einander nach. Engelsüeß, die Wurzel von Polypodium vulg. Lin. Eninne, gewahr. Entinnen. Erlustere, erlauschen. Ermel, subst. plur., weibliches Kleidungsstück zur Bedeckung der Arme. F Fazenetli, Sacktuch. Aus dem Italienischen Fazoletto. Fegge, Flügel. Fern, vor einem Jahr. First, das Oberste. Daher 1) Rücken des Daches, besonders an Strohdächern. 2) fortlaufender Bergrücken. Flösch, schwammicht von Leibeskonstitution. Flaccus. Frauemänteli, Alchemilla vulgaris Lin. Fraufaste, ein berüchtigtes Gespenst in Basel und der umliegenden Gegend. Aus Fronfasten. Fraufastechind, soviel als Sonntagskind, das die Gespenster sieht. Frech, 1) frei, wahrscheinlich das Intensivum zu diesem. 2) Gesund von Ansehen. Fest, mutig. Frei, außer der gewöhnlichen Bedeutung, adv., sogar. Fürcho, scheinen, erscheinen im Traum usw. Vorkommen. Füre, hervor. Verschieden von Füre, Füren, für ihn, den, einen. Fürtuech, Schürze. Füsi, Flinte, Fusil. Fuetergang, Seitengang neben den Stallungen zur Bereitung und Aufsteckung des Futters. G Gahre, knarren. Gattig, wohlgebildet, gefällig. Von der Stammsilbe Gatt in Gattung, wie Artig von Art. Gäutsche, schwanken, von flüssigen Dingen. Daher Vergäutsche. 1) act., durch Schwanken ausgießen. 2) neutr., durch Schwanken ausfließen. Geb, abgekürzt, statt: Gebe Gott; Geb, wo de bisch, du magst sein, wo du willst. Gell, Gellaber, verb. imperat., nicht wahr? plur., Geltet. Gehre, begehren. Das Stammwort zu diesem, und zu Gierde, gierig, gerne. G'halt, Gehalt, Zimmer. G'heie, verb. impers., verdrießen, anfechten. G'hürst, Gebüsch. Gehürste von Hurst. Gigse, knarren. Gitzi, junge Ziege. Gitzeli, deminut. Glast, Glanz, besonders Schein von Blitz und Feuer. Gliichlig, durchgehends gleich. Glitzere, schimmern. Von Glitzert, glänzen, verwandt mit Gleißen usw. Davon: Glitzerig, schimmernd. Glumse, heimlich (in der Asche) brennen. Daher: Abglumse, nach und nach erlöschen. Go, praep. gen., nach. Verschieden von Goh, gehen. Götti, Taufpate. Gotte, fem. Gottwilche, Begrüßungsformel. Von Gott oder Gottes Willkomm! Grüebe, Überreste von ausgesottenem Schweinefett. Grumbire, Kartoffeln (Grundbirnen). Grumbireli, deminut. Grumse, durch unverständliche Töne und abgebrochene Worte seine Unzufriedenheit ausdrücken. Von Gram. Gsegott, segne Gott! G'stable, gestabeln, steif werden besonders von Kälte. Stabiliri. Guge, sich hin und her bewegen. Primitiv zu Gaukeln usw. Güggele, durch eine kleine Öffnung schauen. Deminut. von Gucken. Guhl, Hahn. Gallus. Gülle, Pfütze. Par., «und daß die Predikanten sich befleißigen zu predigen, nit aus menschlichen Güllen, sondern aus dem lautern Brunnen der evangelischen Leer». Gumpe, hüpfen. Über etwas hinweg- oder hinabspringen. Gumpistöpfel, eingemachte Äpfel. Von Compositum, Compot. Günne, pflücken, gewinnen. Gvätterle, verb., das Spielen der Kinder, wenn sie Verrichtungen der Erwachsenen nachahmen. H Habermark, Tragopogon pratense Lin. Halde, auf- oder absteigende Bergseite. Von Helden, neigen (ein Gefäß an der untern Seite aufrichten, um der Mündung eine Neigung zu geben). Daher auch Abheldig, schiefliegend. Häli, Schaf in der Kindersprache und beim Locken. Hamberch, Handwerk. Hamme, Schinken, Sch. Pessuis. Hampfle, subst., 1) eine Handvoll. 