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AN CHRISTIAN THEODOR WOLF

     

[Anfang — 24. Juli 1800]         

Ich sende Ihnen mein Bester, hier die Predigten zurück, die Ihre Freundschaft mir mitgetheilt hat. Empfangen Sie dafür meinen Dank in der Versicherung, daß ich iede derselben, auf eine angenehme Weise unterhalten, sehr oft in meinen Vorstellungen von der Geschichte, durch Ihre Uebereinstimmung und Entwicklungen befestiget, an manchen Orten durch Winke belehrt und zum weitern Nachdenken über das und ienes veranlaßt, aus der Hand gelegt habe. Einzelne Bemerkungen über Dinge, wo ich verschiedener Meinung geblieben bin, habe ich unter dem Lesen auf besondere Blätter geschrieben, und lege Ihnen dieselben bey, mit der Bitte sie freundschaftl. aufzunehmen. Wohl fand ich mehrere derselben bei weitrem Lesen selbst als die Ihrigen wieder, und überzeugte mich daraus, daß wir auch hierin nicht so weit auseinander seyen, als es mir anfänglich geschienen hatte. Hätte ich, als ich Ihnen das lezte mal schrieb, geglaubt, daß Sie in Ihrem Cursus noch so weit vorwärts seyen, so hätte ich Sie, auf den Fall, daß Sie dieses Buch noch nicht gelesen hätten, auf: Bergers praktische Einleitung ins A. Test. Erster Theil: Die fünf Bücher Mosis 1799 aufmerksam gemacht. Auch, noch post festum würde Ihnen diese Lektüre nicht unangenehm seyn, auch schon aus dem Grunde, sehr viele Ihrer Ansichten darinn wieder zu finden. Mögen Sie dieses in vieler Hinsicht interessante Buch über Gegenstände, mit denen Sie sich so lange beschäftigt, lesen, und sollten Sie es nicht in der Nähe bequemer haben, so will ichs Ihnen gerne komuniciren, wie wohl ich zum Voraus gestehen muß, daß Sie in den Punkten, worüber wir nicht ganz einig scheinen, den Verf.[asser] auf Ihrer Seite haben.

Daß ich die praktische Anwendung der Geschichte im letzten Theil, worauf ich mich imer am meisten freute, oft nur in einzelnen Grundstrichen angedeutet fand, darüber kann ich nicht klagen, so sehr ich dabey entbehrte; Sie haben ia nicht für mich concipirt. Aber auch aus diesen Grundstrichen leuchtet mir ein reiner moralischer Sinn, und Ihr edler Eifer ihn zu verbreiten und herrschend zu machen, und Ihr aufgeklärtes Einverständniß mit Paulus: Was zu vor geschrieben ist, ist uns zur Lehre geschrieben entgegen.

