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AN SOPHIE HAUFE

   

[Zweite Junihälfte 1806]      

Mein Minister, an den ich gegenwärtig schreibe, hätte sich ein par gute Tage machen können, wenn ers gewußt hätte. Denn der Souverain war wieder eine auswärtige Angelegenheit, dismal zwar nicht in Airolo oder Isolabella wo es wirklich laut Nachrichten so heiß seyn soll, daß die Sense Gras mäht, und Heu umfallt, sondern nur in Mannheim, wo man zwar auch keine Pelzkappen trug, wohl aber Assmanshäuser Rothen trank auf des Ministers Gesundheit.— Als ich zurückkam mein lieber Minister traf ich den Pf. Hitzig an, der auch im Begriff war nach Mannheim zu reisen, denn das Glück weiß alles gar geschickt an einander zu reihen, wenn es gute Laune hat. Indessen lebten wir ein par Tage nicht giftig, wie ihr zu sagen pflegt. Daß H.[itzig] seine Heimreise nicht über Strasb. einschlug ist nicht meine Schuld, denn wer weiß, wenn sichs über einen Sonntag hätte machen lassen, wer mitgekommen wäre, und bey dem Minister und seiner Frau, bey allen Schneegänsen und Aldebarans eine kurze freundliche Umschau gehalten hätte. Aber nein, es hat nicht seyn sollen.

Sie schreiben mir, daß Ihnen das Wunderhorn so lieblich töne. Deswegen wird es auch auf Ihren Geburtstag angekommen seyn. Ich hab es zwar nicht gewußt, aber deswegen wird es das Wunderhorn heißen, weil es selber thut, was ich aus Unwissenheit unterlasse. Lassen Sie sich also dasselbe, wenn es Ihnen an sich wohlgefiel, als Angebinde von Ihrem Freund zum Geburtstag noch besser gefallen.

Folgendes gehört noch für Ihr Departement, weil es zu den schönen Wild- und Rheinkünsten gehört, alsdann werde ich mich an den Fürst von Turn und Taxis wenden. Ich lege Ihnen nemlich ein Gedichtlein für den alsatischen Allmanach bey, wenn es nicht zu spät kommt. Ich habe zur Strafe, daß mich Herr Münz für melancholisch hält, wiewohl ichs fast bin, das Jammervollste und schwermüthigste unter den wenigen ausgelesen, die mir aus eigenem Vorrath zu Gebot stehen. Ein Zweites neben dran ist aus der kleinen Sammlung die ich von Hitzig habe. Es scheint mir daß es dem Taschenbuch zu keiner Unehre gereichen würde, und ich habe die Erlaubniß von ihm zu diesem Gebrauch. Belieben Sie es Herrn Münz oder Stöber nebst meinem freundlichen Gruß zu übergeben. Es soll von unserer Seite übrigens gar nichts daran übel genommen werden, wenn sie aus irgend einer Ursache einem oder beyden dieser Beyträge die Aufnahme verweigern. Soweit meine liebe Frau Sophie, und nun belieben Sie den Fürst von Th. und Taxis hereinzurufen. Ich kann mich nemlich mein Bester gar nicht darein schicken, daß ich nicht mehr wie sonst alle Posttage Ihnen ein halbes Duzend Comissionen an den Leib zu werfen habe. Ich habe daher ein Cirkulare an alle meine inn- und auswärtige Freunde ergehen lassen und sie um Aufträge nach Straßburg ersucht. Einer hat mir bereits eine willfährige Antwort ertheilt. Herr Kirchenrath Wolf in Heidelberg hat einen seiner Söhne in Frankfurt bey Engelhard die Conditorei erlernen lassen, und wünscht ihn nun zur Fortsetzung seiner Studien in Basel oder Straßburg unterzubringen. Sollte sich nicht bei einem meiner guten Freunde z. B. Herrn Dörr, Wollenweber, Braun, Schmidt, Herder, (mit den übrigen stehe ich in keiner Bekanntschaft) ein Platz für ihn finden lassen? Ich habe in meiner Jugend für so manchen großen Thaler Zuckerwerk gefressen, daß mir wohl einer von den genannten, oder ein anderer diesen Gefallen erweisen könnte. Aber ich mache Ihnen große Mühe mit diesem Auftrag. Schade daß H. Münz sich warscheinlich nicht mit dem Confekthandel und noch weniger mit dem Menschenhandel befaßt. Aber doch kann er Ihnen vielleicht zufällig guten Rath oder Auskunft ertheilen, und Sie bitten ihn in meinem Namen um diese Gefälligkeit. Den iungen Menschen kenne ich selber gar nicht. Sein Vater aber, der wie gesagt, mein guter Freund und ein rechtschafener Mann ist, versichert mich ieder empfehlungswürdigen Eigenschaft desselben, und wird uns nicht täuschen. — Endlich wollen wir doch auch mit dem Lanquedoker Ernst machen, .....

 

 

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[Schluß fehlt.]

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