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AN JAKOB FRIEDRICH RINGER

   

 

Alle guten Geister — so dachte ich, theuerster Freund und hochwürdiger Herr! als ich aus Ihren Bergen, in denen Sie wie ein verzauberter Prinz eingebaut und eingebannt sind, Ihre Stimme vernahm und nach langen Jahren wieder eine Spur Ihres Lebens entdeckte. Und ob Sie gleich in Ihrem ganzen Brief Gott den Herrn nicht sonderlich loben, weder für die schönen mehligen Grundbirn, die vorigen Herbst doch so vorzüglich gut geriethen, noch für die schönen Erd- und Brumbeeri, die auch nicht werden ausgeblieben seyn, so fühlte und erkannte ich doch, daß mich ein guter Geist umschwebe.

In Ihrer Klage, daß ich wie ein unsichtbarer Comet, dem man seine Bahn gar nicht berechnen kann, schon einmal an Ihnen vorbey gestreift bin, erkenne ich Ihre freundschaftliche Gesinnung gegen mich, und in der kurzen und richtigen Entschuldigung, womit Sie es ansehen, Ihre Billigkeit. Die Zeit, die wir im O[ber] L[and] zubringen können, ist iedesmal so kurz, die guten Freunde, die man beschauen möchte, sind so viel und so weit auseinander, man bleibt an so vielen Orten hängen, ist so wenig abhängig von sich selber, daß es unmöglich wird, die entferntesten Puncte zu erreichen. Ich hatte ein schönes Planchen, wärs nicht vereitelt worden. Ich wollte bey Schmid in H[ügelheim] meine Reisegesellschaft verlassen und von dort aus über Neuenweg ins Wiesenthal hervorbrechen und bey Ihnen, wenn Sie mich freundlich angesehen hätten, einen Rasttag machen. Da nichts daraus ward, so werden Sie wenigstens über die Berge von Gresgen herüber meinen Gruß und Segen empfangen haben und mir glauben, daß ich noch nicht ganz befriedigt war, als ich iene Gegenden verlassen mußte, ohne Sie gesehen zu haben. — Also wenn ich Sie in Zukunft in Bromb[ach] oder O[ber] Eggenen näher bey der Hand hätte, schön, schön in jeder Hinsicht! Auch hats an meinem guten Wort nicht gefehlt, ob ichs gleich mit wenig gutem Glauben daran gethan habe. Sie wissen wohl, wie es ist und wie es geht. Das Schlimme in solchen Fällen, aber im ganzen doch wieder das Gute ist, daß Privat Vorstellungen von solcher Art, zumal wo die Gerechtigkeit gegen andere zu leiden scheint, nicht viel nutzen. Lezteres möchte fast der Fall diesmal seyn. Bey Brombach ist es gewiß, daß sich Pfarrer um diese Stelle melden, die schon in den 70er Jahren ihr Examen bestanden haben, z.B. Gramer, Friesenegger. Ob Oberegg[enen] vacant wird, ist noch ungewiß. Wenn Sitzenkirch wieder von Candern getrennt wird und an O[ber] E[ggenen] zurückfällt, ist S[onntag] geneigt zu bleiben. Kommt er weg, so glaubt H. G. R. Brauer, daß Molter, der schon lange promovirt werden soll, O[ber] E[ggenen] noch annehmen würde. Ich weiß, daß Sie als Freund von mir nicht erwarten, daß ich Ihnen mit Hoffnungen schmeicheln werde, an die ich selber wenig Glauben habe, und in diesem Vertrauen bitte ich Sie, mit dem schönen Gedanken an eine sehr nahe Erlösung sich noch nicht zu sehr zu familiarisiren, und die liebe Gattinn, der ich mich bestens zu empfehlen bitte, soll auf alle Fälle den Chruutgarte unds Büündtli noch einmal wohl ansäen lassen. Und wenn Sie in Wies bleiben sollten und es möglich ist, so werde ich bis künftigen Herbst Visitation halten, obs ordentlich geschehen ist.

Unterdessen leben Sie wohl, lieber Berg-Geist, und behalten Sie in gutem Andenken Ihren aufrichtigen Freund und gehorsamen Dr.

 Hebel             

d. 21 sten Merz 1802.

 

 

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