Mein
lieber Herr Gevatter.
[Mai 1810]
War wirklich die Korker Inselweih
Am 4 ten, so war ich nicht dabei.
Man ließ mich nicht wissen, wie oder wenn
Nun sagt, wie sollt' ich kommen denn?
Einer Sternschnuppe gleich, wenn groß und klein,
Im Himmlischen Casino, die Sterne sich freun?
Hat sie niemand geladen, heißt sie niemand sitzen,
Muß bald wieder fort,
Ist nicht ihr Ort,
Wo alle Aeuglein vor Freude blitzen,
Drum hab ich am 4 ten May
Zum Behuf meiner Phantasey
Ein Stücklein Kork in ein Täßlein voll Wasser gesetzt,
Und also meinen Sinn ergötzt.
„Diese Tasse faßt wahrlich ein kleines Meer,
„Das fluthet einzig zu meiner Ehr
„Und nicht ein winziges Inselein, blos
„Ein ganzes Kork ruht in seinem Schoß."
Drauf griff mich hohe Begeisterung an,
Ich nannte es Hebels Ocean,
Und fügte mit prachtvoller Ceremonei
Mein Kork, meinen Ländern und Titeln bei.
Ich sagte: Nun singt
Dort oben und springt,
Und koset euch satt
Und tanzet euch matt,
Ich gönn' euch von Herzen den frohen Genuß,
Vor dem Großen das Kleine verschwinden muß.
So hab ich denn Königlich wohl mich ergötzt,
Doch hab' ich verlohren, was niemand ersetzt;
Meine Frühlingsreise nach alter Sitte,
In Eure liebe und trauliche Mitte.
Bin zwischen zwei Stühlen niedergesessen,
Das gehört nicht zu den verzeihlichen Spässen.
Zumal da ihr leichtes loses Volk,
Dahin zieht wie eine Frühlings Wolk
Die weiß und flockig am Himmel schwebt,
Als wär sie aus lauter Baumwoll gewebt.
Nun ist mir der Garten des Baldners verödet,
Nun sind mir die Dohlen des Münsters getödtet.
Doch nein!
Es will mir, und will mir nicht ein,
Es kann nicht, und kann nicht seyn.
Echo: nicht seyn
nicht seyn.
Das übrige im Hippel Drippel. Im July reise ich durch Straßburg. Wo
finde ich euch Vagabunden? Wenn ihr alle in den Mond auswandertet, was in
Klein Straßburg athmet, so wollt ich doch iährlich die Stätte besuchen, wo
ich euch, liebe Menschen gefunden habe. Grüßt mir euere Lieben, und den
weiland Goldschmied, cum uxore. Gevatter, laßt mir die Adresse für die
sigares de Marseiile zurück.
Adieu Hebel