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AN DANIEL SCHNEEGANS

   

d. 23t. July 1805     

An Herrn Schneegans
Wie Sie heißen, mein lieber Schneegans
Das weiß ich zwar, da sag ich's ia!
Auch wollt ich, Ihr Haus
Gaß ein, Gaß aus
An allen Hoberschen und Kirchen vorüber
Bald finden, mein Lieber!
Wenn ich nur mein eigener Briefbot könnte seyn.

Aber so ich das nicht kann, wie ich's denn nicht kann, so erbarme sich der Genius der Freundschaft, über mein armes Brieflein, das den Weg in die große volk und häuserreiche Stadt zum ersten mal macht, und leite es in die rechten Hände, und verschaffe ihm eine freundliche Aufnahme. Das habt ihr pfiffig gemacht, daß ihr mir keine Adresse schickt; da ich eine einzige in ganz Straßburg habe, die mir nichts nützt, wenn Haufe et sa femme im Oberland ist; denn wenn mir die Adresse Nr. 2, neben der kl. Metzig nichts mehr hilft, so bin ich übler dran, als der Blinde im Basler Todentanz, dem das Hündlein abgeschnitten ist. Ja, wenn ich noch alle andern Ihres Namens, Vettern und Verwandte kennte, wie ich sie nicht kenne, so ließe sich helfen; denn wenn die andern alle gesprächiger wären als Sie, so schriebe ich: „an Hrn. Schneegans den Stillen", wenn aber die andern alle stiller sind, An Hrn. Schneegans den Gesprächigen; oder wenn Sie der einzige wären der Verse macht, an Hrn. Schneegans den Poeten. Aber weiß ich denn das? — Also mag die Böttinn sich und meinem Brief Rath schaffen.

Uebrigens will ich in diesem Augenblick nichts weniger als den Ihrigen beantworten. Nein, ich will Sie auch warten lehren, wie Sie mich, und Sie sollen auch vor Ungeduld fast verzwatzlen, wie ich, wenn Ihnen anders an meinen Briefen so viel gelegen ist, als mir an den Ihrigen. Ietzt bitte ich Sie nur Herrn Zyx zu fragen, ob er meinen Brief aus dem Oberland erhalten habe, und ihn um baldige Nachricht zu bitten. Alsdann, oder vielmehr noch vorher, belieben Sie nebenstehendes Blatt,

 

An Madame Schneegans

Von dem Ihrigen mit einer Scheere sorgfältig abzuschneiden, und dasselbe mit freundlichen Worten und Minen zu übergeben.

Sie haben mich nemlich theuerste Freundinn sehr angenehm durch Ihr Brieflein überrascht, und sind mir zuvorgekommen. Ich wollte nemlich meinem nächsten Brief an ihn, wie ich auch jetzt thue, ein Brieflein an Sie beilegen, und Sie bitten mir immer gut zu seyn. Aber warum hat mir der böse Mann so lange nicht geantwortet? Er muß es gemerkt haben.

Es war mir herzlich leid, daß ich die schöne Reise ins Oberland, nicht mitmachen konnte, und nun noch mehr, wenn ich etwas dazu beigetragen habe, daß der ganze Plan vereitelt wurde. Doch schreiben Sie mir, daß Sie sich im Stillen darüber gefreut haben. So ist Ihr Geschlecht, und so sind denn auch Sie. Sie meinen ich werde ietzt etwas schlimmes sagen wollen? Aber nein, vielmehr das Gegentheil. Nemlich Sie wissen allem, worüber man sich Unruhe macht, noch eine Wendung zu geben, daß man sich wieder einiger maßen trösten kann.

Dafür will ich denn auch dankbar seyn, und nach Baden kommen, wenn ichs machen kann. Ich verberge Ihnen die Schwierigkeiten nicht. Ich habe meine liebe und gefällige Hausfreundschaft, die droben war, ohngeachtet vieler Einladung nicht besucht, und nahe Gelegenheiten dazu und Veranlassungen unbenuzt gelassen. „Warum?" ich gehe dies Jahr gar nicht nach Baden, sondern nach Deinach, wozu ich mich einer Gesellschaft engagirt habe. Wie iezt? — Sodann kommt viel auf den Tag an, an welchem ich Sie drüben antreffen könnte, wegen den hießigen Geschäften; und endlich muß es mir, das hoffe ich aber auch, besser werden, als es mir ietzt ist. Ich leide an der Colik, und dies ist der Grund, warum ich gestern den Brief nicht mehr für die Böttin fertigen konnte. Das Wassertrinken ist daran schuld, ich werde es aber bleiben lassen. In Straßburg war ich sicher vor der Colik.

Lassen Sie mich aber doch auf alle Fälle wissen, wann und wie lange Sie in Baden seyn werden, und in welchem Haus Sie zu erfahren sind.

Ich adreßiere ietzt den Brief an Hrn. Leyß, der schon wissen wird, mit welchem Herren Schneegans Haufe gut Freund ist, und wo Sie wohnen. Leben Sie wohl, meine theuerste Freundinn! Ich küße Ihre frommen Kinder, und bin mit inniger Hochachtung und Freundschaft

Ihr Ergebenster v. Karlsruhe          

 

 

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