zurück zur Briefübersicht

 

   

AN SOPHIE HAUFE

   

Mein lieber Minister!                                                          [Anfang August 1805]

Angesehen, daß Sie einen höheren Rang und Posten verdienen, als der Minister bey einem blosen schlechten Edelmann zu sein, habe ich beschlossen, nach dem Vorgang und Beyspiel Jakobs des 1 sten Kaysers von Haity Liebden, mich nach und nach in einen höhern Rang zu versetzen, und einsweilen den Titel Peter der 1 ste Grav von Assmanshausen und Kaub, des hohen Ordens vom heiligen Proteus Heermeister, anzunehmen. Indem ich Ihnen dieses notificire,, bezeuge ich Ihnen mein lieber grävlich Assmanshausischer Minister und Intendant, zu Ihrer Erhöhung meine Beyfreude.

Belieben Sie ihrem Untergeordneten folgende ministerielle Note zu insinuiren.

Mein lieber Haufe!

Der Baudirektor Weinbrenner hat dem Verleger der a.[llemannischen] G[edichte] den Kopf würrisch und störrisch gemacht und dadurch den Wunsch in ihm und mir rege gemacht, des Herrn Zyx Meinung über einiges zu hören.

1. Ohne von den a. G. zu urtheilen, daß sie schlecht, oder mittelmäßig oder gut gerathen seyen, behauptet er, die zeichnende Kunst könne einer sentimentalischen Schilderung des Gedichtes nichts mehr geben, was der Dichter nicht schon sprechender gegeben habe. Dieser schildere wahr und warm und mittheilend die innere Empfindung, diese darzustellen sey keine bildende Kunst im Stand, und in einem so kleinen Raum zeigen zu wollen, wie die Menschen äußerlich aussehen, die inwendig so empfinden, sey eine Sotise. Er rathet daher zu instruktiven Schilderungen, und schlagt dazu vor das Röttier Schloß, und die Nationaltracht der verschiedenen Geschlechter frey und ohne Beziehung auf den Innhalt eines Gedichtes dargestellt. — Das mag nun eine eigene Ansicht des H. W. seyn, wenigstens haben auch andere Gedichte eine Ausstattung durch Kupfer, mit welchen die Kunst keine Sotise scheint gemacht zu haben. Indessen scheinen mir doch einige Aeußerungen des H. Zyx damit übereinzustimmen. Ich überlasse die Prüfung dieses Gedankens dem Künstler, ders am besten verstehn muß. Sollte aber derselbe damit einverstanden seyn so hab ich folgende Ideen und Wünsche

a. es muß eine andere Abbildung des Röttler Schloßes hinaufgeschickt werden, denn die meinige ist von hinten.

b. Die Abbildungen der Trachten dürften nicht scheinen eine Copie zu seyn, von den schon bekannten z. B. in den oberrheinischen Mannigfaltigkeiten. Die Bürschlein müßen etwas in den Händen haben und schaffen z. B. Rechen Mähen etc.

c. Wird es wohl interessanter seyn Mädchen und Mann auf ein Blatt zusammen zu stellen, oder iedes besonders, oder verschiedene Gruppen? Uebersehen Sie hier das Fragzeichen nicht.

Im lezten Fall würde doch für die weiblichen Figuren noch immer die Familiengruppe im Anfang zum Carfunkel, nach H. Zyx Idee, und für die männlichen der Vatter und Sohn in der Vergänglichkeit die passendsten seyn.

Iezt queritur wie sieht die Oberl. Nationaltracht aus? W. schlägt vor den H. Zyx auf Maklotts Kosten eine Reise hinauf machen zu lassen um mit eigenen Augen zu sehen. Aber M. scheut die Kosten und ich die Zumuthung. Das geht nicht. Hingegen hat M. selber den originellen Einfall einen ganzen weiblichen Anzug aus d. Oberland nach Straßburg zu schicken, und mein Minister könnte ihn anziehen und dem Künstler zum Original stehn. Mit den männlichen hats keine Schwierigkeit. Sie sehn aus wie die Elsasser Bauern um Strasburg und was etwa fehlt, könnten Sie sagen und zeigen.

2. Weinbrenner dringt sehr darauf, daß H. Zyx dessen Talent und Kunst er sehr hoch schäzt, ersucht werde, die Kupfer selber zu radiren das Gegentheil sey für die Ausführung allemal nachtheilig. Ich glaubs selber. Einige Hoffnung haben Sie schon dazu gemacht.