2) Der Raum zwischen beiden hohlen Händen. Daher Hampflevoll, beide Hände voll. Hämpfeli, deminut. Handumcher, so geschwind, als man eine Hand umkehrt. Hasebrötli, Juncus pilosus Lin. Haseliere, toben. Aus dem Französischen. Hätteli, Ziege in der Kindersprache und beim Locken. Haupthöchlige, adv., mit aufgerichtetem Haupt. Daher laut, munter. Hebe, halten. Heimele, der Heimat ähnlich sein. Daher Aheimele, an die Heimat erinnern. Helge, Helgli, Helgeli, 1) Ein auf Papier gemalter Heiliger. Daher 2) jedes kleine Papiergemälde. Helse, glückwünschen. Daher etwas zum Gruß, Neujahr usw. schenken. Von Heil. Altdeutsch: Heilizen, grüßen, Heilizunga, Dänisch Helse, Schwed. Helsa. Hentsche, Handschuh. Her, Herr. Der Her, der Pfarrer. Herget, Herr Gott. Hinecht, adv., in dieser Nacht. Nechtie, die ganze Nacht hindurch. Hirz, Hirsch. Hircus, Hirci, die Hirzen. Hofertig stoh, zu Gevatter stehen. Hold, geneigt. Ausschließlich von der gegenseitigen Liebe zwischen Jüngling und Mädchen gebräuchlich. Von Helden, s. Halde. Daher: Holderstock, der oder die Geliebte. Hüble, 1) an den Haaren schütteln. Daher 2) züchtigen. Hurd, Lager zur Aufbewahrung des Winterobstes. Hurlibaus, Kanone. Hurnigel, kleiner Winterhagel. Daher: 's hurniglet, verb., es rieslet. Vielleicht verwandt mit Hornung, Hornig, 's horniggelet, es friert empfindlich an die Finger. Hurst, Strauch. D'Hürst, pl., das Gebüsche, Dickicht, Angels. Hurst und Hyrst. Hüst und Hott, Links und Rechts! Zuruf an Zugpferde. Daher Hotten, vonstatten gehen. Hütie, adv., heute den ganzen Tag. Hütie und ie, heute je und je. Huure, Niederhuure, den Körper stehend gegen die Erde niederlassen. Hauren. I (J) Jemerst, Affektswort der Klage und Sehnsucht. Jeste, subst. plur., Launen, Mutwillen. Von: Jesen, gähren. Daher: Jeste, Hitze, Launen. Jilge, Lilie. Imme, 1) fern., die Biene. 2) masc. collect., der Bienenstock. Jd. Verschieden von imme, einem, in einem. Immli, deminut. Immis, auch Zimmis, das Mittagessen (Basel). Jobbi, Jakob. Joch, außer der gewöhnlichen Bedeutung, ein Brückenpfeiler. Junte, Weiberrock. Jüppe, Kinderrock. Aus dem Italienischen giubba. Just, eben, gerade recht. Daher: wohl zu Mute. In der ersten Bedeutung auch Justement, Aus dem Franz, oder Ital. K Keie, 1) neutr., fallen; 2) act., werfen. L Lädemli, kleiner Fensterladen. Landsem, langsam. Laubi, einer von den Namen, die der Landmann den Zugochsen gibt. Horni, Merz, Laubi, Lusti, von den vier zum Teil nicht mehr gebräuchlichsten Namen der Frühjahrmonate, Hornung, Merz, Laubmonat (April), Lustmonat (Mai). Leerlauf, Kanal zur Ableitung des Wassers neben den Mühlrädern. Legi, Damm durch das Bett eines Flusses zur Ableitung des Wassers. Auch Wehr, Wuhr. Lehre, beides: lehren und lernen. Lenge, 1) bis wohin reichen. Daher 2) nach etwas greifen, holen. 