zurück zur Briefübersicht

 

   

AN DANIEL WEILER

   

Ihre Entschuldigungen, lieber Jüngling, waren unnöthig; was ich Ihrem Oheim schrieb, war mehr Scherz als Ernst; doch ein wenig Ernst allerdings auch; denn Ihre Briefe und Nachrichten sind mir zu lieb, als daß ich sie gleichgültig entbehren könnte. Aber ich weiß solches Stillschweigen zu entschuldigen zumal einen fleißigen und viel beschäftigten Baccalaureus, und zweifle nie an Ihren erfreulichen Fortschritten, auf der schönen Bahn, die Sie angetreten haben, auch wenn Sie mir einmal lange nichts davon gesagt haben.

Gerne wäre ich in diesen Ferien zu Ihnen gekommen, aber was die Andern Ferien nennen, sind für mich im Frühiahr die besetztesten und überladensten Tage: Ich nenne die Prüfungen an der hießigen Schule, an der Durlacher, am Seminarium, die Staatsberichte darüber; die Reception von wenigstens 30 Ankömmlingen für verschiedene Classen, von denen ieder wieder besonders geprüft seyn muß. Auch muß in dieser Zeit, wo möglich, der Hausfreund auf das nächste Jahr gestellt werden. Ist's genug? ich kann noch mehr sagen.

Ich lege Ihnen eine Uebersicht unserer Geschäfte vom letzten halben Jahr bei. Sie interessiren sich ohne Zweifel noch für unsere Schule, an der Sie so brav waren, und finden auch wohl noch bekannte Namen darinn. Die Charaden nebst dem Register sind dermalen wieder auf einer Reise. Sie werden wohl auch einmal ausreiten, und nimmer heim kommen. Ich glaube wohl daß Sie manches nicht enträthseln können, weil es spezielle Beziehungen enthaltet. Aber wie, wenn Sie mir die unenträthselten Stücke bezeichneten? — Da ich besorge daß die Straßburger Studenten die allemanischen Gedichte unter den Subsellien bereits auswendig gelernt haben, so werde ich Ihnen nächstens das Schatzkästlein des rheinländischen Hausfreundes zuschicken. Ich mache mir ein Verdienst daraus. Grüßen Sie von mir Ihre gute Mutter. Eine Stelle am Schluß Ihres Briefes setzt mich in Besorgniß, daß sie meine Antwort auf den ihrigen nicht erhalten habe. Ich habe ihr darinn für die überschickte Gansleberpastet, und für ihr freundschaftliches Andenken bestens gedankt, was ich auch hier wiederhole, und auf alles übrige was sie mir schrieb gedankt. Lassen Sie mich's doch bald wissen, wenn Sie den Brief nicht sollten erhalten haben, ich schickte ihn etwas später ab, als den an Hrn. Schneegans. Auch in diesem Haus bitte ich meine herzlichen Grüße anzubringen, so wie in dem Haufischen.

Der Himmel verleihe Ihnen gute Gesundheit zu Ihren Studien und Geschäften. Herzlich

Ihr ergebenster     Hebel             

d. 16ten April [1811]

 

 

  zurück zur Briefübersicht


 

nach oben