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AN IGNAZ HEINRICH FREIHERR VON WESSENBERG |
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K[arls]ruhe d. 13 ten Juni 1821 Ich bin, Verehrtester Freund, unsicher wegen eines Wortes in dem Gedicht Am Grabe Virgils, und möchte mir gerne Ihre authentische Berichtigung ausbitten. „Still raucht das Meer." Ich weiß zwar mit dem unterstrichenen Wort einen Sinn zu verbinden, weiß aber nicht, ob Sie ihn an dieser Stelle ausdrücken wollten, und ob er allen verständlich seyn würde, die das Meer nie gesehen haben. Ich denke daher an die Möglichkeit eines übersehenen Schreibfehlers, „rauscht" kann es freilich nicht heißen sollen, aber vielleicht „ruht"? Braun, der sich dieser werthen Gaben innig freut, mit welchen Ihre Güte den Almanach noch aussteuern und beehren will, wünscht iedoch die Mscte in 8—10 Tagen zu haben, und ich erlaube mir — Ihr Wohlwollen, Ihre Nachsicht hält es mir zu gut, wenn ich diesen kleinen Aufhalt gebrauche — Ihnen noch einige Lesarten zu gefälliger Beurtheilung vorzulegen. Str. 3, Z. 4. Wo
mit Virgil die Muse sich verschwistert. In dem Gedichte Gott Str. 2, Z. 2. In dessen Hauch die Saat entsprießt Ich weiß zwar nicht, ob in dem Wort entlädt an das Gewitter oder an den Regen gedacht ist, das Wort mild deutet auf lezteres. Aber auf alle Fälle könnte die Form entlädt in andern Gegenden provinziell scheinen. Doch ich überlasse diese Beurtheilung ganz Ihrem reinen und richtigen Takt. Die Förderung des Mscts die Auferstehung habe ich bereits dringend empfolen. Es scheint noch in Cirkulation zu seyn, und ich warte ieden Augenblick darauf. Empfangen Sie gerne meinen lebhaftesten Dank für das schätzbare Geschenk „Johannes", mit dessen Zusendung mich Hr. KR Brunner überrascht hat, und für den Genuß, den es, obgleich erst seit einigen Stunden mein, mir schon gewährt hat. Wie vollendet und meisterhaft ist die Charakteristik des frommen, muthvollen Täufers. Noch höre ich nichts näheres über das Taubstummeninstitut. Aber ich zweifle nicht, daß die Regierung sich bald für diese gottgefällige Stiftung erklären werde. Wenigstens scheint sie dem Grundsatz zu folgen, dem I ten Landtag nichts bis zum 2 ten schuldig bleiben zu wollen. Das Ständehaus wird bis im August unter Dach kommen, und der Bau, wie wir hoffen, Beifall finden, wenn auch die Kosten ein wenig über das Gesagte hinaus gehen. Ich unterzeichne mich mit innigstem Gefühl Ihren aufrichtigsten Verehrer und Freund Hebel
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Für Brauns Almanach
„Rheinblüten" waren die |