Nicht um Ihnen den Dank für Ihre freundschaftl. Mittheilung in natura zu entrichten, sondern um meinem Versprechen und Ihrem Begehren genüge zu thun, sende ich Ihnen nun auch meine Pr.[edigt] vom 2 ten Christtag und gebe ihr eine nahe Anverwandte zur Begleitung. Die lezte mag Ihnen zum Beleg für ein ehmaliges Geständnis dienen, daß ich oft ohne Disposition des Ganzen einzelne Blüthen des Textes (beyde waren vorgeschrieben) wie eine Biene ansauge. Ich bekenne ihre homiletische Fehlerhaftigkeit. Vielleicht bemerken Sie mirs billigend in beiden, daß ich weit stärker auf eigentliche und zwar biblische Religiosität, weil wir keine andere haben, als auf reine Moralität hinarbeite. Es mag seyn, daß individuelles Gefühl dabey einfließt, was auf der Kanzel, laut werden zu lassen, vielleicht Tadel mit Grund findet. Doch habe ich noch einen Grund dafür, dessen ich mir klar bewußt bin. Moralische Predigten, besonders die welche sich ausschließlich mit einzelnen Pflichten und ihren Zweigen beschäftigen, scheinen mir wenig Wirkung weder im Augenblick noch in der Folge zu thun. - Das einzige Mittel ihnen Kraft und Leben zu geben, dessen Sie sich so glücklich bemächtigt haben, und das ich auch bis weilen benutze, ist diß, die moralischen Reflexionen in historischen Texten aus bekannten Faktis abzunehmen, und immer wieder auf die Geschichte zu rekurriren und so dem trockenen todten Moralvortrag Anmuth und Leben zu verschaffen. Diesen Fall ausgenommen halte ich die moralischen Predigten, seyen sie in didaktischer Hinsicht so brav als sie wollen für langweilig und unfruchtbar. Es scheint mir nemlich unser Publikum wisse, einzelne Vorurtheile abgerechnet, im Ganzen gar wohl, was Recht und Gut und was Unrecht und Böse ist. „Denn es ist (wie Moses sagt) das Wort fast nahe bey Dir in deinem Herzen und — in Deinem Munde." Auch scheint es mir, das Volk so dumm es scheint, und so träge es ist, erkenne die Verpflichtungen und Beweggründe ganz wohl. Ohne hin haben alle Pflichten nur einen Grund, und die mancherley Modifikationen geben sich von selbst. Das alles ist allen von Kindesbeinen an so oft gesagt worden, und es fehlt wahrlich nicht am Wissen und Erkennen, sondern am lebendigen Impuls des Wollens. Die Sinnlichkeit — sie will nicht besiegt, sondern gewonen seyn, nicht als Sklavin der Vernunft, einem ihr fremden, sondern als befreundete Bundesgenossin einem gemeinschaftlichen Zwecke dienen, woran sie meines Bedünkens recht hat, und es gelingt nichts Mühsames und Schweres so oft es auch beschlossen und versucht wird, freiwillig ohne einen gewissen siegenden Enthusiasmus, der mir ohne Verein und harmonisches Zusammenwirken der Vernunft und Sinnlichkeit nicht gedenkbar ist. Diese Absicht zu erreichen scheint mir Religiosität das einzige wirksame und würdige Mittel zu seyn, und lebendig, kräftig, anhaltend das Gefühl im Menschen durch Religiosität, die der Sinnlichkeit anspricht, zu heiligen halte ich für die eigentliche Aufgabe und den lezten Zweck nicht des Catecheten aber des Predigers. O Freund, daß mir noch zwey Wünsche gelängen! Der eine wird mir, so Gott will, gelingen, noch Pfarrer bey einer Landgemeinde zu werden, und der andere — wenn es mir dann gelänge irgend einen Theil des praktisch religiösen Glaubens z. Beysp. von der Allgegenwart Gottes, oder ein religiöses Gefühl z.B. dankbare Liebe lebendig und dauernd in ihren Seelen anzufachen, — lächeln Sie freundlich zu meinem Traum! — ich wollte es dann ruhig iedem fast allein überlassen, wie er vor Gott wandeln und seine dankbare Liebe in guten Gesinnungen und Thaten wollte wirksam werden lassen. — Aber ich mache Ihnen Langeweile mit sehr gemeinen Dingen.

Sie legen mirs für keine Schwachheit aus, oder halten mirs falls es eine wäre zu gut, wenn ich Ihnen gerne gestehe, daß der Beifall den Sie meinen Gebeten gaben, die Freude, welche mir mit iedem Ihrer Briefe entgegen kommt, sehr erhöhet und mir einen ungewöhnlich heitern und frohen Tag verursacht hat. Freundlicher Dank sey Ihnen für Ihre Mühe und für die Belehrung Ihres Tadels. Wohl weiß ich, daß die Rostflecken der alten Gebete nicht rein genug abgescheuert sind. Von Kindesbeinen an an diese Gebete gewöhnt, entwischte manches, was ich selber nicht so gesagt hätte, meiner Aufmerksamkeit, und durch diese lange Angewöhnung haben die Formulare einen so festen Numerus und fast Rythmus für mein Ohr, und ich glaubte auch — für andere vom gleichen Fall — daß mir zuweilen ein Wort mehr oder weniger oder anderst zwischen den beibehaltenen alten unerträglich schien, und mancher Gedanke oder Ausdruck, der einst auf mein kindliches Gefühl wirkte und es nährte oder belebte, war mir in seiner antiken Form so werth, daß ich sie für besser wenigstens hielt, als die neue die ich dafür einzutauschen wußte.

