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AN SOPHIE HAUFE |
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Theuerste Freundinn! Es will mir doch allmählig lang scheinen seit Pfingsten 1824 und noch länger bis Pfingsten 1825, obgleich wenn der Tag wieder um einen halben Hanenschritt zunimmt, wie heute früh handgreiflich, so ist für mich schon der halbe Winter vorbey. Ich wünsche oft in einer größern Stadt zu leben, z. B. in Straßburg aus mehr als einer Ursache, nebenher aber, weil Ihr mehr Kirchen und Uhren habt, um am Morgen den Tag an der frühesten zu messen, am Abend an der spätesten. Denn was ist das Leben ohne Täuschung, oder wie es andere nennen ohne Poesie. Ich zähle wie die Kinder. In wenig Wochen legen schon wieder die Hühner, in wenig Wochen später kommen schon die Maslieben und die Storken, hernach Mittefasten und Veilchen genug. Hernach wird das heilige Grab in Bulach besucht, wohin mich einst H. Haufe und Rauter begleiteten —, die Jünger gehn nach Emahus, der Herr fährt auf mit hellen Posaunen — in Lauf ertönen die Pfmgstgesänge und die Geiskäslein im Pfarrhaus sind reif. Unterdessen bekomm ich noch ein par Brieflein — von Ihnen, theuerste Freundiim nur wenn es Sie nicht angreift, wenn Sie wohl können, und gerne mögen, aber von Hrn. Haufe, vielleicht sogar von unserm Töchterlein, vielleicht sogar von H. Oswald, daß er Quartier bestelle. Zwei Worte: wir sind gesund und des Lebens froh — sind viel. Gott befestige und erhalte Ihre Gesundheit und Ihren heitern Sinn. Was mir H. H[aufe] über Ihre Angelegenheiten schreibt, ist mir in so fern recht. Ich verlasse mich auf die Vorsehung die immer gut leitet, wenn ihr nicht die Begierde das Concept verrückt. Ich baue sicherer auf die Vorsehung für meine Freunde als für mich, vielleicht weil mir ihr Schicksal näher anligt als das meinige. Ein Vogel auf dem Zweig, wie ich, wäre übel daran, wenn er den lieben Gott für niemand brauchte, als für sich. Meine Haushälterinn, an welcher ich den lebhaften Trieb, dankbar seyn zu können, schon lange bewundere, war sehr über die Gelegenheit erfreut, die Sie ihr vor einiger Zeit dazu durch Ihr schönes Geschenk gegeben haben. Es geschieht aus ihrem Auftrag, daß ich Ihnen dieselbe anzeige und bezeuge. Gott erfreue Sie und die Ihrigen mit dem besten, was ihr Herz bedarf und werth ist. Meine Grüße an alle. Mit unveränderlicher Liebe Ihr ergebenster Freund Hebel d. 9ten Jenner 1825.
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