3) Zureichen, genug sein. Von lange und noch übrig in be-, verlangen usw. Letsch, Schlinge, Schlaufe aus dem Überschuß von Band an Kleidern usw. Ital. laccio. Letschli, deminut. Lewat, Brassica Napus. L. Liecht, Z'Liecht. Auf Nachtbesuch. Logel, Fäßchen. Lagenula. Lopperig, adj., was nicht mehr fest ist, hin und her wankt. Lose, horchen, Stammwort zu Losung, Lauschen usw. Sch. Jd. Luege, schauen. Verluege, recipr., sich über dem Zuschauen vergessen. Luft, masc., sanfter Wind, fem., Luft. Lüpfe, in die Höhe heben. Luppe, großer Klumpen glühenden Eisens, das aus dem Frischfeuer zum erstenmal unter den Hammer kommt. Lustere, lauschen. Von Losen. M Manne, verb., einen Mann nehmen. Marcher, der die Felder ausmißt und Grenzsteine setzt. Von March, Grenze. Martsche, eine Art Kartenspiel. Maßle, Masse Roheisen in langer prismatischer Form. Massa, Massula. Sonst Gans, Eisengans. Matte, Wiese. Von mähen. Meidli, Mädchen. Von Meid. Par. Marc. 5: «Meidle, ich sag dir, stand auf! Und alsbald stuond das Meidlin auf.» Meiddeli, ein kleines Mädchen. Meie, Blumenstrauß. Meister, außer den gewöhnlichen Bedeutungen euphemisch, der Scharfrichter. Der Meister vo Hage. Meng, manch. Noch übrig in mannigfaltig. Möhnli, Unke, Maifröschchen, von Mön. Seh. Moen, Majus. Morn, adv., morgen. Morndrigs, am folgenden Tage. Mose, Flecke. Verwandt mit Maser. Möseli, deminut. Mummeli, Name des Rindes in der Kindersprache und beim Locken. Mumpfel, subst., Stück Eßware, ein Mundvoll. N Näumer, jemand; Näumis, etwas; Näume, irgendwo. Aus einer unbekannten Vorsilbe und den Wörtern wer, was, wo. Sch. Niesswar, was, wo. Necht, adv., in der ersten Hälfte der vorigen Nacht. Nemtig, subst., die Nemtig, vor einigen Tagen. Nidsi, unter sich, abwärts. Vom Nid, Stammsilbe in nieder, und dem abgekürzten sich. Niede, unten. Niemes, niemand. Niene, nirgends. Nootno, nach und nach. Numme, nur. Nümme, nicht mehr. Niit, nichts. O O, zusammengezogen aus Au, auch. Nur in einigen Gegenden. Obsi, über sich, aufwärts. Öbber, jemand; Öbbis, etwas; öbbe, etwa. In alten Schriften Etwer, Etber, Etbes. Sch. öbsch, Öbsche, etwa. öd, schwach vor Nüchternheit. Ölt, Ölpresse. Örliger, grobes weißes Wollenzeug. Oser, Büchersack. P Pappe, Brei. Pfnüsel, Schnuppen, Phatest, Laune, Mutwille, Phantast. Plunder, Kleidungsstück. Alles, was zum Anzuge gehört. Daher Plündern, spoliare. Plunni, Apollonia. Popperment, Operment, Arsenik. Poppere, schnell und schwach klopfen. Pöpperle, deminut. Preste, subst., Gebrechen. Vom verb., Presten, fehlen. Par. Uns prist nit an Geschicklichkeit. R Räf, Leiterwerk, hinter welchem dem Vieh das Futter aufgesteckt wird. Das Letzte im Räf haben. Sprichwort: dem Tode nahe sein. Ranft, Rand, Rinde; Ränftli, deminut. Rause, kleine Gräben zur Wasserleitung machen. Reble, sich kraftlos hin und her bewegen; mit unüberwindlichen Schwierigkeiten kämpfen. Daher Verreble, langsam zugrunde gehen. Reckholder, Wachholder. Ribi, Reibmühle. Richter, 1) Gemeinderat; 2) weiter Haarkamm. Rickli, angesetzte Schnüre, durch welche ein Band geht, um Kleidungsstücke fest anzuziehen. Ring, adv., leicht; Ringer, mit weniger Mühe, lieber. Daher: geringe. Rinke, Schnalle. Rinkli, deminut. Ruchgras, Anthoxantum odoratum L. Rufe, Ausschlag, Kruste auf heilenden Wunden usw. Rübeli, eine Art Baumwollenzeug, Halbsammet. Ruuke, girren. Rümmechrüsliger, eine Art Winteräpfel. Rung, subst., 1) unbestimmt kurze Zeit. 2) -mal. Ei Rung, einmal. Rüngli, deminut. von 1. S Sägese, Sense. Altd.: Sagis, Sagisen. Aus einer alten Stammsilbe, die noch in Sech, Säge, Sichel, seco übrig ist, und aus Eisen zusammengesetzt. Schaffig, arbeitsam. Scheie, Pallisade