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Die Briefe an Sophie
Haufe (1786 - 1864) zählen gleich denen an
Gustave Fecht zum Köstlichsten, was der Briefschreiber Hebel zu spenden
hat.
Beide Frauen sind einzig, unvergleichbar in ihrer Art. Mit Recht sagt
Altwegg: „Wie anders sind die Briefe an Sophie Haufe! Hier waltet
stärker die sinnliche Freude des reifen Mannes am jugendlichen
Frauenwesen und die Künstlerlust
und der Künstlerübermut des nun mit bewußter Hand formenden Meisters."
Sophie Haufe geb. Bögner, (1786-1864). Alabasterrelief von
Landolin Ohmacht (um 1808).
Städtische Sammlungen Karlsruhe.
Sophie Bögner, am 1. September 1786 in Müllheim geboren, war die Tochter
des Pfarrers von Hertingen bei Bellingen, die nach dem frühen Tod ihres
Vaters mit Mutter und Schwester 1789 nach Durlach gezogen ist. Als
Freund und "Oberländer" pflegte er regen Kontakt mit Bögners. Hebel hat
wohl zusammen mit der Pfarrerswitwe schon früh den Plan gefasst, Sophie,
die damals noch nicht einmal konfirmiert war, mit seinem ehemaligen
Lörracher Schüler Christof Gottfried Haufe zu verbinden. Er schickte
Haufe, der ihn in Karlsruhe besuchte, kurzerhand zur Familie Bögner. Der
junge Mann, elf Jahre älter als Sophie, wurde bei den Bögners gut
aufgenommen und Hebels Kalkül ging auf. 1804 heirateten Haufe und die
kaum 18-jährige Sophie. Beide ließen sich in Straßburg nieder, wo der
gelernte Goldschmied ein Schmuckwarengeschäft betrieb.
Um neben dem Gatten sich an die anmutige Frau wenden zu können, ernennt
er ihn zu seinem „Thurn", das heißt Postmeister, und sie zu seinem
„lieben geheimen Staatsminister und Intendanten der Künste und
Wissenschaften" — während er als „Peter L. Graf" unterzeichnet, nach
Annahme des Königstitels durch den württembergischen Souverän gar als
„von Gottes Gnaden Wild- und Rheinkönig zu Assmannshausen und Caub".
(Bei der Wahl der letztgenannten Orte spielen Erinnerungen an Hebels
Rheinreise vom Herbst 1794 mit.) Das so gern gepflegte „Jeanpaulisieren",
Zeugnis der Sympathie und des Gefühls innerer Artverwandtschaft, die
Hebel für den Bayreuther Meister hegte, treibt in den Briefen an die
Straßburger Freunde, an sein „Kleinstraßburg", ihre üppigsten,
sinnigsten Blüten. Zeitweise trug man sich in diesem Kreise sogar mit
dem Gedanken, gemeinsam einen Roman in Jean Paul'-scher Manier zu
verfassen.
1826 zog die Familie nach Seelbach im Schuttertal, wo Haufe eine
Papierfabrik aufbaute, die er bis zu seinem Tod 1840 betrieb. Sophie
Haufe, Mutter von vier Töchtern und einem Sohn, lebte danach in der
Familie ihrer zweitältesten Tochter Adelheid. Diese war mit Wilhelm
Engler verheiratet, Pfarrer in Keppenbach und Weisweil sowie 1853 bis
1878 in Teningen. Im Teninger Pfarrhaus, wo sie ihre Erinnerungen
niederschrieb, verbrachte Sophie Haufe ihre letzten Lebenstage,
auf dem Teninger Friedhof ist sie beerdigt. |
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PS: Hebel war Pate zweier Kinder von Sophie
Haufe und diese durften bei ihm in Karlsruhe Ferien machen. 1826 nahm der
hochbetagte Johann Peter Hebel den neunjährigen Oswald Haufe in seinen
Karlsruher Haushalt auf. Wie Sophie Haufe berichtet, bemühte sich Hebel
rührend um seinen Schützling, etwa indem er mit dem Kleinen bastelte: "Wir
schneiden dermalen den ganzen Tag papierne Monturen zu, und nähen sie
alsdann mit Kleister" schreibt Hebel nach Straßburg. Der kleine Oswald
blieb bis zu Hebels Tod im September 1826 in dessen Obhut.
Oswald Haufe hat später Architektur studiert, kam als Baupraktikant nach
Lörrach und wurde 1859 Großherzoglicher Bezirksbaumeister in Wertheim, wo
er lange Jahre amtierte. Zuletzt war er Bezirksbauinspektor in Offenburg:
1884 trat er in den Ruhestand und starb 1903 in Freiburg.
PPS: Sophie Haufes Enkel Carl Engler, im
Pfarrhaus Weisweil geboren, war Professor für Chemie in Karlsruhe und
zeitweise Rektor der damaligen Technischen Hochschule sowie
Reichstagsabgeordneter. Carl Engler ist einer der Entdecker der
Indigo-Synthese und gilt als Begründer der deutschen Erdöl-Chemie.
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