Der Briefschreiber Hebel
 

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*Johann Peter Hebel, der Schöpfer der Alemannischen Gedichte, in denen er die Mundart seiner Heimat in den Adelsstand großer Dichtung erhoben hat, und der Erzähler des Rheinländischen Hausfreundes mit seinen Kernstücken deutscher Prosa: ein lebendiger Klassiker.

Anders verhält es sich mit dem Briefschreiber Hebel.

 
Daß die Briefe dieses Mannes ein gleich bedeutendes Vermächtnis sind, das ist zunächst nur wenigen, die tiefer schürften, und auch ihnen erst allmählich bewußt geworden. Deutlich ausgesprochen hat es der Basler Hebelforscher Wilhelm Altwegg: „Wie Alemannische Gedichte und Hausfreundgeschichten zum Krongut deutscher Dichtung und Erzählungskunst gehören, so steht mit seinen Briefen Hebel (...) als ein Ebenbürtiger in der stolzen Reihe der großen und echten Brief-Schreiber." Altwegg nennt Lessing, Goethe, Mörike, Keller, Burckhardt, Rilke - man möchte hinzufügen: Liselotte von der Pfalz, Schiller, Jean Paul, Bettina von Arnim, die Droste, Hofmannsthal, Karl Kraus...*

*Lange vor den Alemannischen Gedichten und den Kalendererzählungen tut sich Hebels Genie der Sprache und des Mitteilens in seinen Briefen kund. Schon früh entdecken wir Passagen von wahrhaft poetischem Schmelz und herzgewinnendem Humor, auch kleine Meisterschöpfungen der Erzählkunst. Dabei fehlt jede literarische Absichtlichkeit: Hebel, der nur an sich und den Empfänger dachte, hat geschrieben, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Stets ist der Gedanke so ausgesprochen, wie er im Gehirn entstanden, immer ist einer Empfindung der Laut gegeben, den die Wallung des Herzens verlangt. Ein offenbarer Reiz ist Hebels Fähigkeit, sich beim Schreiben die Person des Adressaten geradezu körperlich, auf Hör- und Sehweite nahe zu denken. Eine lebhafte, wenn auch in gedämpften Ton geführte Zwiesprache hebt an, der Geist des Gesprächs wird zum Lebensatem des Briefes. Nur zu den Briefen, denen er eine gewisse offizielle Bedeutung beimaß, hat Hebel ein Konzept gefertigt. Für die eigentlichen Freundesbriefe war dies nicht der Fall.*

*Die Briefe erscheinen in der ursprünglichen Textgestalt. Damit ist Hebels eigenwillige, nicht durchweg folgerichtige Rechtschreibung erhalten geblieben. Besonders unbekümmert verfährt der Schreiber, hierin einer Gewohnheit seiner Zeit folgend, mit Personen- und Ortsnamen. So kann man innerhalb eines Briefes zwei, zuweilen drei verschiedene Schreibungen des gleichen Namens antreffen. Ähnliche Widersprüche und Inkonsequenzen gibt es auch sonst. Bei einem Schulmann wie Hebel mag das zunächst befremden. Gerade durch diese Freiheit jedoch erhält Hebels Briefwerk seine erquickend unpedantische, von Lebensnähe, durchfrischte Eigenart. Auch in der Rechtschreibung scheint Hebel, vorab in jüngeren Jahren, vom spontanen Einfall geleitet. Gleich dem Gedanken und der Empfindung mag auch die Schreibung eines Wortes nicht selten aus der schöpferischen Stimmung des Augenblicks geboren sein. Aber oft läßt ein bewußtes Hinlauschen auf Wortmelodie und Wortseele, vielleicht auch nur auf den mundartlich phonetischen Sachverhalt erkennen, daß der Dichter vom gesprochenen Worte ausgeht.*

 

     
   
Konzeptionelles:

Nach den Alemannischen Gedichten, den Kalendergeschichten und den Rätseln & Scharaden wurden
auch die Briefe Hebels peu a peu auf unserer Homepage zugänglich gemacht.

Aufgrund der Vielzahl geschah dies in mehreren Abschnitten: zunächst eine Auswahl, die sich an derjenigen von Zentners einbändigem Werk (s. u.) orientierte und sich auf die "HauptadressatInnen" konzentrierte, anschließend eben diese mit den Briefen nach der 2-bändigen Gesamtausgabe Zentners komplettiert -  bis
zum 250. Geburtstag Hebels am 10. Mai 2010 waren 460 Briefe veröffentlicht.

Seit Dezember 2010 sind auch die restlichen 123 Briefe der Sammlung Zentners eingestellt - somit war es die erste vollständige Sammlung des Internets.

Im Laufe der Jahre zeigte sich nun, dass Zentners Sammlung nicht ganz vollständig war, vergessene oder nicht bekannte Briefe wurden ergänzt und es tauchten in diversen Archiven weitere Briefe, i. d. R. als Autographen auf. Diese wurden transkribiert und in Paralleldarstellung eingefügt.

Die Schreibung der Autographen wurde dabei, soweit möglich und Webseitenkonform, im Original beibehalten, wodurch sich die Schreibung etwas von den Briefen unterscheidet, die sich an Zentners Schreibung orientieren.
Wie bei anderen Texten Hebels auch, haben die früheren Autoren die Schreibung mehr oder weniger an den jeweiligen Zeitgeist angepasst, und da deren Autographen nicht zugänglich sind, kann die Original-Schreibung Hebels auch nicht ohne allzu viel Spekulation rekonstruiert werden.


Die Veröffentlichung im Internet erlaubte erstmals die Möglichkeit, die Briefe gesammelt nach den jeweiligen Adressaten zu ordnen und so werden - ohne großen Aufwand beim Nachschlagen -
alle Briefe an eine Adressantin / einen Adressaten schnell und übersichtlich erreichbar.

Gleichwohl bot sich auch hier die Gelegenheit, weitere  Inhaltsverzeichnisse zu generieren:
- eine chronologische Übersicht der Briefe mit ihren Ursprungsdaten
(mit der adaptierten Originaldatierung Hebels)

- eine alphabetische Übersicht der bekannten Briefempfänger
mit den entsprechenden Briefen

(nach der Nummerierung W. Zentners)



Eine editorische Anmerkung:
Leider funktionieren die Rücklinks der Briefe im Chrome-Browser nicht immer korrekt, da er die gesetzten Textmarken (aus welchem Grund auch immer) z. T. fehlerhaft interpretiert - offensichtlich entspricht die Programmierung nicht den Standards der Firefox- und MS-Browser.
 
 
     
 

 


Die Auswahl der o. a. Zitate (*...*) orientiert sich an:

Johann Peter Hebel: Briefe; ausgewählt und eingeleitet von Wilhelm Zentner;
C. F. Müller, Karlsruhe & Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München, 1976


Als Referenz für die Schreibung der Briefe 
dient das folgende Werk:

 
Johann Peter Hebel, Briefe; Gesamtausgabe
von Wilhelm Zentner; Verlag C. F. Müller, Karlsruhe  

 
 
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