um die Gärten. Schellewerche, öffentliche Arbeit strafweise verrichten. Schicht, Arbeitszeit der Schmelzer usw. am Hochofen. Sch. Series, Ordo, Partitio. Schiehuet, Strohhut. Von Schiene, oder Schein. Schliefe, schlüpfen. Das veraltete Stammwort zu diesem und zu schleifen, schleppen usw. Schmäle, verb., Vorwürfe machen. Das Demin. von schmähen und verwandt mit schmollen. Schmecke, beides: schmecken und riechen. Daher ahnen, merken. Schmehle, subst., Grashalm. Schmuris, eine Mehlspeise mit Eiern. Schnatte, Wunde. Von schneiden. Schnaue, im Unwillen sprechen. Aschnaue, hart anreden. Das Stammwort zu dem Intens. schnauzen, und zu schnauben, und ohne Zweifel auch zu dem noch nicht heimgewiesenen hochd. schnöde. Sch. Schnöwen, Aufschnauen, a Schnau pro Schnauze. Schnöre, Rüssel. Schoch, Schocheli, Ausdruck des Gefühls der Kälte beim Schauern. Sch. Schoch interjectio ex frigore. Schöchli, kleine Heuhaufen auf den Wiesen. Dem. von Schoch, Haufe. Daher Schöchle, verb., das Heu in solche zusammenbringen. Schrunde, aufgesprungene und aufgeritzte Haut. Semper, der nicht alle Speisen mag. Setzer, der auf dem Hochofen das Erz usw. einsetzt. Sieder, praep., seit; adv., unterdessen. Siederie, seither. Simse, Vorschuß unter den Fenstern. Davon Gesimse. Sinne, verb., Weinfässer ausmessen und bezeichnen. Scherzweise von Menschen. Signare Sch. Sinnen, signare in doliis quan-titatem mensurae. Hinc Sinner, Homo qui id facit. Sölli, sehr. Spöchte, spähen. Das Intensivum zu diesem. Spectare. Spötlig, Spätling, Spätjahr. Das Gegenwort zu Frühling. Stabhalter, der zweite Vorgesetzte in Landgemeinden. Verschieden von Statthalter. Stapfle, Stufe. Stäpfeli, deminut. Stotze, starke Beine und Schenkel. Seh. Stützen, refercire. Strehle, kämmen. Von Strehl, Kamm, verwandt mit Striegel, strigilis. Jd. von Strahl. Strolch, Vagabund. Strübli, gewundenes Backwerk. Von Strttbe, Struve, Schraube. Stud, Pfosten. Verwandt mit Stütze, Stotze. Statua. Sunneblueme, Chrysanthemum Leucanth. Lin. Stubete, Z'stubete, auf Besuch. T Tafere, Wirtshausschild. Taberna Seh. Tafern. Tage, verb., Tag werden. Sch. Taue, Feldmaß bei Wiesen. Ein Morgen. Tensch, Schleuse bei der Wasserleitung. Sch. Tensch, Landveste a Latino Tenere. Togge, Strohfackel. Tole, vertragen, dulden. Das Stammwort zu diesem. Mer tolten is, wir duldeten uns. Got. Thulan, Ang. Tholian, Dän. Taale, Isl. Dol, Schw. Tola, Lat. tolero-tuli. Toll, 1) überhaupt schön; 2) insbesondere was mit großem Aufwand verschönert ist. Könnte wohl das Wort von dieser Urbedeutung zur Bezeichnung des törichten Aufwandes, und zuletzt des Törichten, Übertriebenen überhaupt übergegangen sein? Vgl. Ad. unter diesem Art. Jd. Toll, Groß, Hübsch. Engl. tall. Totebaum, Sarg. Tragete, Last, so viel man auf einmal tragen kann. Treber, Trestern. Tremel, Balke. Von Tram. Sch. Trinke, Tubak trinke, Tabak rauchen. Noch aus einer alten Bedeutung des Wortes Trinken, Ziehen, Trahere Par. «Die den freien und reichlichen Geist (der Lehre) in sich getrunken haben.» Trog, hölzerne Kiste. Sch. Truhe, receptaculum clausum, Trog. Trostle, Drossel. Trüeihe (Trühen). Ursprünglich: sammeln, zulegen. Von Truhe. Daher: fett, stark werden. Sch. Truhen, in arcu-lam coniicere. «Unrecht