Den Ausdruck: verwilligen, von Gott zu gebrauchen finde ich in der populären Sprache doch nicht anstößig. — Nimmer, habe ich nie für unedel gehalten, aber Sie können doch recht haben. — Gegen Müßigang als ein Sontagslaster zu beten, schien mir nicht rathsam. — Die Frühbetstunden werden allerdings nur im Frühling und Somer gehalten, ehe der Landman aufs Feld geht. — Sie sind sehr schonend, daß Sie nur das sehr lange Bußtagsgebet zu lang nennen, ich besorge, sie seyens fast alle. Freylich war des Stoffs für einen Gottesdienst zu behandeln, zu viel. In allem übrigen, was ich hier übergehe, unterschreibe ich Ihr richtiges Unheil. Aber leider wir dreschen leeres Stroh. Den die Formulare sind schon dem Oberhofprediger Dk. Walz übergeben, von dem sie an die Specialate aller Diözesen zur Durchsicht und Bemerkungen versendet, und dann mit diesen an eine Consistorial Deputation, zur lezten Ueberarbeitung gehn. Viel Köpfe, viel Sinnen, und der Oberhofprediger, der bey dem ganzen Geschäft, die Meistershand führt, ein Kopf reich an Blumen zum Verzieren. Werde ich dann meine Wiedergebohrenen noch kennen? Leid wäre mirs wenn viel daran geändert würde, besonders an den eigenen Bettstundformularen, wo ich fast iedes Wort für den Plan des Gebets gewählt und geprüft habe, und immer meine heimische Dorfgemeinde als ein Muster für die Bedürfnisse, Fassungskraft, Gefühls- und Vorstellungsweise aller übrigen vor den Augen hatte, und ich glaube daher sie seyen so wie sie sind, dem Volksgeist so angemessen, daß wenigstens Stadtprediger von Candidatenbeinen an, mir keine willkommenen Verbesserer seyn können.

Sie erlaubten mir, noch mehrere Ihnen zu schicken, da ich keine mehr habe, so bin ich so frey, statt deren einige Blätter mit Reflexionen über Kirchengebette, die ich während iener Arbeit auflaßte und niderschrieb, anzulegen. Sie sind wie alles Zufällige, unvollständig und ohne Ordnung, aber praktisch darf ich glauben, denn ich habe sie an eigenen Erfahrungen und meist an eigenen Fehlern abstrahirt. — Soll ichs fortsezen, ausarbeiten und ordnen?

Ich bitte für das Mißverständnis, in Zurücksendung eines von Ihnen und H. Köster mir zugedachten erfreulichen Geschenkes, recht sehr um Vergebung. Aber wirklich hat mich Ihr Brief darüber in Unwissenheit gelassen. Ich werde die Bücher um Sie nicht noch einmal zu bemühen mit Ihrer Erlaubnis, wenn sich eine Gelegenheit von hier aus findet, bey Ihnen abholen lassen und erstatte Ihnen und Herrn Pfarrer Köster für dieses werthe Denkzeichen der Freundschaft und Aufmerksamkeit meinen verbindlichsten Dank. Doch der leztere wird es nicht befremdend aufnehmen, wenn ichs ihm selber schreibe — Ihr Urtheil über rythmische Formulare ist sehr richtig, entwickelt mir ein Gefühl, das ich dagegen hatte, und bestätigt mich in meinen Bedenklichkeiten dagegen. Was mich, wenn ich mir genug Feinheit des Ohrs und Gewandtheit des Ausdrucks für diese Form [erworben hätte], in unüberwindliche Versuchung sie zu gebrauchen geführt hätte, ist einmal: das Privilegium das sie gibt, eine lebendigere und kühnere Sprache der Empfindung zu gebrauchen, und dann auch wider gemeinere Empfindungen, Anliegen und Reflexionen aus Erfahrungen des Lebens, welche die ernste Prosa verbietet, in das Gebet zu verflechten, und fürs zweyte: die Erfahrung daß der nemliche Gedanke in gebundener Diktion so viel rührender und stärker auf die Gemüther wirkt als in Prosa. Warum erbaut sich der gemeine Christ lieber an Gesängen als an Gebeten, warum thut ein Lieder Vers in einer Predigt so wohl, warum stärkt den Betrübten und Kranken ein solcher oft mehr als selbst ein Spruch aus der Bibel? Warum ist fast in allen Religionen die Sprache des. Gottesdienstes Gesang und Poesie? Aber ich ertappe mich hier auf einem Widerspruch mit einer eigenen Maxime, auf den ich Sie nicht selber aufmerksam machen will. Lieber will ich Ihre und — meine bisherige Bedenklichkeiten noch mit einer vermehren, die mir eben einfällt, und nicht unwichtig scheint. So mancher Geistliche, der leider selbst die Prosa, statt würdig vorzusprechen, unerträglich absingt, würde nicht mehr anzuhören seyn, wenn man ihm noch vollends Jamben und Trochäen abzuleiern gäbe.

