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AN SOPHIE HAUFE

   

An Madame Haufe!                                               [Ende Mai—Anfang Juni 1805]

Mein lieber geheimer Staatsminister und Intendant der Künste und Wissenschaften!

Ich ersuche Sie, anliegende zwey rothe Vierecke Herrn Haufe nebst meinem Gruße zu übergeben, und demselben zu melden, was folgt:

Lieber Mann! Der Professor Hebel hätte statt mich zu seinem Minister und Intendanten zu machen, etwas anderes thun können, gesezt auch daß es etwas diskreteres gewesen wäre. Es ist ein Amt, das nur Mühe macht, und von einer anständigen Gage scheint keine Rede zu seyn, (wie denn auch wirklich keine ist) zwar hat er in seinem lezten Schreiben versprochen mich künftig in Ruhe zu lassen, und wird es in diesem wieder versprechen. Aber da sieht man, wie ers hält. lezt verlangt er, du sollst lieber Mann, dem Herrn Cammerer nebst seinem Compliment diese zwey Bücher wieder zustellen, und ihm dabey sagen, was ich lieber Mann, selber noch nicht weiß, sondern erst lesen will. Nemlich der gute Professor scheint mir überhaupt, und besonders bey diesen militärischen Zeitläuften nicht sonderlich bey Geld zu seyn, wenigstens nicht bei 96. Livres für ein französisches Werk, das er nicht versteht. Außer ihm ist noch ein eintziger Botanikus in Carlsruhe der Curfürst, der sich aber nicht selber damit abgibt, sondern seine Stelle durch den Hofrath Gmelin versehen läßt. Man sollte nicht glauben, daß CRuhe so wenig Botaniker habe, da doch die Botanik selber so sehr begünstigt wird, daß außer den botanischen Gärten, noch mehr als 5o.erley Pflanzen des Feldes auf dem Marktplatz und in allen Gassen wild wachsen, was sich sonst in großen und volkreichen Städten nicht wohl ausführen läßt, und es wäre keine Sache, wenn einmal Kölreuter, den er doch noch für den Dritten will gelten lassen, einmal eine Flora der Stadt CRuhe herausgäbe mit Kupfern so schön als sie das französische Werk da hat. Leztere findet der Curfürst, nemlich der Hofrath Gmelin selber schön und will übrigens nicht behaupten, daß er das Werk selber schon besitze, wohl aber das andere, aus welchem dieses gröstentheils abgeschrieben sey, wie alles Französische. Uebrigens brauchst du dich hieran eben nicht buchstäblich zu erinnern, wenn du H. Cammerer das Paket zurückgibst, sondern es wird genug seyn, ihm mit Artigkeit zu sagen, und das kannst du ia, daß der Curfürst keine Lust dazu bezeuge, und in Ansehung der übrigen, Botanikus und armer Teufel in Carlsruhe gantz gleichbedeutend seyen, und im Sprichwort schon lange eines für das andere gelte. Der Professor Hebel namentlich, der mit seinem Finanzminister nicht so gut berathen ist, wie mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, hat in seiner lezten Jahresrechnung vom 23. April ein Deficit von 47 fl. 161/2 cr., und es könnte noch größer seyn, wenn er Militär hielte. Das thut er aber nicht, und bleibt dir in Gnaden gewogen.

Uebrigens mein lieber Staatsminister und Intendant soll dies wirklich die lezte Mühe seyn, die ich Ihnen in dieser Qualität zumuthen will, und wenn die vorüber ist, so sind Sie wieder die gute Frau Sophie. Daß ich mit Herrn Schneegans Verdruß habe, werden Sie wissen, doch grüßen Sie mir ihn und die Seinen so freundlich als wenn nichts vorgefallen wäre. Gott gebe euch, was man zu einem frohen Leben bedarf, und wenns nicht genau auszurechnen ist, lieber etwas mehr.

Ihr ergebenster      H.   

 

 

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