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AN DANIEL SCHNEEGANS

   

Ietzt mit euch, lieber Gevatter, bin ich doch schon ein wenig besser zufrieden, als mit den andern; denn aus euerm Hause hab ich noch nie viel Schwarz auf Weiß gesehen, sondern Ihr habt mich bei Zeiten gewöhnt, dem Blau auf Weiß in euern vier Augen zu trauen. Nemlich die zwei Augen der Frau Gevatter, die so gut und freundlich sind, sind mit angeredet. Darin habt Ihr's klüger gemacht, als der Minister und der Thurn. Aber das Klügste ist nicht immer das Beste. Oder wenn ihr meint la, so müßt Ihr nicht gerade der Beste seyn wollen, sondern seid auch einmal recht schlimm. Die Böttinn sagt, mit keinem ihrer Kunden habe sie so viel Mühe als mit mir. So oft sie mir einen Brief zu bringen habe, müsse sie sich wieder von neuem erkundigen, wo ich wohne. Vor 14 Tagen that sie euch, eigentlich unsrer guten Stadt Klein Straßburg sogar den Schimpf an, und fragte bei der Policei, ob ein sicherer Herr Hebel hier sich aufhalte, an den sie etwas abzugeben habe. Helft mir auf die Spur, Herr Gevatter, wo selbige Schachtel herkam, ob sie nicht zu euerm Hofthor heraus gegangen ist. Ich komme mir vor wie ein iunger Gukuck, den die gutmüthigen Waldvögelein ätzen.

Anliegend schick ich euch ein Exemplar meiner neuesten Werke. Euer Landsmann Herr Weber, den ich in Petersthal kennen lernte, ist mir als Original gesessen. Nächstens kommts auch an euern Fakultätsgenossen den Herrn Leicht, vielleicht gar an euch selbst.

Nehmt euch in acht, wenn ich einmal ein Handbuch für anatomische Vorlesungen, herausgegeben von Schneegans, herausgebe. Thut lieber bei Zeiten Buße und schreibt mir bald, recht viel freundliches und liebliches, recht viel tröstliches in dieser bösen Zeit.

Wie ichs so anfange, und euch ein Paar Dutzend Commissioiien gebe. Z. B. eine. Haben Sie die Freundschaft über anliegende Fragen bei Levrau[l]t oder Treutel [oder] Kammerer Erkundigung einzuziehen und mich bald Antwort wissen zu lassen; — im Ernst, es liegt mir daran. Ich habe von dem Werk das Sie ia kennen erst 10 Hefte, und höre daß schon 80 heraus seyen. Artaria in Mannheim hörte auf es zu schicken. Ich will nicht unbillig sein, es ist möglich, daß sie nicht so geschwind Zeit haben, mir zu schreiben, als ich wünschen muß, diese Nachricht zu erhalten. In diesem Fall — nein auf diesen Fall lasse ich leeren Raum auf dem Blatt zur Antwort für den Buchhändler, und bitte Sie nur, dieses mir zurück zu schicken, und den Brief bald nachfolgen zu lassen. Nicht wahr, Sie thun mir den Gefallen, etwa morgen oder übermorgen. Ihr seid alle in mein Herz eingeschlossen, liebe Seelen. Sagen Sie der einen davon, Mad. Weiler, noch nichts, daß ein Brieflein durch das Hofthor gegangen ist, bis ich ihr auch geschrieben habe. Es ist artig von Daniel, daß er seinen Onkel nicht beschämen will. Meine herzlichen Grüße an alle. Mit gutem Sinn und Blut

Ihr Freund      H.                

d. 15t. Februar [1811]

 

 

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