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AN SOPHIE HAUFE

   

Ihr Brieflein, liebe Frau Sophie war mir, ich wills lieber gleich sagen „zwar" so lieblich, wie der heutige heitere Morgenhimmel, oder, weil das was man vergleicht, doch immer durch die Vergleichung etwas noch gewinnen muß, so will ichs umkehren und dem schönen heiteren Morgenhimmel, der Sonntagsfrühe eine Ehre anthun und sagen: Sie ist lieblich, fast wie so ein Brief — und zu lieblich, als daß ich mir selber alles, was in obigem zwar ligt zur lebhaften Anschauung bringen möchte, und ich rechne es zu den vielen andern Vorzügen der deutschen Sprache, daß sie dieses Wort, das immer etwas abzwackt, und immer etwas einengt, und in die schönste An- und Aussicht einen langen Schatten wirft, so hart und kurz als möglich ausdrückt. Ja es sieht mir nicht einmal recht deutsch, sondern eher wendisch oder Czaarisch aus, und ich will gern glauben, daß wir ursprünglich kein eigenes Wort dafür hatten, sondern ein fremdes einschwärzen mußten, weil das deutsche Gemüth so gerne zu allem Guten und Schönen besonders zu so einer Einladung ein freies frohes Ja sagen möchte. Also Nein liebe Freunde, es kann dismal nicht seyn, aus mehr als einer Ursache, so sehr ich mich sehne, wieder einmal bei euch zu seyn, und so sehr ich die Tage, die ich bei euch verlebe für die illuminirten Kupferstiche, oder für die Dichtung, das heißt für die Poesie in der (prosaisch albernen) Warheit meines Lebens halte. Gott vergelte euch euere Liebe. Er thut's auch, z. B. gleich in dem stillen Dörflein, das ihr mit Blumen und Ostereiern überfallen wollt, und das Sie mir zwar nicht einmal nannten, aus Furcht ich möchte es kennen, und mich auch ein wenig aus der Ferne hineinphantasiren, und an euern Freuden Antheil nehmen. Aber nichts gewonnen. Ich baue ein eigenes, und ein noch viel schöneres, wo ich euch und euere Freunde und Osterblumen und Eier und Freuden dran schon hineinplaciren will, wie die Mnemoniker sagen. Hernach, wenn ihr fort seid, brech ichs wieder ab. Und wenn ihr in dem wahren alles findet, was ich euch in das erdichtete lege, so ist euch in euerem Freundschaftskirchlein gerade so wohl, vielleicht auch noch ein wenig besser, als es einem Sterblichen unter der Sonne werden kann, und ihr denkt auch an mich in guter Laune, und schießt den BombenMörser nicht auf mich los, was ich mir iedoch auf alle Fälle verbeten [haben] will.

Grüßen Sie von mir, zuerst sich selber und die fröhlichen Kindlein und die alten und neuen Freunde, bekannter und unbekannter Weise, wie man etwas curios zu sagen pflegt. Auch habe schon um Weihnachten eine köstliche Pastete von Straßb. erhalten, und weiß noch immer nicht recht eigentlich von wem. Schreiben Sie mirs doch, damit ich mich auch der lieben Geberinn freuen und ihr danken kann, und thun Sie es vorläufig schön in meinem Namen. Den Hof kenn ich wohl, aber das Haus nicht.

Herzlich und immer Ihr ergebenster Freund       Hebel    

d. 31sten Merz 1816.

 

 

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