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AN FRAU WEILER |
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Carlsruhe d. 2. Sept. 1806 Werden Sie mir nicht böse, meine theuerste Freundinn, oder bleiben Sie es nicht, denn warscheinl. sind Sie es schon, daß ich Sie auf die Antwort zu Ihrem lieben Schreiben so lange warten ließ. Theils war Herr Kirchen-Rat Sander, mit welchem ich vorher noch reden wollte, noch nicht aus dem Bad zurück, theils war ich auch ein wenig krank. Ich halte es für gut, daß Sie Ihren Sohn Daniel außer Straßburg sein Studium wollen fortsetzen lassen, und lobe Herrn Weiler dafür, daß er seine Einwilligung dazu gegeben hat. Wollen Sie den guten Jüngling unserer hiesigen Schulanstalt anvertrauen, so erwarte ich ihn mit Vergnügen, und alles was Sie von einem ehrlichen Mann und von einem aufrichtigen und guten Freund erwarten und wünschen können, und was in meinen Kräften steht, das sey Ihnen für ihn von mir zugesagt. Zu dem, was ich Ihnen, oder eigentlich Herrn Schneegans auf Ihre und seine Veranlassung nach meiner letzten Heimreise v. Straßburg über diese Angelegenheit geschrieben habe, kann ich indessen vor der Hand nicht viel neues hinzusetzen. Die Hauptsache ist gute Verpflegung in Kost und Logis. Kirchenrath Sander, ein Mann der die Jugend sehr gut und vernünftig zu behandeln und zu leiten weiß gibt Wohnung mit Bett, Licht, Holz und kleine Aufwartung, Frühstück, Mittags- und Abendtisch wöchentl. für sieben Gulden, hat übrigens keine Frau, sondern eine Haushälterinn, und Daniel würde ein artiges und geräumiges Logis von 1 Stube und 1 Cammer mit einem andern Pensionair HR v. Rottberg aus Rheinweiler, einem artigen Jüngling gemeinschaftl. haben. Gefällt Ihnen diese Gelegenheit, so kann er eintreten, wenn er will. Bey der geringen Wahl weiß ich Ihnen keine bessere zu empfehlen. Mit der Ankunft hätte es vor Ende des Oktober keine Eile. Die Lektionen des gegenwärtigen halben Jahres gehen mit diesem Monat zu Ende und im Herbst mehrere Wochen Ferien. Ich werde Ihnen wegen der Zeit, wenn die Winterlektionen ihren Anfang nehmen schon wieder Nachricht geben. Wäre es doch nur auch etwas näher nach Straßburg, etwa so weit als nach Lichtenau, gern möchte ich geschwind zu Ihnen hinauffliegen und mich zu Ihnen gegenüber ans Fenster setzen und dieses und was sonst die gute Stunde brächte, mündlich mit Ihnen besprechen. Daß Sie diesen Sommer nicht nach Baden gekommen sind, will ich für ein gutes Zeichen Ihrer Gesundheit halten. Oder haben Sie sich vor mir verheimlicht? Doch nein das haben Sie nicht, auch wäre es Ihnen übel gelungen. Denn ich habe in allen Verzeichnissen der angekommenen Curgäste, mich fleißig nach den lieben Straßburger Namen umgesehen. Leben Sie wohl, meine theuerste Freundinn, und fein heiter! Meine herzlichen Grüße in Ihrem und dem freundlichen Schneegansischen Hause. Ich bin mit gutem Blut Ihr ergebenster Fr. H.
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