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AN FRAU WEILER

   

d. 6. December [1806]         

Ich benutze mit Vergnügen eine Veranlassung, die mir Mad. Haufe gibt, an Sie theuerste Freundinn, zu schreiben, und vor allen Dingen Ihnen zu sagen, daß unser Daniel gesund, sehr fleißig und brav ist, und die Zufridenheit und den Beifall aller seiner Lehrer hat. Ich schicke Ihnen vielleicht bald einen iungen Geistlichen [von] Mahlberg zum Besuch, der bisher Daniels Tisch und Hausgenosse war, und Ihnen mehreres mündlich sagen kann.

Was die Mad. Haufe und mein geheimes Einverständniß mit ihr hinter ihrem Mann betrift, so bitte ich Sie, ihr folgendes zu sagen oder zu lesen zu geben, aber ia daß es der Mann nicht merkt.

Von Jean Paul ist in allen unseren Buchläden nichts zu haben. Auch wage ichs nicht die Flegeliahre von Frankfurt zu beschreiben, weil sie theurer sind, als die verwilligte Summe besagt. Sie kommen auf 10 fl. Manche Flegeliahre sind zwar schon theurer gewesen. Doch finde ich diese auch nicht wohlfeil. Wenn Sie iedoch — ich meine meinen braven Minister, in einen süßen Apfel beißen wollen, so hat es noch immer Zeit, wenn Sie mir nur mit nächster Post wieder Nachricht geben wollen. Denn ich kann Ihnen das Buch im Nothfalle aus einer hiesigen Lesebibliothek schicken, wo es noch ganz neu, und erst durch eine Hand gegangen ist.

Die unsichtbare Loge soll, wie ich iedoch nicht mit Zuverlässigkeit versichern kann, zwar nur auf 12 Liv. roh zu stehen kommen. Allein der Buchhändler steht mir nicht dafür, sie noch zeitlich genug lifern zu können. Zwar könnte ich Ihnen dieselbe aus der nemlichen Lesebibliothek ebenfalls geschwind verschaffen, allein man sieht doch dem Buch an, daß es schon gebraucht ist. Lassen Sie mich doch ia mit nächster Post wissen, was ich thun soll. Und nun meine beiden lieben Freundinnen, leben Sie wohl. Zwar ich bin ia noch nicht fertig. Es ist mir — doch nein, ich will aufhören, und der Pfarrer von Mahlberg solls Ihnen mündlich sagen. Bleiben Sie freundlich und gut

Ihrem ergebensten     H.                


Meine herzlichen Grüße an die Männer und alle Freunde.

 

 

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