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AN DANIEL SCHNEEGANS |
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An Herren Gevatter Schneegans. d. 24t. Aug. [180]8 Die Tage wallen, Zum Teufel ist. Und weil denn nun zu dieser Frist, von dem und jenem die Rede ist, mir wurden schlechte Karten gemischt. Ich mußte die Feder wechseln, lieber Gevatter. Wenn die alte, die ich weglegte, einmal im Versschreiben ist, so reimt sie wie besessen fort, und läßt sich nimmer in Prosa zwingen. Was aber die schlechten Karten betrifft, darunter verstand sie, verblümter Weise, meine neue Anstellung, die mir zwar etwas weniger, aber mehrerley z. Th. verdrießliche Geschäfte und eine Wohnung in Ost Süd eintrug, die so sehr sich erhitzt, daß ich diesen Sommer alle Produkte von Banda und Amboina drin hätte können zur Reife bringen. Uebrigens führe ich dieses nur zu meiner Entschuldigung an, daß ich so selten an Sie schreibe, und auch dann fast nur in Versen. Ich muß bei diesem Wetter gewöhnlich bei Nacht aufbleiben, wenn ich in Prosa schreiben will. In der Tageshitze gerinnt alles augenblicklich in Verse und Reim, wenn ich nicht sehr vorsichtig bin, zumal in Briefen an Sie. Wenn Wittwer Haufe ein schlimmes Gesicht dazu machen wollte, daß er noch nie und Sie schon oft poetische Briefe von mir erhalten haben, so machen Sie ihm begreiflich, daß ich nur an Dichter in Versen schreiben kann, und an diese nur, wenn ich nichts wichtiges zu schreiben habe, wiewohl liebliches und freundliches, was im Grund doch das wichtigste ist. Aber ich fange an zu merken, daß ich im halben Schlaf schreibe, und die Augen fallen mir zu. Also, nichts für ungut, wenn ich auch in's Bett gehe, wie Sie schon lange drinn sind, entweder aus Betrübniß und langer Weile, weil Ihre Frau noch nicht wieder daheim ist, oder aus Freude und Kurzweil, weil Sie wieder daheim ist. Ich grüße das fromme freundliche Weib, den turnirhaften August, den frommen Karl, und meine Zuckerpathin. Mit herzlicher Liebe Ihr Freund H.
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