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AN SOPHIE UND GOTTFRIED HAUFE

   

[Zweite Hälfte November 1805]        

Sie haben gut reden, meine Theuerste! Ich muß Krieg führen. Das geht entsetzlich her auf dem KaffeeHaus mit Schlachten und Eilmärschen. Wenn ich nur eine Minute nicht da bin, so ist für Oestreich alles riskirt. Ich kann ohne stolz zu seyn rühmen, daß ich im Kampf für das durchlauchtigste Erzhaus schon manchen Tropfen — Bier verschüttet habe. Ich handle daher bereits mit Lorbeeren, wenn Sie auch brauchen können, denn ich kann nimmer alle aufheben. Deswegen gehts auch nicht so schnell voran wie die Aliirten wünschen. Hab ich nicht erst gestern das französische Hauptquartier von Wien wieder bis nach Melk zurückgedrängt, und wetze Ungarische Sebel drauf und dran? Wenn doch um Gotteswillen nur auch ein Mensch wäre, der dem Kayser Napoleon sagte, wen er schmieren müsse.

Darinn ist Herr Zyx glücklicher als ich, indem er auf eine so ehrenvolle und vortheilhafte Weise am kayserlichen Hofe (sonst Gemeinde Haus genannt) Zugang und Aufmerksamkeit fand. Mein lieber Intendant der schönen Künste, das habt Ihr nicht sollen geschehen lassen. Ein gerechter Minister muß dergleichen Sachen voraussehen, und bey Zeiten vorbauen und die Gelegenheiten abzuschneiden und zu verstopfen wissen, daß das Genie nicht bekannt werde. Nachdem es geschehen ist nehme ich es übrigens der Kayserinn nicht übel, ob ich sie gleich für eine christliche Frau halte; Moses hats verfehlt. Ich werde für die Schulen der Grafschaften Assm. und Caub das 10te Gebott ergänzen lassen: Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibs noch seines Hofkupferstechers. Auch Euch mein lieber Minister und Intendant will ich deswegen mein Vertrauen nicht entziehen, vielmehr durch fernere Aufträge Euch einen neuen Beweis meines Wohlwollens geben, und da

Mein lieber Herr Haufe!

Mann und Weib Ein Leib, und wie ich zwischen euch beiden voraussetzen darf auch Ein Herz und Eine Seele sind, so will ich, obschon mein Minister, iezt in die Küche gehn, und nach wichtigern Dingen, nemlich nach dem Mittagessen sehen mag, gleichwohl mit ihm fortreden, wenn nur Sie es hören. Obgleich weder Herr Maklott noch ich Herrn Simon kennen, so werden wir gleichwohl es mit Dank annehmen, wenn H. Zyx, und nöthigen Falls Sie mit ihm denselben vermögen wollen, die Ausarbeitung der Zeichnung zu übernehmen und so billig als möglich zu liefern. Ich bin überzeugt, daß H. Z. die schönen Geschöpfe seines Geistes in keine Hände übergeben werde, aus denen sie nicht schön wie er sie dachte und entwarf an das Licht treten werden. Um ein reines und achtes Andenken von H. Z. zu haben, und sagen zu können, die allerliebste Spinnerinn am Ofen sey mein, und sie allein küßen zu dürfen, wenn sie uns einmal in der Wirklichkeit erscheint, ohne den Verleger erst um Erlaubnis fragen zu müßen, so will ich die Platte, die H. Z. selber noch ausgearbeitet hat, auf meine Rechnung nehmen, und H. Makl. die beiden Simonischen überlassen. „Schlau gesagt, werden Sie denken und recht gutmüthig!" Nicht doch! Ich bin so billig, unter den Jetzigen veränderten Umständen nicht mehr an das generöse Anerbieten zu denken, das mir H. Z. unter den damaligen durch Sie machen ließ, und es wäre impertinent, zu verlangen, daß er mir für I Ldr. überlassen soll, wofür er von Makl. noch billig genug 4. haben kann. Fragen Sie ihn was er dafür verlange. Ich genehmige alles, was Sie mit einander ausmachen, und sollte er schneller abreisen müssen, als ich nach Ihrer Antwort das Geld schicken könnte, so ersuche ich Sie oder H. Schneegans es gegen alsbaldige dankbare Heimzahlung auszulegen. Der einzige Nebenblick auf das Interesse dabey könnte der seyn, daß H, Simon doch, leicht theurern Preis machen könnte, als H. Z. und ich nicht weiß, warum ich dem Maklott der wie eine todte Katze, mich sein Geschäft betreiben läßt, die wohlfeilere Platte, in solchem Fall überlassen, und die theurere annehmen soll.

Ich schicke Ihnen hier einen Virgil, will aber doch meine lezte Bitte in eine andere verwandeln. Möchten Sie mir nicht durch Herrn Cammerer zur Nachricht verhelfen, was die bisher herausgekommenen Autoren dieser Ausgabe und etwa der nächst wohlfeilem kosten in Strasburg. Es wäre schön, wenn die Böttinn solange droben bliebe, biß Sie diese Kundschaft eingezogen haben, denn ich kann Ihnen nicht zumuthen, sie einzuziehen, so lange die Böttinn droben ist. Und doch bin ich gewißermaßen pressirt. Also sobald als möglich.

Sehen Sie gerade so hat mirs Pfarrer Eccard mit Commissionen gemacht, wie ich Ihnen und auch alles so auf der Stelle, Mit umgehender Post! deswegen bin ich auch oft so neidig geworden, und habe ihn mit seinem unbegränzten Zutrauen zu meiner Bereitwilligkeit an die Pfefferküste gewünscht. Grüssen Sie die Freunde.

H.                 

 

 

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