Hören Sie was H. Zyx sagt, ob er kann und will. M. wills mit Haldewang abthun, der ohne hin eine Reise macht. Schön, wenn sich Z. dazu verstünde!

3. Makl. der ein wenig zaghaft ist, ist durch eine Schätzung des H. W. wie hoch das ganze Unternehmen kommen könnte, erschröckt worden, und wünscht, so ungefähr zu erfahren, um welchen Preis H. Zyx die radirten Platten liefern wolle. Ich halt es für undelikat und unklug, mit der Kunst zu akkordiren. Mach es, würde ich sagen, so gut du kannst, nicht so wohlfeil du kannst. Aber da fehlt es an Muth und Unternehmungsgeist. Glauben Sie, daß H. Zyx es nicht übel nimmt, so fragen Sie ihn, damit der arme Schelm erfahrt, wie er dran ist.

Nun kommt aber noch

4 tens ein geheimer Artikel unter uns. Ich setze nicht voraus, daß Herr Zyx aus Freundschaft gegen Sie, oder gegen mich, oder aus Wohlwollen gegen die allem. Muse, in seiner Forderung Rücksichten nehmen werde, noch weniger möchte ich ihn von fern her auf die Vermuthung kommen sehen, daß ich so etwas erwarte oder wünsche. Er soll lieber, und wird auch sein Wohlwollen für die all. Muse in der schönen Arbeit unter seinen Händen hervor leuchten lassen. Sollten Sie iedoch bey Nro 3, so eine eigene feine Neigung bei ihm bemerken, uns als Freunde nicht als Fremde, oder gar als Lord's zu behandeln, so muß ich Ihnen auf den Fall sagen, daß Maklott nur 2. ich aber das 3te Kupfer auf eigene Rechnung genommen habe. Es sieht nemlich nach meinem Gefühl knikerisch und arm aus, einem Werklein ein Titelkupfer zu geben, und dann im ganzen Buch nur noch ein einziges nachfolgen zu lassen. Entweder ienes ganz allein, oder wenigstens noch zwey. Da er sich zu lezterm nicht verstehen wollte, so übernahm ich aus vätterlicher Liebe für mein Geisteskindlein, das 3 te auf eigene Kosten aus dem Honorarium. Sollte also Herr Zyx, wie gesagt, aus Freundschaft zu einer billigern Behandlung sich desterminirt fühlen, so versteht sich von selbst und ohne Ungerechtigkeit gegen den Verleger, was ich sagen will, da dieser ohnehin wie immer den besten Profit für sich selber hat.

Auf diese Mittheilungen, wenigstens auf Nro 2. und 3. wünsche ich, und das ist kein Spaß, obgleich einer nachfolgt, sondern ich wünsche recht dringend, bis längstens den 18ten dieses Antwort von Ihnen zu haben, denn ich habe einen Bund mit dem König der Elfen und Feen gemacht, und am 19ten holt er mich. Die Vollendung der Ausgabe aber wird sich wegen andern Verhinderungen, bis in die Mitte des Oktobers verziehen, und solang hat also auch Herr Zyx Zeit, ohne uns aufzuhalten.

J. P. Hebel            

Ihr aber, mein lieber Minister, könnt wenn Ihr wollt, die Oberländer Kleidung, wenn sie kommt, anziehen, und Euch dabey vorstellen, Ihr seid die liebliche Tochter des Feldbergs. Und wenn Ihr alsdann außer der Kleidung an Euerm Leibe, auch noch Eure Taille und Euer Gesicht, falls Ihr nicht merklich guter Hofnung seid, zur Darstellung eines gattigen Oberländer Mägdleins leihen wollt, so werden alle Oberländer Ursache finden, Euch dankbar zu seyn. Aber die Brille müßt Ihr aufsitzen haben, das mach ich zur Bedingung.

Von Schneegans habe ich über ihre Ankunft in Baden keine bebestimmte Nachricht erhalten. Er hat doch meinen Brief an ihn und seine Frau erhalten? Meinen Gruß alda und bey den übrigen Freunden.

Ich wünsche Ihnen kurze Zeit zur Beschreibung Ihrer Reise auf die ich hoffe. Denn wenn Sie lange Zeit haben, so gehts lang, und ich hätts gern bald.

Peter I. Gr. zu Assmanshausen und Caub        

 

 

  zurück zur Briefübersicht

 

nach oben