Weniger übereinstimmend mit Ihnen bin ich noch über den Antropomorphismus der Gottheit. Aber irre machen Sie mich an meiner Meinung durch das Praeiudicium auctoritatis. Oft wenn ich mit andern über diesen und andere ähnliche Gegenstände im Kampfe lige, und ihnen gegen ihre Thesis a priori über die Perfektibilität der nidern Volksklassen, a priori nichts mehr zu sagen weiß, so halte ich mich in der Stille mit dem Gedanken schadlos: Das versteht ihr nicht! Aber was soll ich Ihnen sagen lieber Freund, die Sies verstehen, so gut und besser als ich, der Sie den gemeinen Mann, seine Fähigkeiten, Lage und Bedürfnisse kennen, nicht von der Studirstube aus, sondern aus dem Leben, aus Umgang und Erfahrung? Ich weiß Ihnen nichts zu sagen — und höre doch nicht auf mit Mnioch zu beten:

— „Du lieber Gott erhalte
„Uns eine dichterische Religion."

Sie haben seine sämtl. auserlesene Schriften 3 Thle, gelesen, oder thun Sie's doch ia!

Es scheint das Gute, was Sie für die luthr. Kirche in der Pfalz von den aufgeklärten und edlen Gesinnungen des vortreflichen Churfürsten erwarten, reife doch, wie alles Gute etwas langsam. Aber lieber Gott! es ist auch ein alter böser Schaden der zu heilen ist, und leider scheint die politische Witterung nicht sehr günstig dazu zu seyn. Indessen thuts wohl, den Anfang gemacht zu sehen und in bessere Aussichten hinaus schauen zu können und ich bin mit Ihnen — frölich in Hofnung. Ich stehe mit Schmidt in keiner unmittelbaren Correspondenz. Die Stelle Ihres Briefes: „Muntern Sie immerhin Ihren Freund zur ferneren Mitwirkung auf" schien mir dieses vorauszusetzen. Vielleicht habe ich Sie, als Sie eine äußere Gelegenheit mit ihm in Correspondenz zu tretten wünschten, durch die Einladung mir einen Brief zum Einschluß zu schicken, zu dieser Vermuthung veranlaßt. Wir standen miteinander gerade auf dem Punkt der freundschaftlichen und vertrauten Geselligkeit, daß ich ihm so ungenirt schreiben, als er mir unbefremdend — nicht schreiben konnte. Er thats nicht, und seine Vertrautesten und Angehörigen machen Ihre Erfahrung, daß er die Ermahnung des Paulus, Seid schnell zum Hören und langsam zu reden, aufs Schreiben anwende, und so hab ich ihm denn, da ich bisher keine Veranlassung hatte, natürlich auch nie geschrieben. Uebrigens läge es ganz außer seiner Weise und seinem Charakter, wenn Ihre Freimüthigkeit gegen ihn auf irgend eine Art Ihnen durch seine Schuld verdrießlich werden könnte, und ich glaube Sie ganz vollkommen darüber beruhigen zu dürfen.

