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AN MARIE KAROLINE SCHNEEGANS

   

[7. Juni 1807]            

An Herrn Schneegans, hinter den Mauern, nächst der Stadt Wien, in Straßburg

Oder vielmehr an Madame Schneegans daselbst.

Sie haben mich, meine liebe Freundinn, durch Ihr unverhofftes freundliches Schreiben, sehr froh gemacht. Aber Sie müssen mir nicht mehr schreiben, Hochehrwürdiger Herr Kirchenrath; sonst schreib ich Ihnen Hochachtbare, Tugendreiche, Insonders liebwertheste Frau Gevatter, und Frau, und wenn ich fertig bin — — andauernd geneigtem Wohlwollen, mich bestens empfehlend, meiner Hochachtbaren Insonders liebwerthesten Frau Gevatter und Frauen gehorsamster Diener — Aber gehorsamer Diener, ich bin noch nicht fertig, sondern ietzt fang ich erst recht an. Denn fürs erste will ich Ihnen auch dafür danken, daß Sie mir zu Ihrem Brief, auch noch einen von Ihrem Mann haben verschaffen wollen. Aber, denken Sie nur, was der Schlaue gethan hat. Fürs erste hat er ein ganzes Blatt von Ihrem Brief herunter geschnitten, damit er nur eine Seite noch zum Schreiben leer hatte. Fürs andere, hat er den Brief nicht, wie Sie besorgten liegen lassen, sondern schnell spedirt, damit er auch auf dieser einzigen leeren Seite, nicht nöthig hatte, sich zu entschuldigen, wie Sie ihm doch aufgegeben haben. Er hat alles kurz aber sehr leserlich abgethan.

Aber doch bin ich ihm gut, erstlich, weil er den Brief nicht hat liegen lassen, sondern hat ihn sogleich spedirt, zweitens weil er mir bald einen recht langen Brief schreiben will; erinnern Sie ihn gütig daran, und wenn er nicht auf gute Worte gibt, so brauchen Sie Ernst. Ich will nicht behaupten, daß Sie selber bisweilen schreiben würden, wenn Sie wüßten, wie werth mir Ihr freundliches Andenken ist; aber Sie ließen mich wenigstens alle 14 Tage durch Ihren Mann grüßen.

Wie ich höre wollen Sie mit dem ändern fröhlichen Völklein eine Reise ins Oberland machen, nemlich in das Badische. Sie könnten nichts klügeres thun, wenn ich nur auch dabei seyn könnte, wiewohl Sie viel kluges thun, z. B. daß Sie deswegen doch diesen Sommer noch nach Baden und Karlsruh kommen, damit ich doch auch etwas davon habe. Lassen Sie sichs droben wohl gefallen, und denken Sie auch einmal an mich. Sie werden nicht leicht über ein Brücklein fahren, oder gehen, auf dem ich nicht schon gesessen bin, und etwas dummes gedacht habe. Auch muß ich mein rothes Tischbändele das letztemal bei Ihnen haben liegen lassen, ich bitte Sie es auf zubewahren. Grüßen und küssen Sie mir Ihre liebe kleine Welt, und den kleinen HerrGott drin, nemlich den Hrn. Schneegans, auch die andern Planeten. Ich bin also — andauernd geneigtem Wohlwollen? — Nein, mit herzlicher Werthschätzung und Freundschaft

Ihr ergebenster      Hebel        

 

 

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