Gut truhet nicht.» Trümmle, 1) sich auf einem Punkt herum bewegen; 2) unstät gehen. Tremulare. Davon: Trümmüg, schwindlicht. Tschäubli, Tschäubbeli, kleiner Strohbüschel, Warnungszeichen an verbotenen Wegen. Demin. von Schaub, Strohbund. Tschope, Kamisol mit Ärmeln. Tschöpli, Deminut. Aus dem Italienischen: giubba. Tunke, tauchen. Tingere. U Uding, Unding, adv., sehr, über das Gewöhnliche. Umme, hin, herum. Verschieden von umme, ummen, um ihn, den, einen. Ung'heit, unangefochten, von Geheien. Unrueih, Perpendikel an der Uhr. Unruhe. Ürte, 1) Wirtsrechnung; 2) Abrechnung überhaupt. Sch. Urt, Uirthe, Symbola, collecta etc. Urig, 1) lauter Dinge einer Art beisammen; 2) so viel Dinge einer Art, daß man die andern nicht bemerkt. Wahrscheinlich von der noch in Zusammensetzungen übrigen Stammsilbe Ur. V Ver-, in der Zusammensetzung mit dem Verbum, oft statt er-, — Vert-, statt ent-. Vergelstere, erschrecken. Sch. Galstern, fascinare. Vergallen, facere ut sonet. Verglichlige, adv., vergleichungsweise. Verstunne, irre werden. Visperle, v. act., kleines Geräusch machen; neutr., mit solchem sich fortbewegen. Vogt, Schulze. Volchspiel, Menge Volks in Bewegung. W Wägese, Pflugschar. Altd. Wagisen, Wägenese, Wagis, von wägen, aufwinden, in die Höhe heben, und Eisen. Sch. Wagle, Wiege. Wähle, verb., wogen. Verwandt mit wallen, sieden, und Welle. Warbe, das gemähte Gras zum Trocknen auseinanderschütteln. Eigentlich umwenden, verarbeiten. Verwandt mit werben, erwerben, Gewerbe, Wirbel usw. Wasserstelzli, Bachstelze. Weger, wegerll, wahrlich. Eigentlich Komparativ von wahe, schön, gut. Par. «Hätten sie gesprochen, es wäre wäger, man ließe einen Menschen Schaden leiden mit Haltung des Sabbathstages.» Sch. Jd. Wäger, wahrlich, besser. Weidli, hurtig. Sch. Jd. Weihe, Speckkuchen. Welle, subst., Bündel von Reis, Stroh usw. Sch. Werchtig, Werktag. Weserei, 1) Verrechnungsstelle bei den Eisenhütten; 2) dabei errichtete Weinschenke. Wette, verb., binden, zusammenfügen. Daher: an das Joch spannen. Wetterleich, Wetterleuchten. Im Wetterleich, blitzschnell. Wibe, verb., ein Weib nehmen. Wied, gedrehte Weide zum Binden. Altd.: Bei der Wide, beim Strang. Windeweh, Wind und Weh, Ausdruck für das Gefühl der Unruhe bei langem Warten. Wunden weh? Wunder weh? Sch. «Wer kann allwegen geduldig seyn, wann eim so wunn und wee ist.» Wintergfrist, Gfristig, Frostbeulen. Wolfel, wohlfeil. Wuhr, Damm durch einen Fluß zur Ableitung des Wassers. Wuli, Namen der Gänse beim Locken und in der Kindersprache. Wunderfitz, 1) Neugierde; 2) ein Mensch, der alles zu wissen verlangt. Wütsche, sich schnell bewegen. Intensivum von wischen in entwischen usw. Z Zeiche, Alle Zeichen fluchen, alle Verwünschungsformeln aussprechen. Zeine, Rundkorb. Von Zein. Sch. Zein, virga, et Zain. Zeiner, Schmid, der das Stabeisen in Stangen streckt. Zibbärtli, (getrocknete) weiße Pflaumen. Jd. Zibarten, Prunellen. Zimpfer, jungfräulich, fein im Betragen, auch affektiert. Sch. Zinkli, Hyazinthen. Zistig, Dienstag. Sch. Zit, 1) fem., Zeit; 2) neutr., Uhr. Daher Zitli, deminut., die Taschenuhr. Altd.: Zit, Stunde. Z'send ane, überall, zur Hand hin. Zuber, hölzernes Wassergefäß. |
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