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AN SOPHIE HAUFE

   

[1. August 1823]      

Seit gestern Abend bin ich hier im Bühlerthal, (heute ist der erste August) um unter diesen Castanienbäumen unter diesem Himmel, an diesen Rheinfällen des Bühlerbachs Ihr Andenken zu feiern, oder wenn es möglich wäre, Sie selbst. Ich bin Knall und Fall, wie man sagt, abgereist, sowie ich die Fehlerhaftigkeit meines Grundsatzes erkannte, das gute Wetter abzuwarten, wo man im besten Fall für den nächsten Tag nur das Widerspiel von dem gegenwärtigen erwarten darf. Gestern fuhr ich im Regen von Hause weg und kam so an. Ich und alle Berge rauchten Tabak. Heute ists schön. Möge es morgen kräftig regnen, und am Sonntag und Montag wieder schön seyn, und — für mich — so schön werden, wie es am Pfmgsttag hier war. Alle Bächlein fragen mich, ob ich denn dismal so ganz allein hier sey.

Ich tröste sie mit meinen Hoffnungen. Sie haben Glauben daran. Am Dienstag bin ich sicher noch hier. Am Mitwoch so unsicher als das Wetter. Genug des Verblümten. Ich halte es für möglich, daß mir der Posthalter von Bühl am Sonntag oder Montag einen Boten schickt, und wenn ich komme, daß ich finde was ich wünsche. Ich bin mit wenigem zufrieden, weil das wenige mir viel und Alles ist, nemlich achtes Kleinstraßburger Ur und Stammblut. Sonst kann man ia nicht sagen: „Wir sitzen so traulich beisamen." Wenn ich statt dessen nur einen Brief in CRuhe zu erwarten habe, so möge Sie theuerste Frau Sophie alles andere eher abhalten, als Ihre Gesundheit. Kommen Sie nicht aber seyen Sie gesund und heiter. Ein mehreres mündlich oder wirklich schriftlich.

Herzlich der Ihrige     Hbl.       

 

 

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Wir sitzen so traulich: aus dem „Gesellschaftslied" von Kotzebue.

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