Die Fortsetzung meines Briefs, der unter meinen Händen alt zu werden beginnt, wurde durch ein par geschäftige Wochen unterbrochen. Einer meiner Mitarbeiter am Gymn. und ein Prediger sind in Bad[en], und einer trinkt hier eine Cur, und ich trette in die Austheilung ihrer Geschäfte ein. Gestern (d. 6 ten n. Tr.) predigte ich über die Pericope Lucä 5, 27 — Ende. Da Ihre Freundschaft so geduldig ist, mich anzuhören, so darf ich Sie schon noch ein wenig am Rockzipfel festhalten. Die Seele meiner Abhandlung war folgende Idee:

„An der Zollstädte, die kein Pharisäer betrat, und sogar am Mal der Zöllner und Sünder, wo der Pharis. keinen Heiligen suchte, weilt der Heiligste, und thut dort, was keinem Pharisäer weder wenn er an den Ecken der Gassen betete, noch wenn er unter Posaunenschall Allmosen vertheilte, noch wenn er der Profeten Gräber schmükte, ie in den Sinn kam. Im Tempel und auf dem Berge betete er zu Gott um Gelegenheit zu Guten Thaten, und an der Zollstädte fand und benutzte er sie, dort um Kraft zu guten Thaten, und hier fühlte und übte er sie, dort gelobte er dem Vater, der ihn gesendet hatte, und dem eigenen Herzen, mit welchem ihn der V[ater] gesendet hatte: Ich will suchen und selig machen, was verlohren ist, und an der Zollstädte erfüllte er etwas daran. Dort flehte er um Segen zu seinem Gelübde, und hier erfuhr er ihn, und seine Speise war auch am Mal der Zöllner und der Sünder die, zu thun den Willen seines Vaters, und zu vollenden sein Werk." Die Benutzung die ich davon machte, war die: „Die wahre Religion geht aus der Kirche ins Leben über — sie begleitet den Menschen zum Rechtthun bis in die gemeinsten Verhältnisse des Lebens hinab — sie legt oft in seine unscheinbarsten Handlungen großen Segen — und heiliget seine sinnlichen Freuden." Aber es ist mir leid geworden um den interessanten und reichhaltigen Stoff, denn ich hatte nicht Zeit, ihn viel besser, als roh und flüchtig gearbeitet auf die Kanzel zu bringen.

Ob wir uns diesen Sommer noch sehen werden mein Bester! Hätte mir der Himmel ein eigenes heimisches Wesen gegönnt, wie gerne möcht ich Sie bey Ihrem halben Versprechen und bey der Hand die Sie bieten, ergreifen und zu mir ziehen, da die eigenen und die übernommenen Geschäfte mir eine Entfernung von hier doch nicht gestatten, aber wie kann ichs Ihnen zu muthen, wenn nicht Ihr lieber freundlicher Willen Sie selber bringt. Hinter dem Ende der Cur- und Badperioden nähert sich schon wieder das Ende der halbiährigen Schulperiode, und ich bin alsdann fast allemal, und dismal schon zum Voraus wieder in dem ungeschickten Fall, mit Beendigung meiner Lektionscurse ins Gedränge zu kommen, und iede Stunde dazu benutzen zu müssen. Indessen weht der Wind schon über Stoppeln, und die Sonne fangt an sich wieder zu senken, und in den Herbstferien wenn Gott Gesundheit und Ruhe erhält, und ich komme nach Heidelberg — nicht wahr, Sie sind mir alsdann zu Hause? Nach Briefen die ich heute von Basel erhielt, sollen der Erzherzog Carl und Bonaparte zur Abschließung des Friedens in Augsburg zusammen komen. So früh laut diese Nachricht scheint, und so unwarscheinl. daß B[ona]p.[arte] dem Erzherzog gegen über selber kommen soll so wird ihr doch in B.[aden] so viel Glauben beygemessen, daß sie auf die Handlungs und Wechselgeschäfte merklichen Einfluß hat.

Ich wollte Sie noch fragen, was Sie mit Judas machen, — aber nicht wahr, Sie wünschten lieber einmal von mir absolvirt zu seyn? Seyen Sies mit den besten Wünschen für Ihr dauerhaftes Wohlseyn, und mit der Versicherung meiner aufrichtigsten Freundschaft.

 J. P. Hebel              

C. R. d. 24. Jul. [1800].


Ein Unglück! Wenn ich eine Ungeschicklichkeit so nennen darf. Halten Sie mirs zu gut, und lassen Sies gerne und nachsichtig geschehen, daß ich Ihnen dieses Blatt schicke, wie es ist. Ich sollts freilich abschreiben.

 

 

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