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AN DANIEL SCHNEEGANS

   

[16. Aug. 1810]      

Ich will Ihnen, lieber Herr Gevatter, eine kleine Geschichte meiner Wanderschaft als Episode für den Hippeltrippel zum Vorgenuß mittheilen. Ich war länger in Straßburg als Sie wissen. Ich hielt mich noch 5 Tage lang in den Vorstädten Petersthal und Griesbach auf, eigentlich und wohnhaft in Petersthal, weils näher an der Stadt ist. Ich meinte ich kenne doch alle Straßburger. Aber nein, ich kannte von 50 die da waren nicht einen, nicht den Docktor Clausing, nicht Ihren Collegen Herrn Leicht, dem das Bad sehr zugeschlagen hat, wenn er mager aus der Stadt ging, nicht einmal Ihren Namens Verwandten Herrn Schneegans, dem ich viel Dank schuldig bin, weil ich oft Ihren Namen nennen hörte. Selbst den Weber, Herren Weber lernte ich erst hier kennen. Anfänglich hielt ich alle für Ortenauer und sagte zu allem was man mir sagte: Jesus Maria, bis mir D. Clausing zu verstehen gab, es führe mich zu nichts. Wie ich hernachwärts dem guten Klingenberger zu lieb 3 Tage lang zu Oppenau im Engel blieb, und den Kniebiß bestieg, um nicht nach Rippolsau, sondern nur nach Antogast zu kommen, und wie ich dort noch Herrn Stuber aufstöberte und über Allerheiligen durchs Capplerthal, nach Achern vagabundisch zu Fuß kam, und dort mich anstellte als wenn ich nicht derienige wäre, und dann zu Wagen in Baden einfuhr, und es so einrichtete, daß ich gerade ankam, als die andern Grafen, Ordensritter und Leute sich im Sahnen zur Tafel gesetzt hatten, um mich ihnen zu zeigen, das soll im H.[ippel] T.[rippel] ausführlicher und interessanter erzählt werden, als hier der Raum gestattet. Hier traf ich dann den übrigen Rest der Bevölkerung von Straßburg, bis auf die wenigen an, die ich lieber als die andern alle, um mich gehabt hätte. Aber sagt Herr Gevatter, wie habt ihr unterdessen so ganz allein in der großen Stadt die Zeit zugebracht? Wer hat eure anatomischen Collegia frequentirt. Wer hat das Gras auf den Gassen gemäht? und eine Flora Argentina geschrieben, wie ich eine Carlsruhera im Manuscript habe.

Hier ist es wieder, als wenn ich nie fort gewesen wäre. Es kennen mich noch alle Leute, zum Unglück alle meine Schüler, alle Canzleidiener, sogar ein paar Creditoren, nur der Straßburger Briefträger nullt. Ich war in Straßb. kränker als ich selber glaubte. Eigentlich hätt's sollen umgekehrt seyn; aber euer Umgang ist wie die Cur in Baden. Ihre wohlthätigen Folgen zeigen sich erst, wenn man wieder daheim ist.

Ich wollte euch mehr schreiben, aber ihr werdet noch ein wenig trübe Augen haben vom gestrigen NapoleonsFest.

Grüßen Sie mir Ihre Lieben, Mutter und Kinder, den Freundlichen, die Sanfte, und den Schalk der sich noch nicht verrathet. Audi Mad. Weiler und Sohn seyen herzlich gegrüßt. Reden Sie doch ein ernsthaftes Wort mit dem Straßburger Briefboten.

Herzlich der Ihrige      H.                

 

 

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