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AN DANIEL SCHNEEGANS

   

Mein lieber und schätzbarer Freund!                          Karlsruhe d. 24t. Merz 1804

Wundern Sie sich nicht über die deutschen Ziffern, die Sie hier erblicken! Hr. Haufe wird Ihnen sagen, warum ich Ihnen deutsch antworte, und was ich dabei gewinne, wenn Sie mir noch oft französisch schreiben. Derselbe wird mich auch bei Ihnen entschuldigen, ich traue es ihm zu, daß ich Ihr werthes Schreiben, nicht früher beantwortete. Sie haben mir damit ein großes Vergnügen gemacht. Sie haben mir das Vergnügen, das mir Ihr Besuch und der kurze Genuß Ihrer Bekanntschaft gewährte, auf eine angenehme Weise erneuert, und ich danke Ihnen für diesen und für ienes.

Ich lerne jetzt die schwedische Sprache, oder vielmehr ich will sie lernen, wenn ich kann und Lust behalte, nicht weil der König hier ist, mit dem ich nichts deutsches und nichts schwedisches zu reden habe, oder demüthiger zu reden, er mit mir nichts, sondern weil mir der Zufall eine Swensk-Grammaticka in die Hände gespielt hat, und weil es für einen Lehrer der Jugend gar heilsam ist, wenn er sich von Zeit zu Zeit wieder die eigene Erfahrung macht, daß es doch schwerer sey, etwas Unbekanntes zu lernen, als etwas Bekanntes zu lehren. Alsdann will ich mit schwedischen Briefen, euern Muthwillen schon bestrafen, und Sie werden so froh seyn als Ihr boshafter Rathgeber, wenn ich komme, und Ihnen selber übersetze, was ich Ihnen geschrieben habe. Zwar werden Sie in Ihrem lebhaften und volkreichen Straßburg, wo allerlei Volk wohnt, das unter dem Himmel ist, wohl auch ein paar schwedische Dollmetscher haben. Aber ich will mir verbitten, daß Sie meine Briefe nicht den nächsten Besten lesen lassen, ehe Sie selber wissen, was darinn steht, und dann wirds doch auch noch darauf ankommen, ob ein wahrer Schwede mein Schwedisch verstehen würde. Also, ich werde wohl selber kommen, und wahrscheinlich, ehe ich die neue Sprache kann, wenn auch nicht auf die halb versprochene Zeit. Auf alle Fälle wird das Vergnügen Sie wieder zu sehen, mit ein starker Beweggrund seyn, den Wanderstab oder den Kutschenschlag in die Hand zu nehmen. Unterdessen leben Sie wohl, und behalten Sie Ihr Wohlwollen für

Ihren ergebensten Fr.       J. P. Hebel         

 

 

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